Leben und Werk von Nikolaus Reinartz, |
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Billig
im Mittelpunkt der Geschichte und Kultur unserer Heimat.
Der heutige Tag gilt dem Gedächtnisse des heil. Märtyrers Cyriakus, der in der Diokletianischen Verfolgung die zur Zwangsarbeit an den kaiserlichen Bauten in Rom verurteilten Christen betreute. Ihm sind in unserer Gegend die Pfarrkirchen in Billig, Langendorf und Weyer geweiht. In früherer Zeit hatte das Cyriakusfest in Billig eine besondere Anziehungskraft für die Bürgerschaft der Stadt Euskirchen. Es waren alte, traditionelle Bindungen, die uns nach Billig zogen. Billig, der Mittelpunkt der Geschichte und Kultur unserer Heimat, überschrieb Karl Gissinger das erste Kapitel seiner Geschichte der Stadt Euskirchen. Schon im Jahre 1836 schrieb Trimborn in den Rheinischen Provinzialblättern über Billig, Belgica, eine feste römische Niederlassung an der Erft. Zahlreiche andere Geschichtsforscher, vom Rheinischen Antiquarius von Strombergs über Baerschs Eiflia illustrata bis in die neueste Zeit haben dasselbe Thema eingehend behandelt. Professor aus'm Werth hat in den Bonner Jahrbüchern folgendes festgestellt: Auf dem zwischen Erft und Feybach liegenden freien Plateau am Abhang der Eifelberge, für das sich noch heute der Name Kaiserstein erhalten hat, befindet sich unter dem Ackerboden ein ausgedehntes römisches Ruinenfeld. Schon die Wahrnehmung einer dreifachen Straßenverbindung zwischen Metz - Trier und dem Rhein nach Zülpich - Köln, nach Roitzheim - Buschhoven - Bonn, nach Büllesheim - Straßfeld - Metternich - Wesseling, wie die im Antoninischen Itinerar an der Straße Trier - Köln eingezeichnete Station Belgica veranlaßten zuerst Hetzerodt im Jahre 1821, diese Stelle für das römische Belgica anzunehmen. Diese Feststellungen wurden im wesentlichen bestätigt durch ausgedehnte Ausgrabungen, die in den Jahren 1874, 1875 und 1879 im Auftrage der preußischen Regierung vorgenommen wurden. Sie ergaben, daß sich auf dem Kaiserstein eine umfangreiche römische Niederlassung befunden hat, deren Lageplan und eingehende Beschreibung in Gissingers Geschichte S. 50 wiedergegeben sind. Ueberaus zahlreiche römische Funde, u. a. 248 Münzen, die von Galba (um 30 n. Chr.) bis Theodosius (um 390 n. Chr.) reichen, ferner Bronzebüsten, Gefäße und Inschriftensteine, die zum großen Teil ins Provinzialmuseum nach Bonn gewandert sind, gaben Zeugnis von dem regen Leben, das hier Jahrhunderte lang unter der römischen Herrschaft gewaltet hat. Es würde über den Rahmen dieses Aufsatzes hinweggehen, wenn wir auf dieses hochinteressante Kapitel unserer Heimatgeschichte näher eingehen wollten. Da Dorf Billig war in später Zeit, im 13. Jahrhundert, wahrscheinlich im Besitze des Walram von Limburg. 1337 wurde es von dem Abt von Korvey an die Herzöge von Jülich verkauft und war seitdem Sitz einer Jülichschen Unterherrschaft, die in den Händen der Edelherren von Tomberg-Vernich, die von Saffenburg und den der von Eich war. Im 15. Jahrhundert fiel sie, wie Renard in Clemen: Die Kulturdenkmäler des Kreises Euskirchen berichtet, an Gotthard von Drachenfels, Herrn zu Gudenau. Mit Gudenau kam Billig an die Freiherrn von Walbott und die Freiherrn von Vorst-Gudenau. Diese Edelherren residierten auf einer Burg, von der heute nur noch ein Flurnamen Auf der alten Burg Zeugnis gibt. Gissinger hat der Burg zu Billig im Jahre 1909 in der Euskirchener Volkszeitung eine eingehende Studie gewidmet. Sie hat auch in dem Roman Das Fündeleinskind, der vor fünf Jahren im Volksblatt erschienen ist, eine Rolle gespielt. Renard will ihren Standort in dem die Knöpp genannten kleinen, runden Hügel erkennen, weitere Spuren sind nicht mehr vorhanden. In der französischen Zeit wurde Billig zu Euskirchen geschlagen und blieb in diesem Gemeindeverbande bis zum Jahre 1836, als Euskirchen der Rheinischen Städteordnung unterstellt wurde. Billig hatte stets eine Vertretung im Euskirchener Gemeinderate; einer der Vertreter mit Namen Pohl fungirte sogar zu Beginn der preußischen Zeit, bis 1822, als Beigeordneter (siehe Simons: Aus Euskirchens alten Tagen, Heimatbeilage 1925, Nr. 28). Seit 1856 gehört Billig zur Bürgermeisterei Wachendorf. Was die kirchlichen Verhältnisse anbetrifft, so wird eine Kapelle in Billig bereits im Jahre 1237 erwähnt, sie war aber wahrscheinlich eine bedeutend ältere Gründung. Stiftsvikare von Münstereifel hielten in ihr den Gottesdienst. Die Abschrift einer Urkunde von 1380 im Pfarrarchiv zu Münstereifel nennt Billig ein Kirchspiel. Später war es eine Filiale von Kreuzweingarten. 1896 wurde der erste Rektor ernannt. 1905 wurde Billig selbständige Pfarrei. Die alte Kirche, ein einschiffiger, schmuckloser Bruchsteinbau, wurde 1898 niedergelegt, nachdem die jetzige Kirche in den Jahren 1895 bis 1897 nach den Plänen des Architekten Theodor Kremer aus Köln neuerbaut worden war. Der schlanke Turm des stimmungsvollen Gotteshauses ist ein Wahrzeichen unserer Gegend geworden. In der alten Kirche hing eine Glocke aus dem Jahre 1745, die folgende Inschrift trug: H. Ciriacus heis ich, zum Dienst Gottes roff ich, das Ungewetter vertreib ich und die Gemeinde bezahlt mich, Carl Engelbert und sein Sohn Peter Heinrich Fuchs von Koellen haben mich zu Antweiler gegossen. 1745. Unten stand auf der einen Seite: Clemens Augustus Xaverus, Freyherr von der Vorst zu Lombeck und Gudenau, Herr zu Gudenau, Konigswinter, Villip, Mell, Nyrendorff, Odingen, Rutzheim, Billig, Ambtmann derren Ambteren Reinberck, Gudesberg und Miehlem. Auf der anderen Seite: Johannes Schiffmann, Dionisius Metz, Bartolomäus Zientzheim. Die neue Kirche erhielt im Jahre 1925 ein neues, auf a, c, d, gestimmtes Geläute. Vor 75 Jahren, 1865, war das Cyriakusfest in Billig mit einer besonderen Feierlichkeit verbunden. Das neue Muttergotteskapellchen auf der Anhöhe hinter dem Dorfe, von der aus man die schönste Fernsicht, namentlich auf unsere Vaterstadt genießt, ist damals unter großem Andrange von nah und fern eingeweiht worden. In diesem Jahre wird das Cyriakusfest unter dem ersten Zeichen des Krieges stehen, trotzdem dürfte sich am Sonntag mancher Euskirchener nach alter Ueberlieferung zum Gang nach der alten Belgica entschließen. |
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Euskirchener Volksblatt vom 8. August 1940 |
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