Leben und Werk von Nikolaus Reinartz, |
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Ortsnamenkundliches
Von Professor Dr. G. Mürkens Der Ortsname Billig Billig bei Euskirchen lautet nach einer römischen Wegekarte, dem Itinerarium Antonini, Belgica vicus und ist einer der wenigen aus dem Altertum überlieferten Namen. Da das Iterarium die Namen in ziemlich ursprünglicher Form gibt, so kann als Grundform keltisches Billiacum bezw. Villiacum, woher sich Willich bei Krefeld, Wasserbillig bei Luxemburg und Welschbillig bei Trier ableiten, zur Erklärung unseres Namens nicht in Betracht kommen. An ein von dem Volksnamen Belgae abgeleitetes lateinisches Adjektiv zu denken, geht ebenfalls nicht an, denn sonst hieße der Ort vicus Belgicus 1). Das alte Belgica lag nicht an der Stelle des heutigen Billig, sondern ungefähr in der Mitte zwischen Billig und Rheder. Die noch heute über viele Aecker zerstreuten zahlreichen Ziegelreste kennzeichnen deutlich die Lage des ehemaligen römisch-keltischen vicus. Hier vorbei fließt ein klares Bächlein, das heute Flutgraben heißt. Es kommt aus den früher bewaldeten Höhen hinter dem Orte Billig und fließt oder floß vor Rheder in die Erft. Früher, vor den vielfachen modernen Umgestaltungen und Veränderungen der Feldflur, floß dieses Wasser reichlicher und hatte den Charakter eines richtigen Baches. Dies bestätigte mir ein Herr Pohl aus Billig noch für die Zeit der in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts in Belgica vorgenommenen Ausgrabungen, bei denen er als junger Mann unter Leitung seines Oheims, des Münstereifeler Gymnasialdirektors Pohl, mitgearbeitet habe. Oft habe er, so erzählte er u. a., zur Löschung seines Durstes das klare Wasser dieses Bächleins getrunken. Das Bächlein war den keltischen Dorfbewohnern, den vicani, wie ich annehme als die Belga bekannt, die wahrscheinlich die Glänzende bedeutet; europäische Wurzel bhalg, keltisch balg = leuchten, brennen, mit Bezug auf das Wasser etwa glänzen 2). Bei Ausonius (Pertz X 145, Gesta Treverorum) heißt im 4. Jahrhundert die Kyll bei Trier Belgis, hat also denselben Stamm wie unsere Belga. Zeuß stellt in seiner keltischen Grammatik den Volksnamen Belga zur Wurzel bhelgh schwellen und deutet die Belgae als die Aufgeblasenen, die Stolzen. Wenn nun die Bachnamen Belg-is und Belg-a, wie anzunehmen ist, dieselbe Wurzel enthielten, wie sie in den Volksnamen der Belgae steckt, so würde ihre Bedeutung die Anschwellende sein. Für unsere Belg-a, die, wie oben gesagt wurde, von den früher bewaldeten Höhen hinter dem Orte Billig herunterfloß, würde auch diese Deutung passen. Nach diesem Bache Belga nannten die Kelten dann mit der Ableitungssilbe -ic- die daran liegende Siedlung Belg-ic-a 3). Diesen Namen fanden die Franken vor und übertrugen ihn auf ihre neue Siedlung, die sie in der Nähe anlegten. Aus Belgica ist dann der heutige Name Billig geworden. Die sprachliche Entwicklung denkt man sich wohl am besten so, daß Belgica zunächst verkürzt zu Belga, Belge wurde, woraus sich dann durch mundartliche Zerdehnung Bellig (Bellich) und schließlich durch Umlaut Billig (Billich) entwickelte. In dem Weistum über die Herrlichkeit Zievel weist Reinartz 4) auf Grund von Flurbezeichnungen überzeugend nach, daß der Billiger Wald ursprünglich der Billig genannt wurde. Er möchte nun daraus folgern, daß der Ort Billig von dieser ursprünglichen Waldbezeichnung den Namen erhalten habe. Demgegenüber sei darauf hingewiesen, daß Bergnamen einer Siedlung nur selten den Namen gaben, daß es aber umgekehrt eine gewöhnliche Erscheinung ist, daß ein Bachname nicht nur in einem Ortsnamen weiterlebt, sondern auch auf das angrenzende Berggelände übertragen wurde. Eine analoge Erscheinung haben wir im Landkreise Bonn. Hier bekam von einem vordeutschen Bachnamen Vel-apa zunächst der Ort Villip den Namen, dann aber auch das bekannte Gebirge die Ville. Um das germanische apa Wasser, Bach verkürzt, hieß der Bach im Jahre 973 Fila, das Gebirge alt Vela, Vile (vgl. Förstem. ON. I, 879 und 869). Der Name Ville kam, wie es auch bei sonstigen Bergzügen der Fall ist, ursprünglich nur einem begrenzten Gebirgsteil zu und zwar dem Gebirge um die Velapa oder Villip und wurde erst später auf den ganzen zwischen Erft- und Rheintal gelegenen Höhenzug übertragen. So wird auch in unserem Falle die Belga oder die Billig, wie der Bach vermutlich in fränkischem Munde hieß, zunächst nur dem unmittelbar angrenzenden Gebirgsteil den Namen gegeben haben. Doch allmählich wird sich der Name Billig auf den ganzen nach Westen und Südwesten gelegenen Höhenzug ausgedehnt haben. Beim Dorfe hat eine Burg gestanden, an die noch eine Flur auf der alten Burg erinnert. Sie war der Sitz eines nach dem Orte benannten Rittergeschlechtes. Ein Heynrich von Billich (genannt Smegge) wird im Jahre 1387 erwähnt 5). Vor Billig lag nach Ausweis des Flurnamens Lützelbillig (= Kleinbillig) ein Weiler gleichen Namens. Anmerkungen
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Euskirchener Volksblatt, Nr. 189, 14./15.8.43. |
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