Leben und Werk von Nikolaus Reinartz,
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Das Weingarten des hl. Kreuzes
Von Pfarrer N. Reinartz

"In älterer Zeit ist der Name Kreuz-Weingarten viel gebraucht worden, von der Lage der Kirche nämlich im Abhange des Berges als einer Erinnerung an den Berg des Kreuzes." Katzvey a. a. 0.

"Ad perpetuam rei memoriam – Zum ewigen Andenken", heißt es auf Pergament geschrieben, im Eingange eines Ablaßbriefes des Papstes Alexander VII. für Kreuz-Weingarten, gegeben am 8. März 1663 zu Rom bei Sta. Maria Maggiore, von dem das Original sich noch im Pfarrarchiv befindet. In demselben geschieht der Bruderschaft von Kreuze und der Schmerzhaften Mutter an der Pfarrkirche daselbst, "deren Brüder und Schwestern sehr viele Werke der Frömmigkeit und Nächstenliebe zu verrichten pflegen", lobende Erwähnung und wird ihr zur Vermehrung ihres frommen Eifers und zum Wachstum der Bruderschaft ein vollkommener Ablaß kraft päpstlicher Vollmacht verliehen. Weiteren Einblick in die während jenen von Pest und Kriegsnöten schwer heimgesuchten Zeiten besonders blühende Andacht zum Heiligen Kreuze erhalten wir aus der gleichfalls im Pfarrarchiv aufbewahrten Stiftungsurkunde des als Dechant der Christianität Zülpich 1672 zu Kuchenheim verstorbenen, in der Pfarrkirche zu Weingarten begrabenen, hochverdienten früheren Pfarrers hierselbst, Everhard Boßhammer. Dort lesen wir: "Da das Fest des Hl. Kreuzes in der Pfarrkirche zu Weingarten, im Dekanat Zülpich, Erzdiözese Köln, unter zahlreicher Beteiligung aus unserer ganzen Heimat – frequentatione quasi totius patriae – gefeiert wird, so daß der Raum die Menge nicht fassen kann, so habe ich zur Vergrößerung, damit auch die Andacht zur schmerzhaften Mutter nicht fehle, zu Ehren derselben einen Altar bzw. eine Kapelle von Grund auf errichtet und weihen lassen." Diese Vergrößerung vor 1660 bestand in dem an der Nordseite der Pfarrkirche hinzugefügten, auch heute noch nach seinem Erbauer genannten "Dechantsgang", der bei der Kirchenerweiterung von 1922 organisch mit der Kirche verbunden wurde. Mit Rücksicht auf die zahlreichen Pilger, "von deren Menge der Pfarrer erdrückt werde", hatte der edle Wohltäter weiterhin 1666 noch eine Vikarie an der Pfarrkirche gestiftet.

Die Verehrung des Hl. Kreuzes, des hocherhabenen Werkzeuges und Sinnbildes unserer Erlösung, knüpfte an seine seit undenklicher Zeit vorhandene Kreuzespartikel an, die 1724 als "reliquia insignis", also wohl von besonderer Größe bezeichnet wird. Aber weder diese noch eine andere 1749 durch die Eremiten in der Hardt von Rom überbrachte und vom Kardinalvikar beglaubigte Reliquie findet sich mehr vor. Die heute frommen Christen zur Verehrung dargebotene Partikel vom hl. Kreuzholze stellt ein Teilchen einer größeren Reliquie dar, welche von dem berühmten Trierer Erzbischof Balduin, dem Bruder Kaiser Heinrichs VII. und Großoheim Kaiser Karls IV. der Kartause in Trier, wohin er sich gerne zur stillen Andacht zurückzog, geschenkt wurde, von welcher dann durch den Trierer Weihbischof v. Houtheim zwei kleine Splitter, kreuzweise übereinandergelegt und in silberner Kapsel verschlossen, 1804 an unsere Pfarrkirche gekommen sind. Daneben wurde aber auch dem heute in der Beichtkapelle befindlichen alten Missionskreuze besondere Verehrung zuteil; vermutlich ist es das nämliche Kreuz, von dem aus dem Jahre 1724 berichtet wird, daß man bei Fiebererkrankungen die Füße des Kruzifixes abzuwaschen pflegte und das Wasser den Kranken brachte, eine Übung, die jedoch von der bischöflichen Behörde korrigiert wurde. Ehedem stand es auf dem Obergestühl und verrichteten die Pilger, die Treppe hinansteigend, vor demselben ihre Andacht in getreuer Nachahmung des Golgathahügels in der Grabeskirche zu Jerusalem. Überhaupt war die Örtlichkeit in glücklicher Weise den heiligen Stätten angepaßt. Ein Stationenweg, die sieben Fußfälle, begann in Rheder mit der Todesangst Jesu im Ölgarten und endigte in gleicher Entfernung wie der Leidensweg in der heiligen Stadt mit der Kreuzigung auf dem Kalvarienberge in der Wallfahrtskirche. Dieser liegt in Weingarten ebenso wie in Jerusalem durch zwei Talschluchten von den Höhen westlich und östlich getrennt. Besonders ostwärts ist die Ähnlichkeit eine überraschende: dort Kedrontal und der höher gelegene Ölberg, hier Erfttal und Burgberg, nur ist die großartige Tragik der Landschaft um Jerusalem bei Weingarten mehr ins Lieblich-Anmutige gewandelt. Zumeist kamen die Andächtigen prozessionsweise an den Freitagen der Fastenzeit, wo sich dann am Fuße des Kirchberges das übliche Wallfahrtstreiben mit Krambuden usw. abspielte; aber noch im Jahre 1724 zählte man außerdem an allen Freitagen im Jahre Beichtende und Kommunizierende.

Schauen wir weiter rückwärts in der Vergangenheit, finden wir die Verehrung des Hl. Kreuzes in Weingarten nicht minder um die Wende und im Anfang des 15. Jahrhunderts bezeugt. 1491 schlichtete Erzbischof Hermann v. Hessen "die irrung und gebrechen, so sich zuschen den erberen unseren lieven andechtigen Dechen und Capitell zu Monster eiffell eins. und unsern untersassen zu Wingarden anderteils umb novalia und zehenden von etzlichen platzen mit namen Wingarder heyde und weyde bisher entstanden und ein ziet her von den kirchmeisteren der kirchen zu Wingarden zu czieraith und behoeff des hilligen Crutz allda erhave, entfangen und geburt wurden sint". 1) Die Gemeindeeingesessenen zu Weingarten hatten also damals gelegentlich einer Rodung, durch die im Laufe der Jahrhunderte wiederholt Neuland für die vermehrte Bevölkerung geschaffen wurde, – damals also auf der Heide – den eigentlich dem Stift Münstereifel zustehenden Rottzehnten für die Pfarrkirche verwandt, u. a. wohl auch für die 1477 angeschaffte neue Glocke. Das Stift gab sich gegen Anerkennung seines Rechts für die Zukunft zufrieden, daß der in den vergangenen Jahren erfallene Zehnte "dem hilligen Cruetz zu eren und czieratenn" geweiht bleiben sollte. Wurde ja auch in jenem Jahrhundert von Münstereifel zum Hl. Kreuz nach hier gewallfahrtet, wie wir der Münstereifeler Chronik des Kanonikus Pluntsch zum Jahre 1402 entnehmen: 2) "Anno Domini MCCCCII up sent Barnabas dach was eyn grois gewesser bynnen munster in eyffel, dat waill IIII off V gueder huyser bynnen Munster wech vorte. Ind nei geyn stech noch bruck bleiff stain dan eyne. dar umb die herren van deme Cloister ind die burgere zwae bijdvart geyngen sere syneclichen zoe wijngarden ind zoe Sweynhem." Es muß ein denkwürdiger Bittgang gewesen sein, der damals nach dieser schweren Heimsuchung "sere syneclichen" also unter besonderen Bußübungen zur Sühne, vielleicht gar in der Art der Geißlerfahrten jener Zeit von ganz Münstereifel, Stift und Stadt, nicht etwa nach dem Michelsberg, sondern nach Kreuz-Weingarten, gehalten worden ist. Und wiederum aus dem 14. Jahrhundert finden wir einen ehrwürdigen Zeugen in der Kreuzglocke der Pfarrkirche vom Jahre 1348; sie trägt die Inschrift: "In honore sancte cruxis" und ist nach der von 1335 in Euskirchen die älteste nicht nur in unserem Kreise, sondern im ganzen linksrheinischen Bezirk Köln.

Wir nähern uns der Blütezeit des deutschen Mittelalters und kommen zu dem an Kirchenbauten so reichen 13. Jahrhundert. Die Zeit, wo Konrad v. Hochstaden den Grundstein zum Kölner Dom, "dem achten Weltwunder", legte und seine Nichte, Berta v. Monschau, ihren Witwensitz auf der Hardtburg nahm, sah auch die heutige Pfarrkirche von Kreuz-Weingarten entstehen. In diese Zeit weist der Baucharakter der Kirche, der den Chorabschluß bildende Spitzbogen, die beim Umbau 1922 festgestellten schmalen Fenster im Obergaden der Westseite mit tief hinabsteigendem Lichtschacht. Damit stimmt überein, was uns der hochverdiente rheinische Geschichtsforscher Aegidius Gelenius (gestorben 1656), in seinen Farragines II f. 54 erzählt, er habe auf dem Kalvarienberg bei Weingarten einen Altar gefunden, den am Dreikönigentage 1260 der Kölner Weihbischof Heinrich v. Oesel aus dem Dominikaner-Orden konsekriert hatte in honorem sancti Salvatoris. Wir sind erstaunt zu hören: "zu Ehren des Erlösers", anstatt "Zu Ehren des HI. Kreuzes", finden aber darin einen wertvollen Hinweis auf die Gründung unserer Pfarrkirche als eine Tochter der berühmten St. Salvatorkirche zu Prüm, deren später an das Münstereifeler Stiftskapitel übergegangener Frohnhof unmittelbar am Fuße des Gotteshauses lag. Es wird jedoch die im Jahre 1260 eingeweihte heute noch stehende Kirche keinesfalls die erste an dieser Stelle gewesen sein. Dafür spricht zunächst einmal die Angabe bei Günther, Cod.Dipl. 2, 353 in Verbindung mit Beyer, UB. 1,189 Anm., "wonach Weingarten sich bereits 1222 unter den von Prüm an Münstereifel geschenkten acht Mutterkirchen befindet. Der Versuch freilich, daß Dunkel zu lichten, das noch auf der Pfarrgründung – sehr auffallend ist es, daß Weingarten allein von den berührten acht Pfarrkirchen im liber valoris 3) fehlt – und auf der Umänderung des Namens der Erlöserkirche in eine Kreuzkirche liegt, würde hier zu weit führen; mangels genauer geschichtlicher Daten muß es an dieser Stelle genügen, zu berichten, was uns noch alte Überlieferungen geklärt und gedeutet durch Bodenfunde vom Berge des Kreuzes zu erzählen wissen – und das ist allerdings interessant genug.

Der auch als Chronist von Mayschoß verdiente Pfarrer Joh. Jos. Müller, in Weingarten von 1791–1812, schrieb im "Alten Kirchenbuche" der Pfarre, S. 103: " ... ich dann erfahren habe, daß die hiesige Kirche mit allem Rechte genannt werde ecclesia S. Crucis und daß jene Kirche, welche nach der allgemeinen Tradition in hiesiger Gegend die älteste ist, zu welcher die Christen vier bis fünf Stunden weit als zu ihrer Pfarrkirchen gekommen seyen, auch zugleich die armste ist." 4) In Frohngau, Kr. SchIeiden, 5) hat sich die Überlieferung erhalten, daß die dortige Kirche früher zur Pfarre Tondorf, sicher eine der ältesten Eifelpfarreien, noch früher aber zu Weingarten gehört habe. Becker, Geschichte des Dekanates Blankenheim, berichtet S. 489 zur Pfarrei Dollendorf: "Bezüglich des bei Haus Velten genannten Neuweiler geht in der Ahrgegend die Sage, hier hätte zur Zeit, als noch alles heidnisch war, ein christliches Rittergeschlecht, nach andern Tempelritter, gewohnt, die in Weingarten die Kirche besuchen mußten, da keine nähergelegene bestand; um ihre heidnischen Feinde zu täuschen, schlugen sie ihren Pferden die Hufeisen umgekehrt an und konnten so ungehindert ihrer Pflicht genügen."

Sicher liegt diesen Überlieferungen ein beachtenswerter Kern zugrunde. Zwar werden wir aus vielen Gründen nicht annehmen, daß Kreuz-Weingarten in ältester Zeit die Pfarr- und Mutterkirche der ganzen Gegend bis weit hinauf in die hohe Eifel gewesen sei, andererseits werden wir aber auch in diesen bis in die erste christliche Zeit zurückweisenden Berichten nicht lediglich ein Echo der mittelalterlichen Wallfahrt erblicken. Wir werden vielmehr annehmen dürfen, daß der Berg des Kreuzes bei Weingarten bis in die christliche Frühzeit hinein eine geheiligte Stätte gewesen ist. Der soeben in den Bonner Jahrbüchern, Heft 131, erschienene Aufsatz von H. Friedrich : "Die Entstehung des Christentums und die ersten Kirchengründungen in den römischen Niederlassungen des Rhein- und Moselgebietes" weist auf die Bedeutung der alten Gräberfelder und der in die christlichen Kirchen der römischen Siedlungen eingemauerten Inschriftsteine hin. Nun fanden sich bei der Friedhofserweiterung außerhalb des alten Friedhofes Reihengräber, nach Osten gerichtet, ohne Beigaben; eines aber auch mit einer Münze aus nachkonstantinischer Zeit. Wichtiger ist jedoch noch der Umstand, daß die Kirche außer sonstigen eingemauerten römischen Resten 6) wohl mehrere Inschriftsteine enthält. Hierüber schreibt Overbeck in seiner Abhandlung über die römische Villa zu Weingarten: "In die Mauern der Kirche namentlich des Turmes und der südwestlichen Ecke sind mehrere Steine eingemauert, von denen kein Mensch, der sie gesehen hat, zweifeln kann, daß sie römische Inschriftsteine sind, welche mit der Schrift nach innen oder unten eingemauert sind." Aus den von Overbeck kopierten Schriftzügen eines Steines geht wenigstens das mit Gewißheit hervor, daß es sich um eine religiöse Weihung handelt. Beides zusammen aber, Gräber und Votivsteine, lassen mit Gewißheit auf eine Kulturstätte bereits in römischer Zeit schließen. Welcher Art dieses Heiligtum gewesen ist, ob von ihm dann weitere Zusammenhänge rückwärts führen auf die gegenüberliegende Höhe des Burgberges, wo einst am Keltenwall im geheimnisvollen Schatten vielhundertjähriger Eichen der Boden vom Blute geopferter Feinde gerötet gewesen sein mag, wer vermöchte das heute zu sagen! Jedenfalls haben wir einen Anhaltspunkt gewonnen, warum gerade hier, von den ersten Zeiten an, da des Welterlösers heilig hehrer Name im Tale der oberen Erft genannt und bekannt geworden ist, der Sieg des Kreuzes von weit und breit gefeiert wurde. Ich sage einen Anhaltspunkt: denn so interessant auch im Hinblick auf die spätere Geschichte Kreuz-Weingartens die Ansicht Prof. aus'm Weerth erscheint, 7) das in dem berühmten Mosaikboden der römischen Villa daselbst – jetzt im Provinzialmuseum zu Bonn – in allen Feldern vorkommende Kreuz lasse sich als christlich ansprechen, so werden wir doch dieselbe als unwahrscheinlich ablehnen müssen. 8)

Von den Zeiten des seligen Dechanten Boßhammer, dessen edle Absichten leider nicht genügend Verständnis gefunden haben, ist die Wallfahrt zum HI. Kreuz nach Weingarten anscheinend mehr und mehr in Abgang gekommen. Es klingt schon wenig erfreulich, wenn nach den Aufzeichnungen im Mechernicher Pfarrarchiv, 9) der dortige Pfarrer Joh. Töller im Jahre 1731 vor dem Patronatsherrn Grafen Nesselrode Klage führt: " Wann die ordinaire processiones nach Mariawald und Weingarten geführt würden, absentieren sich die Purschen auf dem Rückweg und divertieren in den Wirtshäusern zum großen Ärgernis des Volkes und geschieht bei der Prozession mehr Böses als Gutes." So mag es gekommen sein, daß vielleicht auch manche Pfarrer von hier der Wallfahrt kein besonderes Interesse mehr zuwandten, ja in derselben eher ein Hindernis der Pfarrseelsorge erblickten. Es brach dann die französische Revolution herein und gab ihr den Todesstoß. Aehnlich wie Gissinger, Geschichte Euskirchens, Seite 336 und 339 von dort berichtet, wird es auch hier gegangen haben, und der erst vor kurzem neuerrichtete Stationsweg von Rheder nach Kreuz-Weingarten der Verfolgung zum Opfer gefallen sein. Auch nach Abschluß des Konkordates blieben unter der französischen Herrschaft Prozessionen verboten. Als die 20 Jahre Franzosenzeit dann um waren, kamen noch immer kleinere Gruppen Andächtiger; aufgeblüht ist die Wallfahrt nicht mehr. Die letzte Prozession, deren man sich noch erinnert, soll Mitte des vorigen Jahrhunderts von Frauenberg gekommen sein. 10) Auch der Versuch des Pfarrers Peter Burger im Anschluß an die hl. Mission 1865, die alte Kreuz-Bruderschaft in der Pfarrei wieder aufleben zu lassen, hatte nur vorübergehenden Erfolg. Die überhand nehmende Verweltlichung der Kirmesfestlichkeiten an den Kirchenpatrozinien, welche uns die Neuzeit gebracht hat, läßt nirgendwo mehr den tiefreligiösen Gehalt dieses einst so schönen kirchlichen Volks- und Familienfestes zur Geltung kommen; anstelle des einst unter dem Andrange der ganzen Gegend gefeierten Festes des Hl. Kreuzes ist auch in Weingarten die Maikirmes getreten.

In merkwürdigem Gegensatze zu dem unheilvollen Einfluß, den die Kulturkampfgesetzgebung der französischen Revolution auf die öffentliche Verehrung des Hl. Kreuzes für Weingarten gehabt hat, steht nun die Tatsache – fast sieht's aus wie eine Grabschrift –, daß in französischer Zeit die offizielle kirchliche Bezeichnung Kreuz-Weingarten eingeführt wurde. Diese findet sich zuerst nach der Neuregelung der kirchlichen Verhältnisse durch den Abschluß des Konkordates zwischen der Kurie und Napoleon, zufolge der die hiesige Pfarre zum Bistum Aachen kam, in der Bestätigungsurkunde des damaligen Pfarrers J. J. Müller vom 31. März 1804. Aber der Name des Hl. Kreuzes ist niemals ein Zeichen des Untergangs, sondern immer ein Zeichen des Sieges gewesen; über Tod und Grab hinaus kündet es Auferstehung und neues Leben. Nicht als sei Andacht und Verehrung des Hl. Kreuzes in Weingarten je geschwunden, aber es war doch wie eine Auferstehungsfeier alter glorreicher, segensvoller Tage, als am Christi-Himmelfahrts-Tage 1906 unter Pfarrer Dechant Böhmer Kreuz-Weingarten in feierlicher Prozession zum Burgberg hinaufzog, um das von den wackeren Sängern des Kirchenchores unter Dirigent Gebertz errichtete hochragende Kreuz als Wahrzeichen der Pfarre einzuweihen. Und heute am Christi-Himmelfahrtstage 1927 schickt die Gemeinde sich an, an dem Tage, wo der in der schweren Zeit der Inflation glücklich vollendete Erweiterungsbau der Pfarrkirche durch die Konsekration des Hochaltars gekrönt werden soll, ihre Weihe zu einer unabänderlichen zu gestalten, ihren Bund mit dem Kreuze des Erlösers durch die Verknüpfung der Namen für ewige Zeiten zu festigen, nachdem diese Willensmeinung bereits durch den einstimmigen Beschluß des Gemeinderates unter allgemeiner Zustimmung der Bevölkerung beim Heimatfeste am Kirmesdienstag 1925 sich bekundet hatte.

So soll denn mit dem Segen Gottes der 29. Mai 1927 für die ganze Pfarrgemeinde werden ein machtvolles Bekenntnis zum Glauben der Väter, der seit anderthalb Tausend Jahren hier unvergängliche Wurzeln geschlagen und Kreuz-Weingartens Blütezeit geschaffen hat, aber auch ein heiliges Gelöbnis, im sieghaften Zeichen des Kreuzes, tapfer und treu zu streiten in des Heilands Opferliebe, in brüderlicher Eintracht und Nächstenliebe gegen den vielfach christusfeindlichen, glaubens-, sitten- und herzlosen Geist unserer Zeit, daß unser liebes, schönes Kreuz-Weingarten werde ein Blütengarten katholischen Glaubens, katholischer Sitte und Tugend, soll werden ein Tag, den darum noch rühmen werden die fernsten Geschlechter, der uns selber aber, die wir ihn demütig und dankbar feiern dürfen, würdig machen möge, als wahre Jünger des Kreuzes befunden und gekrönt zu werden, wenn in diesem Zeichen einst die Welt gerichtet wird.





Anmerkungen

  1. Staats-Archiv Düsseldorf, Stift Münstereifel, Nr. 188.

  2. Annalen des historischen Vereins für den Niederrhein, 15, 199.

  3. Die Abfassungszeit dieses ältesten Verzeichnisses der Pfarrkirchen der Kölner Erzdiözese um 1300 wird sehr verschieden beurteilt; auffallend ist auch das Fehlen von Schwerfen aus der hiesigen Gegend.

  4. Pfarrer Müller fügt noch an: Ast merito quaeritur sponsus sponsae suae et vicissim, sortem suam minus feliciorem, nam et pastorem fuisse saltem flagellatum, docet liber a me conscriptus continens pastorales proventus.“

  5. Verfasser erfuhr dieses noch vom dortigen Pfarrer, als dieser eines Tages nach hier kam, um im Pfarrarchiv nach Nachrichten über seine Kirche zu forschen.

  6. v. Mering, Geschichte der Burgen etc. III, 53.

  7. Clemen, Kunstdenkmäler, IV, 4, 190.

  8. Man vergleiche die mit seinem geschichtlichen Einfühlungsvermögen anziehend geschriebene Erzählung Thikötters, „Arnulf und Julia“ über Kreuz-Weingarten zur Zeit der Völkerwanderung; manche Ausführungen sind freilich durch die neuere Heimatforschung überholt.

  9. Nach frdl. Mitteilung des H. Ingenieur Roggendorf daselbst.

  10. Vgl. Pfr. Koch von Frauenberg in „Erfa“, 1900, S. 127.





Unsere Heimat, Beilage zum Euskirchener Volksblatt, Nr. 8, 27.5.1927; und als Sonderdruck Volksblatt-Verlag Euskirchen.





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