- Ausgehend von der
altehrwürdigen Kreuzkirche zu Weingarten wollen wir
einen großen "Kreuzgang" antreten und die
Kirchen und Kapellen unserer Erzdiözese aufsuchen, in denen
das hochgebenedeite Zeichen unserer Erlösung besonders
verehrt wird.
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- Benediktiner von
Münstereifel haben im oberen Erfttal als Heidenmissionare
einst das siegreiche Kreuzesholz überall aufgepflanzt. Erst
1888 wurde in der Pfarrkirche zu Münstereifel der
Kreuzaltar abgebrochen, der zwei Kreuzpartikel mit dem Siegel
des Erzbischofs Friedrich I. erhielt. Dort bestand schon 1480
eine Kreuzbruderschaft. Bei der Römerfahrt am Karfreitage
trug man eine Kreuzpartikel im Zuge und ein vermummter Mann
schleppte hier, wie auch anderswo vielfach, ein schweres Kreuz
zur Buße einher. Auch auf dem die Stadt beherrschenden
Radberge leuchtet seit einigen Jahren das hl. Kreuz. Auf
dem Michelsberge stand noch vor etwa 100 Jahren eine
Kreuzesgruppe des 18. Jahrhunderts (an Stelle einer viel
älteren). Zu Holzmülheim treffen wir
eine Kreuzkapelle. Das Kirchlein Hülchrath
bei Blankenheim wurde wohl vom Grafen Johann Wilhelm Franz von
Blankenheim erbaut und 1781 auf den Titel des hl. Kreuzes
eingeweiht. Am Wege, der zur Kapelle hinaufführt, stehen 7
"Fußfälle". Die Kirche zu Reifferscheid
hatte noch 1522 das Patrozinium vom hl. Kreuz (heute St.
Mathias). Die St. Marienkirche zu Zülpich besaß
wenigstens noch 1635 ein Kreuzpartikel in prächtiger
Fassung; dort bestand damals eine alte Kreuzbruderschaft. Die
Kirche zu Hürtgen trägt den Titel:
Kreuzerhöhung, die zu Wollersheim den Titel:
Kreuzauffindung. Der Kirche zu Kreuzau soll der hl.
Heribert eine Kreuzpartikel geschenkt haben, die 1575 gestohlen
wurde; wohl bald nach 1582 war St. Heribert Hauptpatron der
Kirche. In Düren verehrte man das hl. Kreuz
besonders in der ihm geweihten Kapuzinerkirche. Zu Birkesdorf
war 1635 eine vielbesuchte Kapelle mit einem angeblich aus einem
Baume herausgewachsenen Kruzifix. Eine wunderbare Kreuzpartikel
bewahrte das Prämonstratenserinnenkloster Ellen bei
Düren, die der Bruder eines der Stiftsfräuleins im hl.
Lande erworben hatte. Zu Aachen hieß die
Nikolaikapelle am Münster auch Kreuzkapelle. Die St.
Julianuskirche zu Aachen wurde vom Volke, weil Kreuzherren die
Kirche bedienten, St. Kreuz genannt. An St. Paul und an St.
Foillan zu Aachen bestanden Kreuzbruderschaften. In der
Kollegiatkirche zu Jülich wurde das hl. Kreuz
verehrt. Die Kreuzkirche zu Hasselsweiler besitzt eine
Kreuzpartikel in goldener Fassung. Die Albertuskirche zu
M.-Gladbach hat den Titel der Kreuzerhöhung, ebenso
die 716 vom hl. Suitbert geweihte Kirche zu Keyenberg zum
Andenken an die etwa 100 Jahre vorher erfolgte Wiedererrettung
des hl. Kreuzes aus den Händen der Ungläubigen. Die
Kapelle zu Kipshoven, Pfarre Beeck, wie die Pfarrkirche
zu Süggerath haben den Titel der Kreuzauffindung. In
Krefeld-Linn ist auf dem Kreuzaltar der St.
Margaretenkirche ein uraltes wundertätiges Kruzifix. 1901
strömten viele Wallfahrer nach Linn zum 500jährigen
Jubiläum des Gnadenbildes. Auf dem Kreuzberg bei
Kaiserswerth, wo wohl zuerst das Kreuz aufgerichtet, lag
sicher schon 1200 die Kirche St. Walburgis. Wahrscheinlich war
es früher eine Kreuzkirche. In Düsseldorf war
ein früher in der Abtei St. Martin zu Köln
aufbewahrtes, vom hl. Erzbischof Bruno I. geschenktes
Reliquienkreuz mit einer Kreuzpartikel, das die Abtei 1393 dem
Herzog Wilhelm von Berg geschenkt hatte. Ein anderes Kreuz in
einer Düsseldorfer Kirche blieb bei Explosion eines
Pulverturmes in der Nähe unversehrt, während die
übrige Kirche zerstört wurde. Dem heiligen Kreuze
geweiht sind die Kapellen auf dem Friedhof zu Olpe (Kr.
Wipperfürth), zu Weidenbach (Pfarre Engelskirchen),
zu Lehn (Pfarre Lützenkirchen). In der Kirche zu
Wistupe, wahrscheinlich Wiesdorf (nicht Westhoven), fand
nach Caesarius von Heisterbach ein Überfall von Rittern
statt seitens ihrer Feinde. Die Überfallenen nahmen die
Heiligtümer zum Schutze in die Hand, aber die Feinde
zerbrachen einem Kruzifix die Arme und töteten 8 Ritter;
bald darauf kamen auch diese Gottlosen durch das Schwert um. Als
der hl. Heribert zu Deutz die Kirche bauen ließ,
befahl er ein Kreuz aufzurichten, doch die Bauleute vermochten
keines der herbeigeschafften Hölzer zu verarbeiten. Als
aber dem Heiligen in einem Birnbaum die wahre Gestalt des
Gekreuzigten erschienen war, befahl er aus dem Holze dieses
Baumes das Kreuz zu zimmern, was auch gelang. Als 1630 zwei
Bauernknechte aus Westhoven sich ein Kreuz im
Deutzerfelde als Zielpunkt ihres Wettlaufes erwählten,
faßte der Sieger unehrbietig das Kreuz an. Da fiel das
schwere Haupt des Kruzifixes auf ihn und zerschmetterte ihm die
Hirnschale, sodaß er in zwei Tagen starb. Der Domkirche in
Köln schenkte Erzbischof Gero ein prächtiges
silbernes Kreuz, auch jenes große Kruzifix neben der
Sakristei. Da es auf dem Kopfe Risse hatte, legte Gero darin ein
Teilchen der hl. Hostie und einen Splitter des hl. Kreuzes,
worauf sich die Risse völlig schlossen. Wohl dasselbe Kreuz
begrüßte die hl. Irmgardis nach ihrer Rückkehr
aus Rom. Auch der hl. Erzbischof Pilgrim schenkte dem Dom eine
Kreuzpartikel, deren reiche Fassung im 16. Jahrhundert
restauriert wurde. Die angeblich von der Auffinderin des hl.
Kreuzes, St. Helena, erbaute Gereonskirche besaß eine
Kreuzpartikel; in der Nähe wurde 1496 ein Kalvarienberg,
der viel besucht wurde, errichtet. Kaiser Balduin schenkte der
Republik Venedig eine große Kreuzpartikel, die später
König Ludwig der Heilige von Frankreich besaß, der
sie dem seligen Albert dem Großen schenkte. Dieser trug
sie eine Zeit lang am Halse, nachdem er sie im Feuer erprobt
hatte, dann schenkte er die eine Hälfte dem Stifte St.
Kunibert, die andere seinem Kölner Dominikanerkloster vom
hl. Kreuz. Derselbe selige Albert ließ in derselben
Ordenskirche zwischen Chor und Schiff ein großes hölzernes
Kreuz anbringen, in das eine Kreuzessplitter eingelassen war.
Nicht lange vor 1635 erhielt dieselbe Kirche noch eine dritte
Kreuzpartikel in Goldfassung. Auch St. Andreas und, wie gesagt
St. Kunibert besaßen je eine Kreuzpartikel, sowie die
Abteikirche St. Pantaleon, die sie um 1208 von Albert von Laach
empfangen hatte. In St. Georg war ein metallenes Kreuz, das
besonders die Wöchnerinnen verehrten. Von dem
blutüberströmten, tiefstes Mitleid erregenden Kruzifix
in St. Maria im Kapitol erzähle man sich, daß sich
das Haupt immer tiefer neige; wenn es die Brust berühre,
sei das Ende der Welt da. Ein ähnliches Kreuz stand in der
Kapelle der Kapuzinessen (St. Anna). Bei den weißen Frauen
(St. Magdalena) stand ein 1230 aus dem Holze eines Baumes
herausgewachsenes Kruzifix, das einer frommen Nonne erschien,
als man ihr zu Unrecht ihr Kruzifix entzogen hatte. St. Maximin
bewahrte eine Kreuzpartikel in goldener Fassung. Zu St. Aposteln
war eine vielverehrte lebensgroße Kreuzigungsgruppe. In
der Abteikirche zu Brauweiler bei Köln barg der
Hochaltar eine Kreuzpartikel und ein goldenes Kreuz, das der
Papst Johannes einst den Stiftern der Abtei, dem Aachener
Pfalzgrafen Ezzo und seiner Gemahlin, der Kaisertochter
Mathilde, geschenkt hatte. Beide wohnten auf der Tomburg bei
Rheinbach. Wohl in der daselbst dem hl. Pankratius geweihten
Schloßkapelle stand ein goldenes Kreuz, vor dem die fromme
Pfalzgräfin durch ihr Gebet einer Blinden das Augenlicht
wiedergab. Zur größeren Verehrung dieses
wundertätigen Kreuzes übertrug es Mathilde auf ihren
eigenen Schultern in die Kirche von Brauweiler. Später
wurde wohl der Goldschmuck des Kreuzes in einem Kriege geraubt,
da es 1635 mit Silberblech überzogen, mitten im Chor über
dem Grabe der Stifter hing. Kinder erbten von den frommen Eltern
die Verehrung des hl. Kreuzes. Einer ihrer Söhne,
Erzbischof Hermann II. von Köln, ließ für die
Kirche St. Maria im Kapitol, wo seine Schwester Ida Äbtissin
war, ein überaus kostbares, noch heute im Erzdiözesanmuseum
in Köln aufbewahrtes Kreuz anfertigen. Zu Keldenich
bei Köln steht neben dem Dickopshof eine 1716 erbaute
Kreuzkapelle. Zu Scheiderhöhe wurde die Kreuzkapelle
1803 erbaut, 1866 zur Pfarrkirche erhoben und besitzt seitdem
auch eine Kreuzpartikel. Zu Kreuzkapelle steht die uralte
Tauf- und Mutterkirche des hl. Johannes, an deren Stelle zuerst
das Kreuz in dortiger Gegend errichtet wurde. Dem hl. Kreuz
geweiht waren die Kapelle zu Crottorf (Pfarre
Friesenhagen) und die Pfarrkirche zu Wissen an der Sieg,
die Kapellen zu Hohn (Pfarre Eitorf) und Alzenbach
(Pfarre Eitorf-Merten), zu Quirrenbach (Pfarre
Oberpleis), zu Bechlingen (Pfarre Winterscheid; Christi
Kreuztragung). In Süchterscheid (Pfarre Uckerath)
hatte eine Frau, die Zwillinge geboren, durch Errichtung eines
Kreuzes und eines kleinen Bethauses ihre Kinder von einer Plage
befreit. Bald baute man statt des Bethauses eine
Wallfahrtskapelle, über der man oft vier Lichter strahlen
sah, was den Zulauf noch vermehrte. In der Zisterzienserabtei
Heisterbach waren nach Caesarius zwei Kreuze, aus dem
Holze des Kreuzes Christi geschnitzt, ein schwarzes, das aus
Apulien kam, ein rotes, das 1208 der Ritter Heinrich von Ulmen
aus der Sophienkirche zu Konstantinopel mitgebracht hatte. Als
ersteres der selige Christian, Mönch zu Heisterbach, küßte,
erhielt er auf wunderbare Weise das Gefühl der Andacht und
die Gabe der Tränen wieder. Auf dem Kreuzberge bei Bonn
stand nahe der jetzigen Kirche eine dem hl. Kreuze und der
schmerzhaften Mutter geweihte Kapelle, zu der schon 1429 viel
gewallfahrtet wurde. 1627/28 baute Kurfürst Ferdinand von
Köln die neue Kirche, die seit 1637 von Serviten bedient
wurde. Kurfürst Clemens August ließ 1746 die
Nachahmung der hl. Treppe von Jerusalem bauen. Lange Zeit zog in
der Nacht des Karfreitag eine Prozession von Bonn auf den Berg.
1802 wurde das Kloster aufgehoben. 1855 ließen sich
Jesuiten (bis 1872), 1883 Franziskaner neben der Kirche nieder.
In Dietkirchen in Bonn wurde ein großes
Reliquienkreuz verehrt. Das große Kreuz (Hochkreuz) bei
Friesdorf ließ Kurfürst Walram von Jülich
1333 in reinen gotischen Formen errichten. Des Kreuzes auf dem
Tomberg haben wir schon gedacht. Wie in Großvernich,
so war auch in Elsig bei Euskirchen eine dem hl. Kreuz
geweihte Kirche. Auf dem Altar der alten Kirche zu Elsig ist die
Kreuzigungsgruppe eines Kölner Meisters aus dem Jahre 1470
zu sehen.
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- So wären wir auf
unserem "Kreuzgang" durch die Erzdiözese wieder
zu Kreuz-Weingarten angelangt. Möge himmlischer Trost sich
in die Herzen aller ergießen, die mitleidsvoll und
reumütig dort vor dem siegreichen Holze des Kreuzes beten,
mit dem einst der Herr zum Gerichte erscheinen wird.
Darum sei unser Schluß das
alte Kreuz-Weingartener Pilgergebet: Wir bitten Dich! erhöre
uns, durch Dein hl. Kreuz erlöse uns! |
Sonderdruck: Euskirchener
Volksblatt A.-G., Euskirchen, 1927, 24 S. Veröffentlicht
in: Unsere Heimat, Beilage zum Euskirchener Volksblatt, 4.
Jahrgang, Freitag, den 27. Mai, Nr. 8 - 1927 Kreisarchiv EUS,
Dkk 1 Kre, 1953 K 2891
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