Leben und Werk von Nikolaus Reinartz, |
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Die
alten Flurnamen
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Quellen und Literatur: |
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I. Teil Die Flurnamen einer Gemarkung stellen einem jedem Gemeinsmann zugängliches viele hundert Jahre altes Archiv zur Heimatgeschichte dar. Freilich Verständnis und Deutung dieser volkstümlichen Urkunden ist nicht immer leicht, zumal sie seiner Zeit durch landfremde, des hiesigen Dialektes unkundige Beamte bei der preußischen Landesaufnahme nicht minder wie von deren französischen Vorgängern aus Unverstand und Willkür vielfach entstellt niedergeschrieben wurden. Bereits früher wurde darauf hingewiesen, daß die Neuanlage der Flurbücher bei dem jetzt in hiesiger Gegend anlaufenden Flurbereinigungsverfahren eine ganz einzigartige Gelegenheit bietet, die alten sinnvollen und inhaltsreichen Flurnamen in ihrer richtigen ursprünglichen Lautform festzustellen und der Nachwelt zu überliefern. Es ist dies eine ungemein reizvolle und verdienstliche Aufgabe, die nicht von der Kartei des Flurnamenarchivs allein gelöst werden kann, an der mit den Beamten des Kulturamtes mitzuarbeiten, alle bodenständigen Heimatfreunde, zumal die aus der Großväterzeit berufen sind. So sollen denn in dieser Abhandlung zunächst einmal die wichtigeren Flurnamen der Gemarkung Kreuzweingarten-Rheder, sowohl die im Grundbuch vermerkten, wie die im Volksmund umlaufenden und in alten Schriften enthaltenen, zur öffentlichen Diskussion gestellt werden. Vorausgeschickt seien die Ortsnamen selber. Weingarten, das alte Wingardin, durch den gut deutschen Namen derjenige der früheren römischen Niederlassung, eines vornehmen Herrensitzes, ist nicht überliefert im Jahre 893 als Weinbaupflanzung der karolingischen Reichsabtei Prüm bekundet, zufolge jahrhundertalter Wallfahrt und Verehrung des Heiligen Kreuzes seit dem 29. Mai 1927 offiziell Kreuz-Weingarten genannt, liegt an der Einmündung des aus dem Broich kommenden Mersbach Name wohl mit Moor, Morast zusammenhängend in die Erft; diese bereits 496 Arnefa, jedoch wahrscheinlich vorkeltisch. Flurname im Wingert heute noch für die Terrassen über den Gärten des Oberdorfes erhalten. Rheder, 1240 Reydorre, verdankt Name und Entstehung einer Flur über die Erft in vorrömischer Zeit. Von den Flurnamen führen uns in die älteste vorgeschichtliche Zeit Alte Burg, Burgberg, Burgtal. Wir haben dabei ja nicht an eine mittelalterliche Burg oder an ein römisches Kastell zu denken, sondern an eine mit vorliegendem Spitzgraben und einem aus Balkenlagen mit angefüllter Dammerde umwallten Höhenkuppe, einer keltischen Fliehburg, zu denken, die vielleicht im Eburonenkrieg von Caesar zerstört wurde. Als dann um 1100 im nahen Hardtwald bewaldeter Berghang die Burg und spätere kurkölnische Landesveste gleichen Namens erbaut wurde, erhielt die alte Burg diesen Namen. In deren Bering besonders zu beachten an aussichtsreicher Stelle der Flurname Köhlager Lagerplatz für Weidevieh mit einem System von Pfostenlöchern und mit steinzeitlichen Kleinfunden in 50 cm Tiefe. An die Denkmäler der Römerzeit erinnern vor allem die Flurnamen am Kaiserstein und auf dem Wiehlder. Hier liegt unter dem Ackerboden begraben die alte Römerstadt Belgica vicus, eine Straßensiedlung, die sich in einer Ausdehnung von fast einem Kilometer über den Stotzheim Billiger Weg hinaus aufwärts zur Antweiler Heide erstreckte. Wiehlder = Weiler, vom lateinischen villare kommend, ist ein gebräuchlicher Orts- und Flurname, der auf eine alte römische Siedlung schließen läßt. Dagegen ist auf dem Kaiserstein ganz vereinzelt, wohl von aufgefundenen Kaisermünzen und den Mauerresten im Grunde hergeleitet; daselbst auch 1793 die spezielle Angabe auf den großen Stein (!?). Die Römerstadt wurde begrenzt von der sich deutlich abhebenden Senke der Köppenbenden von Kuppe, Kopf . Hierher möchte auch wohl gehören der Flurname am Hermesbusch, wenngleich derselbe nicht einheitlich ist: auch Hermannsbusch, Herbertsbusch, einmal (1651) am obersten Hengensbusch. Wegen der Lage an der alten Heerstraße mit römischen Funden und dem öfteren Vorkommen des Namens an der Römerstraße Köln Trier, so in der Nähe bei Harzheim, Weyer, Dalbenden, dürfte derselbe auf den antiken Götterboten Hermes, den Schutzgott der Wege und Diebe, zu beziehen sein, pflegte man ja auch an den Wegen Hermessäulen aufzustellen. Auf den Römerkanal, dieses Meisterwerk antiker Technik, der in noch nicht hinreichend geklärter Weise unterhalb Rheder die Erft überquert, gehen die sehr beachtenswerten Flurnamen auf der Kallen und am Kallenwehr vom lateinischen canalis. Die Beziehung derselben auf den Römerkanal scheint gesichert, obgleich der Name auch auf die zahlreichen Wassergräben der Erftwiesen gehen kann. Diesen gilt der wiederholte Flurname Spring, auf dem Spring, der sich stets an einem solchen befindet und im Volke vom Überspringen erklärt wird, wohl aber auch als entspringende Quelle gedeutet werden kann. Nichts hat mit dem Römerkanal zu tun, die seit 1701 nachweisbare, im Volke üblich gewordene, an die Sage anklingende Bezeichnung Teufelsgraben, Düvelsoder. Die älteste Bezeichnung dieses Flutgrabens vom Jahre 1453 heißt up der duyffenbach vgl. in Köln am Duffesbach vom Althochdeutschen tiof = tief. Wohl ist anzunehmen, daß der auf der Höhe des Pastoratswäldchens am Römerkanal ausgegrabene, dem Genius loci geweihte Heidentempel, eine Dreikonchen-Anlage mit Pultdach und vorgelagerter Freitreppe Beziehung zu demselben hat. In der Kühmkuhl im Buchenwald, wo nächtens noch das Stöhnen der Steinbrecher und Lastträger gehört wird, wurden die Steine gewonnen; auf dem Münsterberge Spuren eines römischen Kalkofens. Auch hat man die beiden aus der Erft abzweigenden Mühlengräben auf römische Anlagen zurückgeführt. Der obere Graben grenzt nämlich in weiter Ausbuchtung das Gelände der römischen Villa ab gegen das in alter Zeit wohl versumpfte Erfttal. Für den zwischen Weingarten und Rheder, Flurname am Wehr, Gegensatz zum Kallenwehr und am Teigsteeg (!) richtig Deichsteeg, von Mühlendeich abzweigenden bedeutenderen Erftmühlenbach ist aber römischer Ursprung unwahrscheinlich. Die an demselben sich anreihenden Heim-Orte Stotzheim, Kuchenheim, die beiden Büllesheim, Wüschheim sind sämtlich fränkischer Entstehung und weisen keine nennenswerten römischen Spuren auf. So werden wir denn auch die Anlage des verbindenden Kanals in die Zeit der fränkischen Ansiedlung ansetzen müssen. Auf die zahlreichen Mühlen an demselben beziehen sich in hiesiger Gemarkung zwei Flurnamen: an der Spinnerei, 1794 an der Schleifmühlen, 1564 an der Schleiffen und Liersmühle. In die folgende Kulturepoche der fränkischen Landnahme der Völkerwanderungszeit führen uns weiter die Flurnamen auf dem Hondert und Hundswinkelgraben 1453 up d' hoenner und up d' hoenner graven. Mit Hund und Hühner haben beide nichts zu tun, sondern kommen von den fränkischen Hundertschaften, in die die Niederlassungen sich gliederten. Das mittelalterliche Orts- und Landschaftsbild prägt sich aus in dem Flurnamen Hostert Haus- und Hofstätte. In Rheder werden genannt 1761 die Brücke Hostert neben dem Weg und 1453 Jutten (Judith oder Gudula) Hoestat van Rieder. Die Hostert inmitten des Dorfes gehörte einstens dem Gahmannshof, dem sog. Rhederer Höfchen, obwohl dieses mit 90 Morgen bei weitem das größte Bauerngut war. Pfaffenhardt Gegensatz die kurfürstliche Hardt und Pfaffensteine Gegensatz der Kaiserstein , welche auf den grundherrlichen Besitz der Münstereifeler Stiftsherrn in dem zugehörenden Kapitelshof am östlichen Hang des Weingartner Kirch- oder Kalvarienberges hinweisen. Neben diesem Weingartner Kapitelshof verdient besondere Beachtung die auch heute noch so genannte Schäfferei in Rheder, ein altes Rittergut. 1500 im Besitze des Claes von Mirbach, später Blankartzhof genannt, dann in bürgerliche Hände übergegangen und parzelliert. Der Besitz der Herrnhöfe war ja bereits vielfach das, was heute allgemein im Umlageverfahren angestrebt wird, nämlich abgerundet daher auch noch die Flurnamen an den 12, 6, 7 Morgen, welche heute gegenstandslos geworden sind. So gehörte auch die Bitze, d.h. eingezäuntes Land, rund 20 Morgen, zur Schäfferei. Den Namen hatte der Hof, weil er nach dem kurkölnischen Weistum von Arloff beliebig viele Schafe halten durfte, während die gemeinen Nachbarn deren nur fünfzig. Der Volksmund weiß zu erzählen, daß hier am Pütz an der Schieffereie oder uff Schappiels, wie der Hof im Stotzheimer und Kuchenheimer Weistum genannt wird, eine mittelalterliche Freistätte gewesen sei. Gelang es einem Missetäter dorthin zu flüchten, durfte er drei Tage lang nicht angetastet werden: das gleiche wiederholte sich, wenn er nach den drei Tagen die nächste Zufluchtsstätte, den Kniel im Hardtwald erreichte oder umgekehrt. An eine mittelalterliche Zufluchtsstätte anderer Art, die Siechhäuser oder Aussätzigenheime, erinnert der der Pfarrkirche gehörige 1794 genannte Seuchgarten, zwischen Erft und dem (alten Rhederer) Kirchweg (im Maisloch) gelegen. An den Ausgang der kurfürstlichen Zeit, wo Weingarten-Rheder unter der Verwaltung des Kölnischen Amtes Hardt stand, gehört der Flurname An Amtsverwalters Benden, der 1761 den Erben des Amtsverwalters und Kellners zur Hardt Johann Tilmann Tils von Kuchenheim zugeschrieben wird, einer Familie, der auch die beiden Schultheißen von Arloff, Johann Georg und Markus Engelbert angehörten.
Nach diesen geschichtlich bedeutsamen Flurnamen gehen wir über zu einer Gruppe, die von der Bodengestaltung, ihren Höhen und Tiefen bestimmt werden. Hierher gehören außer den bereits genannten Burgberg und -tal, Pfaffenhardt, Kalvarienberg die folgenden: Münsterberg, über den früher der Fuhrweg nach Münstereifel ging. Der Schellberg 1564, Eichenschälwald, der östliche Hang des Münsterberges. Der Ginsterberg 1793, jenseits des Meersbaches nach dem Broicher Wald zu; hier auch wohl der Rinderberg 1564 und die Rindertrift 1794 zum Ochsendriesch und zur Kuhdrenk. Der Vogelsberg 1761 bildet den nördlichen Hang der Pfaffenhardt gegenüber der Flur auf der Schnepp; beide Namen erklären sich vom Vogelfang und Schnepfenstrich. Der Bölsberg (1531 upp der Boulss), südlicher Ausläufer des Hardtwaldes, Flurname in der Böls vom Wortstamme Bol, Bult = Rundung, vgl. Polster, verwandt der Billig zwischen Erft und Vey. Auch Flurnamen der Heißbüchel im Overfeld 1564, wo gelegen? Häufig wiederkehrende Flurnamen sind die verschiedenartigsten Zusammensetzungen mit Kuhl, so die Steinkuhl und die Sandkaul zur Gewinnung von Baumaterialien vgl. auch die bereits erwähnte Kühmkuhl. Die 1596 genannte obriste Steinkaullen, schießend auf den Burgtall dürfte aber nach Schlackenresten zu urteilen, der Eisenstein-Gewinnung gedient haben. Die Mirgelskuhl wurde zum Mergeln d. i. zur Ackerdüngung benutzt. Die Schindskuhl bei Rheder und Fuhlingskuhl im Broicher Wald aus ihr hat man im Kataster eine freilich besser duftende Frühlingskaul (!) gemacht waren die Ablagerungsstätten für Kadaver. Endlich die Wolfskuhl 1564 in der Wolfkuylen war eine Fanggrube für Wölfe. In diese Gruppe von Flurnamen gehören auch im Schlund am Hardtwald (schon 1331 in deme Slunde), sowie im Loch und Meisloch, letzteres an der Erft gelegen, wahrscheinlich eine Zusammensetzung mit dem Vogelnamen Meise. Die Flurnamen in der Laach im Kataster in der Lage! auf der Laach .. am Laachergraben, stammverwandt mit Lache = Pfütze, kleiner Teil, leiten über zu den Gewässern oder Wassergräben. Es finden sich da die Namen Eichelpütz (1346 eygilburnen), Taubenpützchen (1629 Daufenpütz im untersten Hundswinkel), Kradepohl (Krötenpfuhl) am Kreuzdriesch. Ehlenmaar (Erlenmaar). Von den häufig genannten Wassergräben kamen bereits in Betracht die beiden Mühlengräben, der Springgraben längs dem Stotzheimer Digh 1621. Auch gehört wohl hierher der Name von 1621 an der Paffendulf oder der Capitelsbenden, die Paffendauf genannt an den Pfaffensteinen. Flutgräben sind der erwähnte Duffesgraben und der Hundswinkelgraben, der in seinem untersten Verlaufe bereits 1564 up dem Ladengraven genannt wird. Name vielleicht entstanden aus Landgraben, weil er die Grenze zwischen den Gemeinden bildet oder von einer Brettereinfassung? Auch der Laachergraben heißt in seinem unteren Verlaufe Rauschergraben wohl von dem Rauschen des Wassers an der abschüssigen Stelle, ähnlich der von dem Euskirchener Wasserwerk gefaßte, angeblich bereits zu Römerzeiten benutzte Klingelpütz (1346 clingilburnen). Weitere Ableitungsgräben sind die Fließ auf dem Wiehlder und der vom Kaiserstein kommende Saugraben. Wir kommen zu den Flurnamen, die von der Art der Bodennutzung sprechen. Das beste Land, in den beiden (Weingartner und Rheder) Aueln Aue-Land am Wasser heißt es 1793. Auch der Weingartner Acker liegt im Erfttal. Dagegen ist der Name Driesch die Bezeichnung für vielfach unbebautes Land. Wir haben da den Flurnamen Bonnedriesch, eine rauhe Hochfläche am Broicher Wald, dessen Namen ich jedoch nicht einwandfrei zu klären vermag. Ferner das an der Steinkaul gelegene Kreuzdriesch, so 1761 von einem dort stehenden Kreuz benannt, im Volksmund op der Krusch, 1531 upp de Kruiß, im Kataster auf dem Rausch! Das Wort Wiese kommt nicht vor, dafür die ältere Bezeichnung Benden, so an Köppenbenden, an Amtsverwalters Benden, in den sauren Benden, einmal an der Erft in den Weiden, oder spezielle Bezeichnungen wie Bleiche, Bongert = Baumgarten. Zu seiner Zeit hat sich Pfarrer Peter Burger, in Weingarten von 18621887, um die Anpflanzung von Obstbäumen in den Erftwiesen verdient gemacht, daher im Volke der Bendenpitter genannt. Wie die alten Leute erzählen, muß damals das Erfttal zur Zeit der Baumblüte einen wundervollen Anblick geboten haben. Zwei Flurnamen an der Heide, die heute beide tief in der angebauten Ackerflur liegen, erinnern an wiederholte Waldrodungen, die im Laufe der Jahrhunderte dieselbe erweitert haben. So wird uns 1491 berichtet, daß die untersassen zu Wingarden eine ziet her zu czieraith und behoeff des hilligen Crutz allda etzliche platzen mit namen Wingarder heyde und weyde, gerodet hätten. Eine weitere Nachricht verdanken wir Pfarrer J. J. Müller, daß 1800, als das Schulhaus gebaut werden sollte, und man nicht füglich die nötigen Gelder dazu wegen der Kriegslasten beibringen konnte, die Gemeinde sich entschlossen habe, auf jeden Hausplatz ein Viertel Heidegrund auszugeben, welches Viertel nach seiner Güte mit 3060 Stüber bezahlt werden sollte, und aus diesen Geldern sodann das Schulhaus gebaut worden. Auf solche Erweiterungen der Anbaufläche beziehen sich nicht nur die Flurnamen in der langen Rodder, in der kurzen Rodder, sondern m. E. auch im langen Feld links der Mersbach bereits 1564 und das Kämpchen vom lat. campus = Feld rechts derselben; endlich das Buschfeld am Hardtwald. Hier werden im Besitze eines Johann genannt Royde (!) 1331 aufgezählt 3 ½ Morgen Ackerland by deme Buysche, 5 Morgen in deme Slunde und 10 ½ Morgen, die Stuphausen genannt werden (1564 zu Stumphausen, da man über die Kalle geht). Der Name dürfte ebenso, wie der Ortsname Stotzheim siehe Weistümer S. 18 ein Rodungsname und von Baumstümpfen abzuleiten sein. An Hecken, Hagen, erinnern die Flurnamen Hansenheck, Katzenheck, welcher jedoch nichts mit unseren Katzen zu tun hat, sondern die Hecke ist der Ort, wo früher die Böller, mundartlich Katzenköpp abgefeuert wurden. Auch gehört dazu der Flurname am Krähahn, der sich auch wieder nicht auf einem krähenden Hahn bezieht, in dem vielmehr ein Krähenhagen oder -hecke steckt, mundartlich Krohstock. Fassen wir an dieser Stelle einmal die bunte Musterkarte von Flurnamen aus dem Tierreich zusammen, sei es nun, daß sie wirklich daher stammen oder vom Volke, wenn auch irrig, darauf bezogen werden, so haben wir eine ganze Menagerie: Hund und Hühner, Hähne und Krähen, Tauben, Schnepfen, Meisen, Wölfe, Schafe, Katzen, Ochsen, Rinder und Kröten. Es bleiben aber noch zu besprechen die Flurnamen Gänsgen, auf der Sau, auf der Kuh. Gänsgen, auch 1761 Gansgemeinde an der Erft bei Stotzheim gelegen, ist wohl gleich Gansweide mit besonderer Beziehung auf die St. Martinsgemeinde Stotzheim. Heißt es doch im Stotzheimer Weistum, daß der Feldhohn den Nachbarn daselbst zehn Gänse vorlegen sollte, die mit dem Herbstschatz dem Amtmann zur Hardt geliefert werden mußten. Auf der Kuh (1651 auf der Kohe) vgl. bereits früher Köhlager und Kuhdrenk ist auch als Weideplatz für Kühe zu verstehen. Auffallend allerdings dort der bereits erwähnte Saugraben und der Flurname auf der Sau neben dem Graben 1761, heute nicht mehr bekannt, wohl nicht anders zu deuten, als daß die Kühe sich damals dort saumäßig betragen hätten. Wichtig sind besonders bei den Flurnamen die alten Wegebezeichnungen. Der vorgeschichtliche Name des Erftüberganges Rheder wurde eingangs erwähnt. Bei den Ausgrabungen auf dem Kaiserstein in den Jahren 18741879 wurden drei römische Straßenzüge festgestellt, unter diesen die Hauptstraße TrierKöln, welche in Richtung Roitzheim nach Wesseling am Rhein führte. Ihr Verlauf südlich im Gelände ist unklar, es scheinen hier eine oder zwei Parallelstraßen aufwärts zu führen, was bei der vielbefahrenen Route von vornherein anzunehmen ist, vergleiche das oben über Hermesbusch gesagte und die Flurnamen an der alten Straße und an der Heerstraße in der Billiger Gemarkung. Vom Standpunkt der Denkmalpflege wäre es gewiß wünschenswert, auch aus praktischen Gründen zu empfehlen, wenn diese teilweise im Boden noch erhaltenen Straßen in das Wegenetz aufgenommen werden könnten. Keine der drei anderen, in gleicher Richtung laufenden Wege: Antweiler Straße, der von Rheder mitten in die Gewannen führende Mittelweg und der hinter der Pfaffenhardt sich gabelnde Heideweg scheinen römischen Ursprungs zu sein. Auch der Billiger Flurname am breiten Weg ist neueren Datums. Er bezieht sich auf den von Billig nach Weingarten führenden Fuhrweg der oberhalb des Wasserbassins den Römerkanal trennt, also später angelegt wurde, Breite Straße genannt im Gegensatz zu dem von der Schäfferei in Rheder nach Billig führenden schmalen Kaisersteinsweg, besonders aber zu dem Flurnamen Billiger Pfädchen, dem alten Billiger Kirchweg, der am Flurnamen Billiger Kreuzchen vorbei über den heutigen Sportplatz zur Weingartner Pfarrkirche führte. Auch der frühere Rhederer Kirchweg aus der Hüll Flurname = Hohlweg über das Reeg in den Breiten Weg von Billig einmündend, liegt seit der Erbauung der Landstraße nach Euskirchen 1839, welche in Weingarten Münsterstraße heißt, blind da. Seitdem ist auch die vom Billiger Weg abzweigende über den Hondert führende frühere Euskirchener Straße zur alten Euskirchener Straße geworden. Das Dreieck, welches diese mit dem Billiger Weg und der Antweiler Straße bildet, hat den Namen am Zollstock (1761 auch am Zollbusch), jedenfalls eine Herrschaftsgrenze liegt nicht vor eine Station um Wegegelder zur Bestreitung der Anlagekosten zu erheben. Eine solche in früheren Zeiten übliche Maßnahme war nicht erforderlich bei der nach dem ersten Weltkriege in einer Zeit allgemeiner Arbeitslosigkeit erfolgten Anlage des Neuen Weges am Ginsterberg, die aus Mitteln der Erwerbslosenfürsorge gedeckt wurde. Diese in Serpentinen aufwärts führende Fahrstraße war für die Landwirtschaft von großem Vorteil, weil sie den Umweg von Weingarten um den Vogelsberg über den Heideweg zu der Flur Hinter der Pfaffenhardt ersparte. Der Neue Weg ermöglichte zunächst eine direkte Zufahrt zu dem am Rande des Broicher Waldes am Bonnedriesch und an den Stahlen Name für junge Eichestämmlinge zur Fuhlingskuhl führenden Wege, ersetzte die unpassierbare Rindertrift zum Ochsendriesch, wo der Weg sich gabelte, links 1761 als Grüner Weg zur Kuhdrenke, rechts 1793 als Billiger Pfädchen. Manche Flurnamen sind der Form des oder der betreffenden Grundstücke entlehnt. So hatten wir bereits das Langenfeld, die lange und die kurze Rodder. Ferner gehören dahin die Flurnamen up der Krummen 1793, auf der Häp (1628 uff der heppen = Haumesser), der nicht weniger bildhafte Kirchturm, auch der Sättler, Namen, die bei den neuen Plänen gegenstandslos werden, wie auch etwa der Flurname an der Eiche schon längst seine Berechtigung verlor. Nicht unbedingt gilt dieses jedoch von den Flurnamen, die den früheren Besitzer nennen. Sicher interessiert der Hans, der einst die Hansenheck benamst hat, nicht weiter. Anders verhält es sich aber mit Namen wie Pfaffenhardt oder auch an Amtsverwalters Benden, bei denen ein geschichtliches Interesse geweckt wird. Hier wird auch eine Weiterentwicklung ihr Recht behaupten. So heißt die frühere Spinnerei oder Schleifmühle heute allgemein Weika (Weisweiler-Kalff). Auch die Liersmühle, zuletzt Porzellanfabrik, scheint den Namen eines früheren Besitzers zu tragen. Von besonderem Interesse sind die Namen der mittelalterlichen Freistätten, der Schäfferei und des Knieel. In den ersten Namen eines früheren Rittergutes, auch Schapeels Hof genannt, scheint auch der Name eines früheren Besitzers hineinzuspielen. Schapeels Erbe wird nämlich 1455 ein Burghaus in Münstereifel genannt Weistümer S. 14 . Ob auch der Schabbert (Schabbers) unter der Hardt, oben der Schleifmühle, der 1605 in den Cronenburgerhof, 1793 in den Blankartzhof gehören soll, und mit dem Flurnamen auf dem Schappes 1761 identisch ist, in Beziehung zum Schapeelshof gestanden hat, ist unklar. Das Besitzverhältnis scheint öfters gewechselt zu haben, da 1651 der Abt von Kornelimünster, der Niederkastenholz besaß, den Schäfereihof als ein verfallenes Lehn in Possess nahm. Sollte in dem rätselhaften Knieel (1529 an der Hart intgehen dem Kornele, 1453 bovern Cornelis) vielleicht ein Cornelis stecken und in der Zugehörigkeit zu der alten Reichsabtei die Erklärung der beiden Freistätten zu finden sein? *) Die den Flurnamen beigefügten Zahlen bezeichnen das Jahr, in dem derselbe in den Quellen zuerst genannt wird. |
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Euskirchener Volksblatt, Nr. 216, 15.9.1951. |
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