Leben und Werk von Nikolaus Reinartz, |
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In:
Festschrift zur Glockenweihe Kreuzweingarten, 4.
Dezember 1988 |
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Die
Glocken von Kreuzweingarten und ihre Gießer
Während die Kirche den Glocken unverlierbar das Zeichen hoher heiliger Weihe aufprägt und das Volk mit seinen Glocken lebt und stirbt, hat sich die Wissenschaft um diese wichtige Denkmälergruppe bislang nicht in entsprechender Weise bemüht. Erst die Beschlagnahme der Glocken im Weltkriege, wobei eine große Zahl von ihnen der Forschung bequem zugänglich wurde, hat uns das erste umfassende Werk über die rheinische Glockenkunde gebracht, die Arbeit von Edmund Renard Von alten rheinischen Glocken in den Mitteilungen des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Heimatschutz, Band 12 (1918), Seite 1 - 98. Unter Hinzunahme des in den Kunstdenkmälern der Rheinprovinz und in der Geschichte der einzelnen Pfarreien, besonders der Dumontschen Sammlung verzeichneten Bestandes bietet dasselbe eine allerdings noch nicht erschöpfende und in allen Einzelheiten zuverlässige Übersicht über das Gesamtwerk der im Rheinland tätig gewesenen etwa 320 Glockengießer, damit der weiteren Forschung wertvollste Anhaltspunkte gebend. Lesungen und Deutungen von Glockenschriften, wie neuerdings noch in den gewiß schätzenswerten Kunstdenkmälern des Kreises Schleiden auf Seite 426: Aeleff ind Theil (= Oleff und Filialen) oder auf Seite 173: Alle e Jude Teil (= Alle ein gutes Teil beitragend) dürften heute nicht mehr vorkommen; wenn schon die mundartlichen Kurzformen Aleff für Adolf und Teil für Tillmann nicht bekannt waren, hätte man bei Renard, Seite 82 die Namen der betreffenden Glockengießer Aleff van Wipperforde und Teil van Keppel unschwer nachlesen können. Gegenüber solchen nur allzu häufigen Unrichtigkeiten und Widersprüchen in den bisherigen Angaben betont der Bahnbrecher der rheinischen Glockenkunde, sein eignes grundlegendes Werk allzu bescheiden nur eine Vorarbeit nennend, gleichwohl mit vollem Rechte, daß zu einer abschließenden Darstellung vorerst eine saubere und lückenlose Bearbeitung des gesamten rheinischen Glockenmaterials ein unbedingtes Erfordernis sein. Wie nun gerade der Pfarrer hierbei an Hand des Renardschen Buches interessante Feststellungen über seine alten Glocken machen kann, die dann zusammengefaßt, der Wissenschaft wertvolle Dienste leisten, möge eine Untersuchung über die Glocken der Pfarrkirche Kreuz-Weingarten zeigen. Ich gebe zunächst den Bericht über dieselben in den Kunstdenkmälern des Kreises Euskirchen, Seite 192, wieder:
In diesen Angaben wird nur für eine der Glocken der Name des Gießers ersichtlich; ich glaube denselben für alle drei feststellen zu können. Beginnen wir mit der ältesten Glocke. Außer der verzeichneten Inschrift trägt dieselbe noch zwei kleine Reliefs. Das eine stellt St. Georg zu Pferde im Kampfe mit dem Drachen dar und stimmt ganz mi dem bei Renard, S. 13, abgedruckten Bildnis von einer Glocke zu Derichsweiler v. J. 1409 überein. Das andere Relief gibt ein Wappenbild: zwei Glöcklein in Schrägstellung zueinander, getrennt durch eine Girlande und als Umschrift deutlich lesbar allerdings nur das eine Wort: Hinrich ..., wiederum in Übereinstimmung mit der Glocke von Derichsweiler, welche den Namen des Gießers unzweideutig angibt Heinric me fecit. Als ich diese doppelte Übereinstimmung gewonnen hatte, blieb nur eine Schwierigkeit: die Glocke von Derichsweiler trug die Jahreszahl 1409, die unsere sollte nach der obigen Angabe bereits von 1348 sein. Eine Nachprüfung ergab aber deutlich: MCCCXCVIII und nicht wie in dem Abdruck der Kunstdenkmäler MCCCXLIII. Es kann also keinem Zweifel unterliegen: die Kreuzglocke der Pfarrkirche stammt auch von dem Meister Heinrich, und zwar aus dem Jahre 1398. Demselben Meister schreibt Renard sieben Glocken zu aus der Zeit von 1409 bis 1442. Wichtig ist nun als Ergebnis unserer Untersuchung, daß dieser Meister Heinrich ein volles Jahrzehnt zurückzudatieren ist, und dadurch von den beiden nach Renard mit ihm möglicherweise identischen Glockengießern dem einen, Heinrich von Gerresheim, sich mehr annähert, von dem anderen, Heinrich Broderman, aber mehr abrückt. Diese Frage dürft durch eingehendere Vergleiche wohl noch zu klären sein. Die mittlere Glocke, mit 1477 richtig datiert, trägt weder Wappen noch Namen des Meisters; indes dürfte es nicht zweifelhaft bleiben, daß Johan van Alfter der Glockengießer war. Dieser gemäß der Inschrift einer Glocke von Brühl 1512 in Köln tätige Meister findet sich bei Renard für die Zeit von 1473 bis 1524 mit folgenden Glocken verzeichnet: Für den R.-B. Köln mit sicher 18 Glocken, Arloff 1473 - Paffrath 1474 - Hohkeppel 1474 - Antweiler 1481 - Lövenich 1487 - Ludendorf 1489 - Lüftelberg 1504 - Sinzenich 1506 - Waldorf 1511 und 1512 - Brühl 1512 und 1512 - Lülsdorf 1513 - Rheidt 1513 - Ipplendorf 1514 - Esch 1517 - Kirchheim 1517 - Efferen 1524. Für den R.B. Aachen sicher mit 4 bzw. 7 Glocken, Mechernich 1477 - Reetz 1490 - Höngen 1502 - Vettweis 1518 - Hillensheim gehört wohl nicht hierher und - Wissersheim nicht festzustellen; dagegen nach den Kunstdenkmälern des Kr. Schleiden noch hierher gehördend - Nettersheim o. J. - Holzheim 1485 - Hostel 1516. Für den R.-B. Koblenz noch 2 und R.-B. Trier noch 3 Glocken. Bei einem Vergleiche der Glockeninschriften in hiesiger Gegend war mir nun eine Formel aufgefallen, die sich auch in unserer Glocke von 1477 wiederholt: N. HEISS ICH, IN DIE EIR GOTZ LUDEN ICH. Immer wieder trugen dieselben den Namen Johan van Alfter. Daraufhin begann ich die Inschriften sämtlicher oben angegebenen Glocken in den beiden Regierungsbezirken Köln und Aachen, dem Hauptverbreitungsgebiet des Meisters, nachzusehen mit dem überraschenden Ergebnis, daß, abgesehen von den beiden in Brühl mit lateinischem Text, alle 25 mit dem Namen Johan van Alfter auch seinen typischen Weihespruch wohl in abweichender Schreibung, aber stets in gleichem Wortgefüge verbinden. Zu sicherem Schlusse zu gelangen, machte ich die Gegenprobe bei den 2 oder 3 Hauptkonkurrenten. Johan van Alfter schlägt sie allerdings alle im Kreise Euskirchen und den Nachbarkreisen Rheinbach und Schleiden mit wenigstens 14 benannten Glocken. Daneben sind Gregorius und Johan von Trier (Aachen) vor 1500 in hiesiger Gegend nur mit einer Glocke - Dürscheven 1482 - verzeichnet, um in den folgenden Dezennien mehr und mehr an seine Stelle zu treten. Stichproben ergaben bei diesen eine Vorliebe für die Formel: Tzo den Dienst Gotz luden ich = 'ad cultum divinum pullor' auf der Glocke von Dürscheven, zeigen aber andererseits eine große Abwechslung in den Weihesprüchen, keine unbedingte typische Form. Bei dieser bunten Mannigfaltigkeit braucht es nicht wunderzunehmen, wenn wir die Formel des Kölner Meisters besonders nach seinem Abtreten vom Werkplatz auch bei seinem Aachener Kollegen vereinzelt hier und da finden, in unseren Gegenden aber nicht vor 1512 in Marmagen. Johan Schursgyn van Cöllen, von 1487 bis 1516 ebenfalls mit 5 Glocken in unserm Bezirk vertreten, klingt wohl an den Alfterschen Leitspruch an, aber auch nur das. Wenn bei ihm von einem Charakteristikum gesprochen werden kann, scheint es die Einbeziehung eines Heiligen in die Formel: in eir Gotz & sent N. Loiden ich zu sein, wobei aber auch schon gotz eir ganz wegbleibt. Nur zwei Meister sind es, bei denen ich in der ganzen zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts auf typische in oder zo der eir Gotz luiden ich gestoßen bin. Der eine ist der in der nördlichen Hälfte der Provinz tätige Vorläufer Johans, vermutlich sein Vater Herman van Alfter, der, soviel ich sehe, diese Formel ebenfalls ständig gebraucht hat. Der andere ist bieder Mitarbeiter, Hinrich van Overraide, der dreimal mit Herman und zweimal mit Johan gemeinsam, aber auch allein auf einer Glocke in Hallschlag von 1474 und einer in Kronenburg von 1478 in die eren Godes läuten läßt. Hauptsächlich auf der rechten Rheinseite beschäftigt, aber wie Johan van Alfter in Köln wohnhaft, dürfte er wohl ein Familienangehöriger, jedenfalls ein Geschäftsteilhaber gewesen sein: er ist ein neuer Beleg dafür, daß wir in unserem Leitspruche tatsächlich die Fabrikmarke oder den Firmenstempel des Hauses Alfter erblicken können. Unbedenklich schriebe ich alle Glocken aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, welche mit der Dedikationsformel: in die Ehre Gottes läute ich im Werkraum der Alfter vorkommen, dieser Firma zu. Es sind deren in der Euskirchener Gegend, wo wir in den 70er und 80er Jahren Johan van Alfter mit wenigstens sieben benannten Glocken finden, noch fünf unbenannte: Weingarten 1477 - Adendorf 1478 Dirmerzheim 1478 - Lövenich o. J., wohl 1487 - Nettersheim 1488. Damit würde das Gesamtwerk des Meisters, soweit es uns erhalten geblieben ist, mit wenigstens 35 Glocken nahe an das seiner Aachener Kollegen herankommen. Ob wir ihm auch die unbenannte Euskirchener Glocke von 1512, die unsern Leitspruch trägt, zuschreiben dürfen, erscheint mit allerdings zweifelhaft, da um diese Zeit die Konkurrenz der Aachener sich fühlbar macht. Die dritte der Kreuz-Weingartener Glocken von Claudius Lamiral vom Jahr 1649 zeigt in reichem Dekor auf dem Mantel ein großes Kreuz und zwei Wappenschilder, das des Dingstuhls Arloff, zu dem Weingarten gehörte, das andere mit den Anfangsbuchstaben des Namen der Stifter. Wobei wir aber noch einen Augenblick verweilen wollen, ist die Angabe: ex secunda prima facta sum. Demzufolge ist im Jahre 1649 die mittlere Glocke des alten Geläutes umgegossen worden. Von wem war diese ältere Glocke? Irgendwelche Aufzeichnungen oder Nachrichten darüber liegen ja nicht vor. Aber fragen wir uns einmal, warum hat Johan van Alfter entgegen seiner sonstigen Gewohnheit unsere Glocke von 1477 nicht mit seinem namen bezeichnet? Oder allgemein gefragt, warum fehlt der Name des Gießers auf den oben angeführten fünf Glocken? Die Annahme, daß es sich um ebensoviele Glockenpaare beim Gusse gehandelt hat, von denen jeweils nur eine mit dem Namen Johan van Alfter signiert worden ist, würde eine befriedigende Antwort ergeben. Un daß es die richtige Antwort ist, läßt sich wenigstens bei den beiden Schwesterpaaren von Lövenich und Nettersheim heute noch erweisen. Dort tragen die beiden Glocken die Inschriften: Bernardus heiccen ich, in e ere Gotz luden ich, de levedich roff ich, de dode beschrien ich, Johan van Alfter gaus mich MCCCCLXXXVII. Die andere: Katherina heiccen ich, in de eer Gots luden ich, den buecen geict verdriven (Ich). In Nettersheim liest man: Maria heischen ich, in de er Gotz loden ich, all ongewedder verdriven ich MCCCLXXXVIII. Und wieder: Huppertus hieschen ich, in de er Goetz loden ich, Johan van Alfter gos mich. Alle vier Glocken tragen deutlich das Gepräge Johans van Alfter, der Name des Meisters ist jedoch in beiden Fällen nur auf einer zu finden. Wenn ich nun analog für die nicht mehr vorhandenen Glocken von Weingarten, Dirmerzheim, wo ebenfalls 1745 eine ältere Glocke umgegossen wurde, Adendorf, obwohl hier kein weiterer Anhaltspunkt gegeben ist, den gleichen Schluß ziehen möchte, würde sich für unsern Mister ein weiterer Zuwachs von drei Glocken ergeben. Wichtiger aber will mir für die rheinische Glockenkunde das andere Ergebnis dieser Untersuchung erscheinen, durch Inbezugsetzung ungenannter Glocken zu anderen noch vorhandenen oder bereits untergegangenen heuristische Fingerzeige gegeben zu haben, die nach Renard, Seite 10, zu urteilen, noch kaum beachtet sein dürften. Manches Geheimnis schläft im toten Erz; demjenigen, der die rechte Formel findet, enthüllt sich des Daseins Rätsel. Kreuz-Weingarten ... ... ... ... ... ... .... ... ... ... ... .. Nikolaus Reinartz |
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In seinem Buch Glocken, Geläute und Türme im ehemaligen Landkreis Euskirchen, Brauweiler 1977 schreibt dazu Musikdirektor Schaeben: N. Reinartz glaubt, die Glocke auf Grund ihres Inschrifttextes dem Johan van Alfter zuschreiben zu können, und F. Müller wertet das Schlußzeichen als Gießermarke desselben Meisters. Die Minuskeltypen ähneln zwar denen auf anderen älterer Alfterglocken (z.B. 5 in Antweiler von 1481), andererseits aber haben sie signierten Stücke dieses Meisters, soweit bekannt ist, immer ein nur einzeiliges und von gotischer Zierleiste begleitetes Schriftband. (Die Redaktion) |
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Hier der Beweis, daß die Pfarrei Kreuzweingarten ihre Schuldigkeit getan hat. Die Leihglocke C war die beschriebene Friedensglocke. Der Buchstabe C steht für die Kategorie, in die die Friedensglocke in der Kriegszeit eingestuft war. Im Notfalle hätte auch sie noch eingeschweißt werden können für Kriegsmaschinen. |
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In: Festschrift zur
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