Leben und Werk von Nikolaus Reinartz,
Pfarrer und Heimatforscher - Ein Projekt von Nikola-reinartz.de und Nikolaus-reinartz.de





Bekannter Heimatforscher zu Grabe getragen
Kreis Euskirchen-Schleiden nahm Abschied von Pfarrer Nikolaus Reinartz (Kreuzweingarten)

gc Kreuzweingarten. Am Samstag, 7. August, wurde der weit über die Grenzen des Kreises Euskirchen und Schleiden hinaus bekannte Heimatforscher, Pfarrer Nikolaus Reinartz, im Beisein hoher Persönlichkeiten der Behörden und der Kirche zu Grabe getragen. Es war sein persönlicher Wunsch, nicht an besonders ausgewählter Stätte sein Grab zu haben, sondern gleich im Schatten der Kirchenmauer neben dem Hauptaltar. Der Beerdigung ging eine Messe in der kleinen Kirche voran. Bis zum letzten Platz war das kleine Kirchlein gefüllt, denn nicht nur die Dorfgemeinschaft, sondern auch viele auswärtige Besucher, vor allen Dingen die Priester der umliegenden Pfarreien, waren gekommen, um Abschied für immer von einer großen Persönlichkeit zu nehmen. Pastor Reinartz war nicht allein seinen Pfarrangehörigen ein guter Seelenhirt, Freund und Ratgeber, sondern auch ein Heimatforscher von hohem Rang.

Er erwarb sich große Verdienste um die Erforschung der keltischen Vorgeschichte unserer Heimat. Auch die Bedeutung heimatlicher Flurnamen lag ihm besonders am Herzen. Seiner Arbeit war es zu verdanken, daß die kleine Gemeinde Weingarten in Kreuzweingarten umbenannt wurde. Dafür dankte ihm Orts- und Amtsbürgermeister Gebertz an der offenen Gruft. Als besondere kunsthistorische Tat des Heimatforschers Reinartz darf man die Entdeckung der Kreuzgangfenster der Klöster Steinfeld und Mariawald in London betrachten. Der Name des verstorbenen Pfarrers wurde durch seine Arbeiten in der Zeitschrift für christliche Kunst, in den Bonner Jahrbüchern, in heimatlichen Zeitschriften und Zeitungen, durch zahlreiche Bücher und Broschüren weit bekannt, und auch nach seinem Tode hat er der Nachwelt noch so viel wertvolles Schriftmaterial hinterlassen, daß man vielleicht erst in späteren Jahren den Wert dieser Arbeiten ermessen kann.

In Kreuzweingarten gründete Pfarrer Reinartz mit Lehrer Müller den Heimatverein, und er tat in den Jahren danach alles, um auch die Menschen des kleinen Dorfes mit seiner Arbeit vertraut zu machen, sie bekannt zu machen mit Namen, Sitten und Gebräuchen ihrer Vorfahren und ihrer Heimat. Der Priester war außerdem Mitglied des Vereins für westdeutsche Familienkunde. Seine umfangreiche Bibliothek, die zahlreiche heimatkundliche Werke enthielt, wurde im vergangenen Jahr vom Landkreis Euskirchen angekauft und seine wertvolle Sammlung alter Münzen ist im Besitz der Stadt Euskirchen. Hinzugefügt werden darf noch, daß es vor allen Dingen der Mechernicher Bleiberg (die engere Heimat des Pfarrers) ist, der immer wieder in den Arbeiten des Heimatforschers genannt wird. Über den Lebensweg des Priesters wird im Totenzettel u. a. berichtet:

„Geboren wurde ich am St.-Nikolaus-Tag 1874 zu Kall-Heistert, Pfarre Dottel. Meine Eltern, denen ich nächst Gott die Gnade des Priestertums verdanke, waren Adam Heinrich Reinartz und Gertrud Sibilla Pünder, deren Vorfahren am Bleiberge schon seit Jahrhunderten der Kirche viele Priester geschenkt hatten. Theologie studierte ich an den Hochschulen zu Innsbruck, Bonn und Freiburg i. Br. und als Abschluß war mir eine Pilgerfahrt nach Rom möglich, wo ich vor Eintritt in das Priesterseminar den Segen des hl. Vaters empfangen durfte. 1899 wurde ich zum Priester geweiht. Meine priesterliche Wirksamkeit gestaltete sich sehr abwechslungsreich: als Kaplan in Brühl, als Kurgeistlicher am Gardasee in Oberitalien, als Pfarrektor in Eiserfey, als Hausgeistlicher an der Lungenheilstätte in Mönchen-Gladbach-Hehn und als Anstaltsseelsorger eines Fürsorgeheims in Aachen-Soers und wiederum als Pfarrrektor in Mühleip, Pfarre Eitorf. Nach dem ersten Weltkrieg bewarb ich mich um eine Pfarre und wählte die dem hl. Kreuz geweihte altehrwürdige Kirche im schönen Weingarten. Am 25. April 1920 wurde ich ihr feierlich angetraut.

Ihr habe ich ein ganzes Menschenalter hindurch die Treue gehalten, in ihr mein goldenes Priesterjubiläum feiern dürfen, in ihrem Schatten endlich meine letzte Ruhestätte gewählt.“

Der Totenzettel des Pastors schließt mit einem Dankeswort an all seine Pfarrkinder und Freunde und mit der Bitte, allen Haß zu vergessen, wenn jemals ein Grund dazu vorhanden gewesen sein soll. Zum Schluß bittet der Priester um das Versprechen gegenseitigen Gebetes.

Es war eine recht große Trauergemeinde, die der Beerdigung auf dem kleinen Friedhof beiwohnte. Die kirchlichen Gebete sprach Dechant Emonds aus Kirchheim. Zuvor hatte der Dechant in der Messe den Lebensweg von Pfarrer Reinartz aufgezeichnet und über die Aufgaben eines Priesters gepredigt. Die Feier an der offenen Gruft wurde durch den Gesang des Kirchenchores verschönt. Nach dem Gedicht eines Schülers sprach Ortsbürgermeister Gebertz und legte im Auftrage der Ortschaften und Gemeinden Kalkar-Kreuzweingarten einen Kranz nieder. Noch viele Kränze und Blumen wurden an der offenen Gruft niedergelegt. Traurig und schweigend nahmen die vielen Priester und Trauergäste Abschied von dem Mann, dessen Name in der Heimatgeschichte unvergessen bleiben wird.


Kölner Stadt-Anzeiger Nr. 185, 11.8.54.


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