Leben und Werk von Nikolaus Reinartz, |
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Kreuzweingarten kennst du doch ? |
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Sage ich zuviel, wenn ich es ein Juwel der Heimat-Romantik dessen Geschichte so bedeutsam, ein Idyll nenne, dessen Schönheit so anmutend ist wie sein Name? Droben auf dem alten Burgberge unter dem ragenden Kreuze am Waldessaum, der die alte churkölnische Landesfeste, die Hardtburg umschließt, da möchte ich es dir zeigen, diesen Gottesgarten, der von der jungfrischen Erft durchpulst, von den aussichtsreichen Eifelhöhen zur weiten fruchtbaren Ebene sich hinabzieht. Freundliche Häuser, friedlich um den Fuß des Kalvarienberges lagernd, auf dem, umgeben von den liebevoll gepflegten Gräbern der Toten, sich die alte ehrwürdige Wallfahrtskirche erhebt; ringsum Gärten und Obstwiesen und die bewaldeten Hänge, an denen wohl tausend Jahre die Rebe geblüht! Ja, hier wird die Vergangenheit lebendig und ihre Rätsel enthüllen sich dir; was in der Heimat geschah, selbst Millionen Jahre vorher, ehe noch des Menschen Fuß sie betreten konnte, spricht hier in gewaltigen Denkmälern zu deinem Auge und deiner Seele wie wohl nirgendwo anders im Euskirchener Lande. Die Perioden der Erdgeschichte in ihren unermeßlichen Ausdehnungen entfalten sich dir hier. Das altersgraue Gestein, auf dem du hier stehst, das sich gegenüber im Broicher Walde, in dessen tiefen Klüften die Römer die Wacken zu ihrer Wasserleitung gebrochen wiederum zu gewaltigen Massen türmt, im Altertum der Erde hat sich im Devonmeer gebildet, als es noch keinen Kalk und keinen Bleiberg und keine Tonerde und keine Braunkohle gab. Aber auch diese sieht dein Geistesauge hier in den unendlichen Zeiträumen der Erdgeschichte nach und nach in Jahrmillionen wachsen im Kalkgebirge bei Eschweiler und Iversheim, im Buntsandstein bei Mechernich, im Tonbecken von Kirspenich und Antweiler. Und dann gräbt sich in vielleicht meßbaren Perioden von vielen vielen Jahrtausenden die Erft ihr Bett durch Gebirge, die bis zum Stadtwald stehenden Wasser des Rheins verebben das Kalkarer Moor mit seiner seltenen Pflanzen- und Tierwelt ist eine Bildung allerjüngster Zeit das sehen wir in diese wechselvollen Bilder eines ungeheuren Geschehens endlich den Menschen hineintreten.
Hier wo du wohnst, da wollte er, der drunten am See bei Kalkar Wohnung genommen u. dort auf dem Urnenfelde die Asche seiner Toten beisetzte, in dem gewaltigen Ringwall, mit dem er die Höhe umgab, sich eine feste Burg als Zufluchtsstätte gegen andringende Feinde schaffen, eine Arbeitsleistung, die in ihrer Art nicht weniger Bewunderung verdient, als die des Römers, der ein halbes Jahrtausend später am jenseitigen Bergeshang seine große Wasserleitung erbaute. Nirgendwo kann dieses unvergleichliche Werk der Technik so allseitig und so bequem in Augenschein genommen werden, wie in Kreuz-Weingarten. Was für den Landschaftsfreund und den Geologen gilt, gilt auch für den Altertumsfreund: Keiner sollte hier vorbeigehen, wo der Boden ganz mit alten Erinnerungen gefüllt ist, von denen noch so vieles der Aufschließung harrt. Aber auch das christliche Gemüt hat Kreuz-Weingarten stets in seinen Bann gezogen, wohl schon von grauen Heidentagen an, wie eine weitverbreitete Sage erzählt, sodann im Mittelalter, wo fromme Pilger weither zur Verehrung des kostbaren Heiligtums der Reliquie des heiligen Kreuzes zum Kalvarienberge kamen, endlich in unsern Tagen, wo die neue Ausschmückung des bereits 670 Jahre bestehenden Gotteshauses von Künstlerhand, kirchlich und volkstümlich zugleich, so vielen Beifall gefunden hat. Und die Bewohner? Seit alter Zeit ist das Weingartener Handwerk geachtet gewesen; heute noch gehen die soliden Weingartener Spaten und Bier-Registratoren ein neues Patent und zeitgemäßer Ersatz für den guten alten Tropfen in die Welt hinaus. Bekannt ist Weingarten auch durch seine Pflege edler Volkskunst. Wenn du einmal Gelegenheit hast, in dem schönen Jugendheim der Pfarrgemeinde, dem ersten im Kreis Euskirchen, einer Aufführung des Kirchenchores oder einer der Kongregationen anzuwohnen, und dann vielleicht das Glück hast, zu festlichen Anlässen abends bei der Heimkehr das Kreuz auf dem alten Burgberge majestätisch und friedlich auf das stille Dörflein hinableuchten zu sehen, dann wirst du es auch von dieser Seite her lieb gewinnen und dich vielleicht entschließen, hierher mal ein paar Wochen in die Sommerfrische zu kommen. Wird dich bestimmt nicht gereuen! Reinartz, Pfr. |
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Euskirchener Volksblatt, Nr. 157, 10.7.1931. |
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Steinfeld und die Steinfelder Fenster
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