Leben und Werk von Nikolaus Reinartz,
Pfarrer und Heimatforscher - Ein Projekt von Nikola-reinartz.de und Nikolaus-reinartz.de





Der Römerkanal bei Kreuzweingarten und seine Erforschung.
Nikola Reinartz.

Im Programm der diesjährigen Haupt-Versammlung ist neben der Besichtigung des in den Jahren 1921–23 vom Bonner Provinzial-Museum teilweise ausgegrabenen keltischen Ringwalles bei Kreuz–Weingarten (Eisenbahnstation an der Strecke Euskirchen–Münstereifel) auch die des daselbst auf seinem ganzen Verlaufe am besten sichtbaren und grade jetzt infolge Abholzung des Geländes streckenweit zu verfolgenden Römerkanals vorgesehen. Bietet ja dieses Wunderwerk römischer Tatkraft und Technik in einer Gesamtlänge (mit Zu- und Abflüssen) von 150 Kilometer nicht nur dem Altertumsfreunde höchstes Interesse, sondern auch dem modernen Baugewerbe bis in die jüngste Zeit hinein wertvolle praktische Anregungen. So hat eben erst in Nr. 5 der Westdeutschen Bauzeitung Dr. Kiepenheuer die gradezu fabelhafte Festigkeit des Mörtels vom Römerkanal, die stellenweise die Härte des gewachsenen Felsen übertrifft, einer eingehenden Untersuchung unterzogen. Nicht minder Beachtung verdient aber grade in der Jetztzeit die Beigabe zum alten Römerwerk, welche einer köstlichen Perle vergleichbar die Natur im Innern desselben hat wachsen lassen, ich meine den Kalksinter, der als jahrhundertjähriger Niederschlag der Leitungswasser in seiner größten Dicke zwischen Weingarten und Antweiler bis zu 18 Zentimeter sich im Kanale angesetzt hat und der ornamentalen Baukunst eines der edelsten Marmorgesteine darbietet. Das Mittelalter seit den Tagen Karls des Großen wußte es zu schätzen. Grade dem Umstande, daß man mit Vorliebe den Sinter aus dem Römerkanal zu Säulen, Grab- und Altarplatten, sowie sonstigem architektonischen Schmuck verwandte, ist es zuzuschreiben, daß derselbe in der Ebene größtenteils ausgebaut worden ist.

Derartige Werke alter Zeit finden sich beispielsweise in der Münstereifeler Stiftskirche, nämlich die Säulen zur Eingangstür, je drei Säulen an den Seitenwänden des Chores, sowie die Stufen der Chortreppen. Freilich haben dieselben im Laufe der Zeit die Politur verloren und geben kein Bild von der Schönheit, die dem neu geschliffenen Stein eignet. Da seien denn die Besucher des Römerkanals aufmerksam gemacht, daß in der Pfarrkirche zu Kreuz-Weingarten soeben von Steinmetz Julius Crespin-Euskirchen eine Altarbekleidung aus Sinter fertiggestellt wurde.

„In unbearbeitetem Zustande zeigt derselbe wellenförmige Linien, welche den Wolken ähnlich, die mannigfaltigsten Formbildungen erkennen lassen. Sie tragen das Gepräge des Wechsels, dem das flüssige Element, welchem sie ihre Entstehung verdanken, naturgemäß unterworfen war. (Wasserstein nennt ihn treffend der Volksmund.) Unter der Hand des Künstlers nimmt dann das graue Einerlei des Natursteins die verschiedensten Farben an, welche durch ihre Pracht an die Schönheit der Edelsteine erinnern. Soviele Schichten sich zu einem Ganzen verbinden, so viele Schattierungen fügen sich in den verschiedensten Uebergängen zu einem bunten Gesamtbilde voll Glanz und Leben“.


Ergänzungsfoto Nikola-Reinartz.de:
Reinartz 1922 Foto: Kreisbildstelle Slg. Dr. Rünger/H.J.Kesternich

Wie treffend diese Worte des verdienstvollen Erforschers des Römerkanals, Pfarrer Maaßen, die künstlerischen Vorzüge des „Wassersteins“ geschildert haben, kann man an dem schönen Werke von Kreuz-Weingarten nachsehen und wiederum einmal den Schluß ziehen, wie wenig wir es doch oft nötig haben, etwas weither zu holen und das Wertvolle und Interessante der eignen Heimat unbeachtet zu lassen. Und auch dafür ist der Beweis erbracht, daß der Sinter sich in ausgewählten Stücken nicht allein für Werke der Kleinkunst, sondern auch für Arbeiten größeren Stils eignet. Freilich dürfte bei einer industriellen Ausbeutung des noch in weiten Gängen im Gebirge erhaltenen Kanales die Denkmalpflege nicht übergangen werden; aber grundsätzlich dürfte sich diese einer zugleich wissenschaftlichen wie praktischen Zwecken dienenden Ausgrabung des sonst allen Zufälligkeiten und Zerstörungen preisgegebenen, bestenfalls noch Jahrhunderte vielleicht verborgenen Schatzes wohl nicht widersetzen. „Nur eine mit großen Mitteln unternommene und mit der geschärften Einsicht der heutigen Bodenforschung durchgeführte Untersuchung der römischen Wasserleitung in der Eifel kann“, nach den Worten des rheinischen Archäologen Cramer, „die Lösung so manchen Rätsels bringen“; ist ja weder über die Bauzeit noch über die Benutzungsdauer bzw. Zerstörung des gewaltigen Werkes bislang etwas Genaues, vor allem nichts inschriftlich Gesichertes zu Tage gefördert worden. Ein anderer Weg, diese „großen Mittel“ zu beschaffen, ist aber unter den heutigen Verhältnissen undenkbar.

Pfarrer Reinartz.





Eifelvereinsblatt, Nr. 6, Juni 1924, S 51.





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