Leben und Werk von Nikolaus Reinartz, |
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Der Römer-Kanal
und seine Erforschung bei Kreuz=Weingarten. Vom Römerkanal bei Kreuz=Weingarten und seiner Erforschung ist bereits im Juniheft 1924 dieser Zeitschrift die Rede gewesen. Vom Römerkanal, der so weit und kühn angelegten, mit vollendeter Technik ausgeführten Wasserleitung aus dem Herzen der Eifel nach der alten Colonia Agrippina, die unter den Denkmälern aus der großen Vergangenheit unseres Landes zur Römerzeit, ja unter den Bauwerken des weiten Römerreiches überhaupt einen ersten Rang einnimmt und trotz weitgehender Zerstörung heute noch eine der best erhaltenen Schöpfungen der Antike nördlich der Alpen darstellt; vom Römerkanal, für den von seiten der Denkmalpflege bis dahin eigentlich gar nichts geschehen war, der, man kann hier nicht einmal von einem Dornröschenschlaf sprechen, seit Jahrhunderten im Dunkel der Geschichte und im Dreck der Erde verschüttet lag! Gewiß ein Gegenstand, bei dem man aufhorchen mußte. Und doch hatten schon viele und besser darüber geschrieben! Und doch war alles ruhig beim Alten geblieben! Wie kam es denn, daß dieser Schrieb einschlug und Beachtung bis hinauf zu hohen Stellen fand? Der Grund war folgender: Wie Achilles war auch dieser Kampfartikel verwundbar. Und die Achillesferse lag klar zu Tage. Da stand ein böses Wort darin von industrieller Ausbeutung. Es war zwar nicht so böse gemeint, erregte aber Anstoß. Und so zog sich denn das Gewitter über den ahnungslosen Artikelschreiber zusammen. Die Denkmalpflege wurde jetzt aber mobil gemacht. Die Konsuln und Auguren traten zusammen. Und es ergab sich ein überraschendes Resultat. Nein, der Römerkanal bei Kreuz=Weingarten ist wirklich nicht gefährdet. Aber es sollte endlich einmal etwas Positives von seiten der Denkmalpflege zu Gunsten des Römerkanals geschehen! Also doch endlich einmal o felix culpa! Man überzeugte sich leicht, daß dazu bei Kreuz=Weingarten alle Bedingungen gegeben waren, um das monumentale Werk wirkungsvoll in die Erscheinung treten zu lassen. Auf historisch bedeutsamem Boden, der allenthalben mit antiken Überresten angefüllt ist, über dem Gelände der durch ihren schönen Mosaikboden bekannten römischen Villa, gegenüber dem vom Provinzialmuseum auf dem alten Burgberg ausgegrabenen keltischen Ringwall zieht sich der Römerkanal, der hier die größte Spannweite und Höhe mit dem mächtigen Sinteransatz zeigt, an aussichtsreicher Bergeshöh, dem letzten Ausläufer des Eifelgebirges, dem freundlichen Erfttal entlang, ehe er sich in jähem Falle der alten Belgica und dem Erftübergang zuwendet, wohl hie und da durch eine Lücke unterbrochen, aber noch in engen Zusammenhängen. Die Stelle ist leicht erreichbar, etwa zehn Minuten vom Bahnhof entfernt, das ganze Gelände im Besitze der Gemeinde, die es gerne hütet. Und welches Feld für die Forschung eröffnet sich hier! Da sind die alten Steinbrüche und Kalköfen, aus denen das Material gewonnen wurde, hier treten in unmittelbarer Nähe des Kanals bauliche Anlagen zu Tage, die Höhe hinab scheint ein Doppelkanal zu führen, am Fuße derselben vermutete Eick Klärbassins; unweit liegt Belgica in einer Ausdehnung von einem Kilometer und die Erftüberführung bezw. Unterführung. Die Überzeugung hat diesmal wirklich zur Tat geführt. Von der Provinzial=Denkmalpflege wurden Pläne für den Aufschluß und die Sicherung des Römerkanals bei Kreuz=Weingarten ausgearbeitet, deren Zweck war, ohne den Besuchern eine eingehende Besichtigung zu verwehren, durch geeignete Abschlüsse eine Zerstörung des Kanals zu verhindern. Für die Ausführung der Arbeiten bewilligte Konservator Prof. Dr. Renard außerdem 100 Mark, der Verein für Denkmalpflege, der Kreis Euskirchen, der Zweckverband der Eifelvereine Groß=Kölns ebenfalls je 100 Mark *), die Eifelvereinsgruppe Euskirchen noch 50 Mark, nachdem die Ortsgruppe Satzvey=Wachendorf bereits früher einige Arbeiten hatte ausführen lassen. Soweit die Mittel es ermöglichten, sind die Pläne zur Ausführung gelangt. Soviel läßt sich bereits jetzt darüber sagen: Wer die Wasserleitung des alten römischen Köln heute noch sehen will, der muß schon nach Kreuz=Weingarten kommen, nirgendwo auf dem ganzen Verlauf tritt dieselbe so monumental in die Erscheinung wie hier, nirgendwo läßt sich ihre berühmte Mauertechnik von der Sohle auf an einem Lehrbeispiel studieren wie hier. Freilich, die Mittel sind erschöpft; für Forschungszwecke, die gerade hier schönsten Erfolg versprächen, konnte noch nichts geschehen. Wohl hat die Säuberung der Kanalrinne zu einigen interessanten Funden und Feststellungen geführt. An ein paar Stellen fand sich dieselbe mit Steinen im Innern verbarrikadiert. Die Überlieferung bietet eine doppelte Erklärung hierfür an: Dorfbewohner hätten in früheren Kriegszeiten im Römerkanal ein sicheres Versteck gesucht und gefunden, während die andere besagt, die Absperrung an einer Seite sei geschehen, um die Füchse herauszutreiben, denen der Kanal des nahen Waldes wegen häufig zum Schlupfwinkel dient. Beide Annahmen finden ihre Bestätigung in den menschlichen und tierischen Überresten, die sich auf dem Boden des Kanals im Schutt fanden: einerseits ein Hauer von einem Wildschwein, andererseits eine kleine Silbermünze vom Jahre 1660, ein Hammer, ein Lichthaken und der Bleideckel eines Humpens. Es würde ein Landschaftsbild von ganz besonderem Reize zum Teil ist es schon heute das im nördlichen Teile der Eifel seinesgleichen nicht hat: auf den Höhen zu beiden Seiten des Erfttales um Kreuz=Weingarten hier das aufgeschlossene antike Bauwerk des Römerkanals, dort der, soweit angängig, wieder aufgebaute keltische Ringwall, im freundlichen Wiesental zu Füßen das anmutige Dörflein malerisch um den Kalvarienberg mit seiner alten Wallfahrtskirche gelagert. Möge es zu verwirklichen, diesen Zeilen kein geringerer Erfolg beschieden sein, wie denen vom Juni 1924. |
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*) Leider ist die Großstadt Köln selber, infolge beschränkter Mittel (!?), diesem schönen Beispiel bisheran nicht nachgekommen; eigentlich hätte man von der Stadt, für die der alte Gelenius in seinem Buche De admiranda magnitudine Coloniae mit berechtigtem Stolze den Römerkanal in Anspruch nimmt, die tatsächlich an der Wiege ihrer Geschichte bereits eine Wasserversorgung besessen hat, der an Kühnheit und Weitläufigkeit keine moderne Großstadt etwas Ebenbürtiges zur Seite stellen kann, doch etwas mehr als ein platonisches Interesse erwarten dürfen. |
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Eifelvereinsblatt, Nr. 6, Juni 1928, S. 9293. |
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