Leben und Werk von Nikolaus Reinartz, |
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Umlegungsverfahren in
Kreuzweingarten-Rheder |
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Was bereits in den Jahren nach dem ersten Weltkrieg und später wiederholt leider infolge Interesselosigkeit und direkter Gegenarbeit einzelner vergebens angestrebt wurde, soll nun doch verwirklicht werden, nämlich die Bereinigung der Gemarkung Kreuzweingarten-Rheder, nachdem diese bereits vor mehr als einem Menschenalter in der Nachbargemeinde Billig erfolgte, von da auch ein sichtbares Aufblühen der dortigen Landwirtschaft datiert. Etwas Gutes hat jedoch diese Verzögerung gebracht, heute ist die Gemeinde sozusagen geschlossen für das Umlegeverfahren, was natürlich die Arbeit wesentlich erleichtert. Freilich so ganz ohne Aufeinanderstoßen der Interessen und ohne Reibereien wird es ja nicht abgehen, aber schließlich wird jeder finden, daß auch ein etwaiger Nachteil im einzelnen bei weitem durch den allgemeinen Vorteil aufgewogen wird. Viel Verwirrung ist ja auch von Anfang an durch den ursprünglichen Namen des Verfahrens Zusammenlegung entstanden, der leicht mißdeutet werden konnte, als solle nun vor allem das Interesse der Großbauern gefördert werden, während gerade der kleine Mann beispielsweise im Wege des Verfahrens ohne besondere Kosten ein Stück Gartenland an sein Haus gelegt bekommen kann. Doch stehen bei einer Flurbereinigung nicht allein wirtschaftliche Interessen, sondern meist zu wenig beachtet, auch wichtige kulturelle Interessen in Frage. Ich möchte da insbesondere auf die Heimatkunde hinweisen. Man vergegenwärtige sich nur, wie das Landschaftsbild durch die Umlegung der Feldflur eine weitgehende Veränderung erfährt. Nicht nur die einzelnen Parzellen verschwinden, die durch ihre eigenartige Gestaltung oder besondere Merkmale richtungsweisend für die Orientierung waren, es wird vielmehr die für die Siedlungsgeschichte so wichtige alte Gewannlage vollständig aufgelöst. Die in der Landschaft ganz besonders charakteristischen Reeger und Abhänge werden gebrochen, alte Grenzgräben eingeebnet, Marksteine beseitigt. Was aber flurgeschichtlich sich am verhängnisvollsten auswirkt, ist die Neuordnung des Wegenetzes; dabei verschwinden meist die sogenannten Grünen Wege und Alte Straßen, Trümmer oft jahrtausendalter Verkehrswege, die sich bis heute noch im Gelände erhalten haben. Alles in allem so durchgreifende Veränderungen im Gelände, daß selbst der Landmann sich im einzelnen nicht mehr auskennt und die nachfolgende Generation erst recht nicht mehr sich ein zutreffendes Bild von der Gestaltung der Heimatflur in der Vergangenheit machen kann. Aber nicht allein die Grundlage zum Verständnis der Flurnamen schwindet, heimatkundlich und kulturgeschichtlich wertvolle Namen kommen so oft bei der Neuauflage des Flurbuches in Abgang, während andere belanglose oder gar infolge der veränderten Lage-Verhältnisse unrichtig gewordene aufgenommen und weiter geführt werden. Es ist aber die Neuanlage der Flurbücher eine ganz einzigartige Gelegenheit, eigentümliche, sinnvolle und inhaltreiche Flurnamen, und zwar in der richtigen, ursprünglichen Lautform (wichtig!) der Nachwelt weiter zu geben. Was ja ehemals bei der preußischen Landesaufnahme durch landfremde Vermessungsbeamte, nicht minder wie von ihren französischen Vorgängern durch Unverstand und Willkür gesündigt worden ist, geht schon ins Groteske. So wurde aus der Fuhlingskuhl (Schindanger) eine freilich besser duftende Frühlingskaul, aus einem Rhedener Pfädchen ein Reiterpfädchen; der Flurname an der Krusch hieß ursprünglich am Kreuzdriesch. Anderswo wurde aus einem Licheweg (Leichenweg zum Kirchhof) ein Lichtweg; aus dem FIN am Viertel wurde am Vorteil, aus einem Hungertal wurde ein Untertal, aus einem Wachtberg ein Jachberg, aus dem Flurnamen auf der Wacht wurde auf der Waag etc. Es erübrigt sich wohl eigens zu betonen, wie wichtig diese Erwähnungen gerade für den historisch so bedeutsamen Boden der vinea crucis sind, wo römische Heerstraßen unter der Ackerflur begraben sind, wo die Flurnamen an der alten Burg, am Kaiserstein, auf dem Wiehlder, auf dem Hondert, am Hundswinkelgraben, am Düffelsgraben, an der Pfaffenhardt, an Amtsverwaltersbenden, an der Wolfskuhl, an der langen Rodder, noch als Zeugen einer teilweise jahrtausendalten Vergangenheit zu uns sprechen. Darum videant consules was heute durch Unkenntnis oder Gleichgültigkeit da gefehlt würde, könnte sich verhängnisvoll für alle Zukunft auswirken, während andererseits das Kulturamt durch die Pflege auch dieser geistigen Werte sicher seinen schönen Namen in erhöhtem Maße gerecht würde. Rtz. |
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Euskirchener Volksblatt, Nr. 152, 4.7.1950. |
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Steinfeld und die Steinfelder Fenster
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