Leben und Werk von Nikolaus Reinartz,
Pfarrer und Heimatforscher - Ein Projekt von Nikola-reinartz.de und Nikolaus-reinartz.de





Die Gründung Mariawalds
und der Sagenkranz um das Heimbacher Gnadenbild
Eine Untersuchung aus dem Grenzgebiet von Sage und Geschichte
Von Dr. Reinhold Heinen (Berg vor Nideggen)

C.1. Die Rolle Fluitters im Lichte der Geschichtsquellen

Als kurz nach der Übertragung der Holzkapelle Duimgens am 11. November 1480 (Goerke, 3. Aufl., S. 12) an die Bottenbroicher Zisterzienser die ersten Mönche auf dem Kermeter ihren Einzug hielten und dann die vielfältigen Urkunden der nächsten Jahrzehnte über die Klostergründung, Altar- und Kirchenweihen, landesherrliche, erzbischöfliche und päpstliche Genehmigungen niedergeschrieben wurden, mußte die Erinnerung an Fluitter, der nur wenige Jahre vor der Ankunft der Mönche verstorben war, noch frisch sein. Bei der überragenden Bedeutung, die ihm die Aufzeichnungen Radermächers beilegen, konnte man in den Urkunden, die zum Teil sehr umfangreich sind und sich in langen Erörterungen ergehen, an der Person Fluitters nicht vorübergehen.

Trotzdem schweigen sämtliche Urkunden der nächsten Jahrzehnte vollständig von Fluitter und wir kennen seinen Namen ausschließlich aus der Niederschrift Radermächers. Selbst Axer, der 1664 seine ausführliche Darstellung der Vorgänge vor der Errichtung der Holzkapelle Duimgens und vor der Klostergründung gibt, nennt zwar die Namen zweier Eremiten, die vor dem Kapellenbau Duimgens auf dem Kermeter gelebt haben, erwähnt ferner das Vorhandensein eines Muttergottesbildes – aber der Name Fluitters ist ihm vollständig unbekannt. Axer erwähnt nur die Eremiten Johannes und Antonius, Radermächer dagegen – außer Fluitter – Paulus Schilder und Tönniß Satlemächer, welch letzterer mit dem „Antonius“ Axers identisch sein könnte. Axer berichtet auch mit fast denselben Worten und mit einer erstaunlichen Übereinstimmung in den Einzelheiten mit Radermächer von der Auffindung eines toten Eremiten vor dem Gnadenbild, was er von Antonius, Radermächer dagegen von Paulus Schilder erzählt. Anscheinend haben die Verfasser beider Aufzeichnungen wenigstens für diese Schilderung des Todes eines Eremiten dieselbe Quelle benutzt.

Gerade die Tatsache, daß Axer, dem offenbar Aufzeichnungen vorlagen, die heute nicht mehr vorhanden sind, aus seinen Quellen Namen und Rolle Fluitters und die legendenhafte Herkunftsgeschichte des Gnadenbildes nicht kennt, stützt stark die Vermutung, daß Radermächers Aufzeichnungen erst nach Axer, also nach 1664, entstanden sind. Axer hat Radermächers Niederschrift nicht gekannt; dagegen ist es durchaus möglich, daß der apokryphe Verfasser der Radermächer unterschobenen Darstellung Axers Geschichte kannte, also erst nach 1664 das Dokument mit der Datierung „1523“ herstellte, indem er Axers Schilderung ergänzte und ausspann.

Auch die Nekrologe des Klosters haben die Erinnerung an Fluitter nicht festgehalten; wenigstens macht Goerke darüber keine Angaben.

Bei einem Manne von der Bedeutung Fluitters für die Gründung des Klosters und für die Beschaffung des Muttergottesbildes, wie sie Radermächer schildert, hätte man auch an der Pflege seines Grabes nicht vorbeigehen können und Radermächer hätte gewiß sein Grab erwähnt. Es wäre auch von den Mönchen weiter gepflegt worden, auch wenn man in der Verehrung seiner Person nicht so weit gehen wollte wie bei der etwas früher erfolgten Gründung des Klosters Eberhardsklausen bei Piesport an der Mosel, über dessen ähnliche Gründungsgeschichte noch zu sprechen sein wird. Dort wurde der 1451 verstorbene Aufsteller des Gnadenbildes Everhard in einem bleiernen Sarg vor dem Hochaltar der Klosterkirche beigesetzt und das Kloster sogar nach seinem Namen benannt. (Schiffels, Vom frischen Quell, Sagen, Legenden und Geschichten aus der Eifel, 1912, Bd. 2, 38f.; Schorn, Eiflia Sacra, Bd. 1, 432). Andererseits ist auch der Gründer der Kevalaerer Wallfahrt, Hendrik Busmann, „spurlos aus der Geschichte verschwunden“ (Holtmann, Kevelaer, die Gnadenstätte der Trösterin der Betrübten, 1934, S. 11), aber erst nachdem er 1647 in feierlicher Verhandlung vor der Synode zu Venlo unter Eid über die Herkunft des Kevelaerer Gnadenbildes zu Protokoll vernommen worden war.

Auch der Familienname „Fluitter“ ist bisher in den Heimbacher Pfarrbüchern, die erst 1687 beginnen, und sonstwo nicht festzustellen. (Kalff deutet ihn übrigens auf der erwähnten Abschrift als „Flicker“, Grubenbecher – S. 377 – als „Flötenspieler oder Spielmann“).

Es ist also auch nicht die geringste Erinnerung an den Mann vorhanden, den Radermächers Aufzeichnungen als den Aufsteller des Gnadenbildes und damit indirekten Anreger der Klostergründung schildern, trotzdem diese schon knapp ein Jahrzehnt nach seinem Tode erfolgte und man bei der von Radermächer behaupteten überragenden Bedeutung Fluitters für die Gründungsgeschichte doch sein Andenken festgehalten haben würde, sei es in einer der vielen Urkunden, sei es in der Erhaltung seines Grabes.





C. 2. Die Rolle des Muttergottesbildes in der Gründungsgeschichte des Klosters






Heimatblätter, Beilage zur Dürener Zeitung, Nr. 19, S. 145-149, 20.9.1934; Nr. 20, S. 153-156, 4.10.1934; Nr. 21, S. 162-165, 18.10.1934; Nr. 22, S. 170-172, 31.10.1934; Nr. 23, S. 181-183, 15.11.1934.


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