Leben und Werk von Nikolaus Reinartz,
Pfarrer und Heimatforscher - Ein Projekt von Nikola-reinartz.de und Nikolaus-reinartz.de





Die Jülicher Bergbeamten im Wildbann Kall
Ein Beitrag zur Familienkunde

Familienkunde und Sippenforschung sind, seitdem nach dem Umbruch in Deutschland der Nachweis der arischen Abstammung verlangt wird, in den Vordergrund des allgemeinen Interesses gerückt. Früher waren es Gebiete, die nur von einem beschränkten Kreise von Forschern und Liebhabern bearbeitet wurden. Letztere haben sich in der am 12. März 1913 gegründeten Westdeutschen Gesellschaft für Familienkunde e. V., Sitz Köln, zusammengeschlossen, einer Vereinigung, die auf allen Gebieten der Familienkunde forschend, belehrend und anregend wirken will, um dadurch auch bei der Allgemeinheit Familiensinn und Vätersitte und damit Heimat- und Vaterlandsliebe wachzuhalten und zu pflegen. Vorsitzender der Gesellschaft, die dem Volksbund für sippenkundliche Vereine e. V. Berlin angeschlossen ist, ist Professor Dr. Albert Huyskens, Aachen. Die von der Gesellschaft herausgegebenen Mitteilungen bieten dem für Familienkunde Interessierten jeweils eine Fülle von wertvollen Forschungsergebnissen. Das gilt in besonderem Maße wieder für das vor Kurzem herausgekommene Heft 3 des Jahrganges 1939, in dem wir auch mehrere Beiträge zur Sippenkunde unseres engeren Heimatbezirkes finden. So in der Arbeit von Leopold von Bessel, Aachen, über „Das Freundschaftsalbum des Johann Jakob zum Pütz (1615 bis 1620)“, in dem u. a. Johann Friedrich von Schaesberg (1598–1671), als ein um sein Heimatland Jülich hochverdienter Mann genannt wird. Das beigefügte Wappen derer von Schaesberg, die im Jahre 1710 mit der Herrschaft Kerpen-Lommersum belehnt wurden, ist noch heute am Giebel des sogen. Spanischen Rathauses in Lommersum zu sehen. Auch der Familie des Johann Werner Roist von Werß, dessen Vater Amtmann zu Zülpich war, begegnen wir häufig in der Geschichte unserer Heimat.

Einen besonders schätzenswerten Beitrag zu diesem Hefte hat aber Pfarrer Nikolaus Reinartz von Kreuz-Weingarten in seinem Aufsatze „Die Jülicher Burgbeamten im Wildbann Kall“ geliefert. Der verdienstvolle Forscher führt den in der Vordereifel häufigen Namen Pünder mit seinen Varianten auf eines der Ämter zurück, denen bis zur französischen Revolution die Verwaltung des landesherrlichen Bergregals oblag, nämlich dem des Erzwiegers, des Punders. Das Amt des Punders in Verbindung mit dem des Bergmeisters ist zuerst erwähnt im Bergweistum des Jülicher Wildbanns Kall vom Jahre 1494, der die Aemter Monschau, Nideggen, Münstereifel, Tomburg, Euskirchen, und „was weiteres diesseits der Rur in montensibus verfällt“, umfaßte. Zur Wahrung der fiskalischen Interessen war dem Bergmeister als Vorsitzer des Bergamtes der Punder oder Wiegemeister zur Seite gestellt. Pfarrer Reinartz ist es in zwölfjähriger Forscherarbeit gelungen, die Geschichte der Familie, die soweit nachweisbar das Amt des Punders am Bleiberg zuerst bekleidete und davon den Namen geerbt hat, urkundlich lückenlos bis auf Tilman Punger in Hostel, geboren um 1603, mit großer geschichtlicher Wahrscheinlichkeit aber bis auf Goddert Punder, im Amte bereits 1559, zurückzuführen. Gleichzeitig hat er dabei, wie er selbst sagt, „auf bisher kaum befahrenen Gängen anderweitiges familiengeschichtliches Quellengut angeschlagen“, das er dann in einem mit bekannter Sorgfalt zusammengestellten Überblick kundgibt. Die Arbeit bietet nicht nur für die Familie Pünder, sondern auch für die mit ihr versippten Familien Hüttenjans (Huttanus), Tummeler, Dahmen, Reinartz, vom Scheid (Calenberg), und darüber hinaus für viele andere Familien, die der nordöstlichen Eifel entstammen, eine überaus wertvolle Chronik. Sie gibt auch zur Bildung von Familiennamen überhaupt interessante Fingerzeige und Aufschlüsse. Pfarrer Reinartz erwähnt in der langen Liste der Punder am Bleiberge auch einen Peter Lückerath, der zu Anfang des 17. Jahrhunderts drei Jahre lang die Erzwaage bediente. In einer Fußnote stellt er fest, daß ein Bruder des Peter Lückerath, der Berggeschworene und Dreiborner Schultheiß zu Kall-Heistert Johann Lückerath der Vater des Steinfelder Abtes gleichen Namens war und daß von ihm auch die Euskirchener Tuchfabrikantenfamilie Lückerath abstammte. Besondere Schwierigkeiten hat ihm der Name Dahmen gemacht, den er wegen der häufigen Namensgleichheit als „ein Kreuz für die Familienforschung“ bezeichnet. „Um in solchen gerade aus ländlichen Bezirken nicht seltenen Zweifelsfällen die Zugehörigkeit zu dem einen oder andern Familienkreise zu ermitteln, ist es unerläßlich, durch Zusammenstellung sämtlicher Kinder eines Elternpaares mit deren Paten sich ein vollständiges Familienbild zu verschaffen. Wie viele Irrtümer mögen durch Unterlassung dieser Bedingung bei unseren arischen Nachweisen sich einschleichen!“ Alles in allem ein sehr schätzenswerter Beitrag für die Sippenkunde, den namentlich die aus der Gegend des Bleiberges stammenden Familien dem unermüdlichen Forscher danken werden.

Herbelsheimer





Euskirchener Volksblatt, Nr. 48, 26.2.1940.



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