Leben und Werk von Nikolaus Reinartz,
Pfarrer und Heimatforscher - Ein Projekt von Nikola-reinartz.de und Nikolaus-reinartz.de



Annalen des Historischen Vereins 139 für den Niederrhein 1941.
Die „Krummel“ von Nechtersheim, ein Eifeler Rittergeschlecht.
Von Nikola Reinartz.





Richard von Jünkerath und dessen Sohn Johann von Leutherath, genannt von Jünkerath.

Diese führen bereits das Wappen der sechs in drei Reihen übereinander – 3-2-1 – gestellten silbernen Seerosenblätter 13) in blauem Feld, welche auch in dem Schild der Dynasten zu Jünkerath 14) vorkommen.

Wir lernen die Genannten in einer Urkunde 15) vom 19. Juni 1355 kennen, in der es heißt: Im Dienste Boemunds, Erzbischofs von Trier und seines Stiftes gelobt Richard von Junkrod mit Johan und Friedrich, 16) seinen Söhnen „mit drin gleven und selb vierten gewepent, wolgeriden und ertzuget in zu helfen uff yre kost alle di erige, die sie hant und gewinnen mugen binnen zwen jaeren, usgenomen die hern von Blankenheim, junghern Friderich von Junkerod, hern Friderich zu der Newerburg & hern Gerhard zu Schönecken“. Für diesen Dienst und Hilfe soll Boemund ihm 140 Gulden geben. Derselbe Richard von Joncroide erhält von Wenzel und Johanna von Luxemburg 1357/58 für die Dienste, die er mit drei schwerbewaffneten Mannen im Flandrischen Kriege getan hatte, 240 alte Schilde. 16a) Später quittiert Johan von Jonckerode, Richards Sohn, nochmals über 122 alte Schilde, jeder zu drei Mark zwölf Denare Aachener Währung. 16b) Wir sehen, wie schon der Vorfahr mit seinen Söhnen in aller Herren Dienst, wo es gerade etwas zu tun gab, um Sieg und Sold kämpft, insbesondere aber seinem Burgherrn verpflichtet ist; von ihm besaß er auch bereits 1351 als Afterlehn Arnolds von Schmidtheim ein Lehngut zu Leutherath 17) bei Esch (Kr. Daun).

Daher nahm denn auch sein Sohn Johann den Beinamen von Luytroide an, um so mehr, als 1393 genannter Arnold und seine Hausfrau Katharina von Kußlair „Johan von Luteraet, den man nent Junkeraet, um maichschafft und fruntschafft willen den hoiff zu Luteraet mit sinem zubeheur, den he von uns zu lehn halt, und uns man da aff was, gefriet hain ind fryn, und uff de manschaff verzegen han“. 18) Im gleichen Jahre gelobt Johann von Schmidtheim, Johann von Luycroit, genannt von Jünkerath, 100 Gulden zu zahlen. 19) Mit dem Oberlehnsherrrn Johann von der Schleiden, Herrn zu Jünkerath, hatte er sich bereits 1391 dahin geeinigt, daß er das Bruinslehn und einen Leibeignen zu Leutherath gegen Zahlung von 100 Gulden behalten sollte. 20) Daß Johann von Leutherath, genannt von Jünkerath, sich übrigens in guten Vermögensverhältnissen befand, geht aus einigen Urkunden der Jahre 1382–85 hervor, 21) denen zufolge Henkyn (=Johentgen) von Luytrot Friedrich von Schleiden, dem Vater des vorgenannten Johann, im Jahre 1369 ein Darlehn von 700 Florin gegeben hatte, 22) wofür dieser mit seinen Brüdern Johann und Dietrich ihm die Renten zu Morsbach, die „gülte“ auf dem Berge von Wollsiefen genannt, verpfändete. Von Bedeutung für die Zukunft wurde jedoch vor allem, daß Henkyn von Luytroidte, den man spricht Junkeroidt, 1389 infolge Verzichts des Schöffen zu Ahrweiler, Claiß Gurzgen, in den Besitz des Erbes von Heynken, Vogt zu Münstereifel, kam, nämlich 32 Morgen Land mit einem Hofrecht und einer Hofstätte zu Nettersheim und einem Stück Land zu Keldenich, die Hove genannt. 23) Diesem Heynken hatte Herzog Wilhelm von Jülich 1363 zu Nettersheim 23 Morgen gefreit und ihn zu seinem Lehnsmann gemacht. Dadurch ist Johann von Leutherath mit seiner Gattin Bela von Kyle der eigentliche Ahnherr der Ritter von Nechtersheim geworden. 24) Um 1400 scheint er gestorben zu sein.

Als Erben seines Namens und Wappens, aber auch seiner kriegerischen Tätigkeit, seiner Güter und Lehen, treten uns zu Beginn des 15. Jahrhunderts seine Söhne Arnold, Pawin und Richard entgegen, von denen die beiden ersten ein halbes Jahrhundert lang immer wieder in Diensten der Eifeler Grafen, der rheinischen Kurfürsten und des Herzogs von Jülich genannt werden. Zuerst halten Arnold und Pawin noch den Namen von Leutherath bei mit dem Zunamen „genannt von Nechtersheim“ – 1401 noch Arnold v. Lutrait, genannt Junkrait 25) – nennen sich jedoch etwa seit 1425 kurzweg von Nechtersheim; ebenso Richard von Nechtersheim, der bereits 1428 starb. Die drei Brüder siegeln sämtlich mit den sechs Seerosenblättern, 26) wozu bei Arnold 1433 noch als Helmzier der aufgereckte Schlangenhals kommt. 27)





Anmerkungen

13)

Die Deutung des Wappenbildes ist nicht einheitlich. A. Verkooren, Chartes et cartulaires des duchés de Brabant et de Limbourg III, Brüssel 1912, S. 115, Nr. 1464, beschreibt das Siegel Richards als sechs umgekehrte, stengellose Lindenblätter, an anderer Stelle (ebd. IV. Brüssel 1912, S. 91, Nr. 2172) als feuilles de nénuphar; Bärsch spricht von Herzen oder Seeblumen, Fahne von Seeblättern. Es sind die herzförmig eingeschnittenen Blätter der weißen Seerose.

14)

Schannat-Bärsch I, Köln 1824, S. 1120.

15)

StA. Koblenz, Abt. 1 A, Nr. 5864.

16)

Frederich von Juncroidt, der ebenso wie Johann mit den sechs Seerosenblättern und einem vierzipfligen Turnierkragen siegelt, und seine Ehefrau Fye teilen am 24. Dezember 1383 einen Zehnten, den sie von Diedrich von Barmen, Dechant an der Frauenkirche zu Prüm, gekauft haben, mit Theilgin Hasartz, einem natürlichen Bruder von Fye, und dessen Frau Katherin; Lempkin von Lissendorf, ein Schwager Friedrichs, siegelt mit (StA. Koblenz, Abt. 54 J 53). – Friedrich v. L. gnt. v. J. mit Fya werden auch 1370 erwähnt bei Wurth-Paquet, Table chronologique des chartes et diplomes relatifs à l'histoire de l'ancien pays des Luxembourg ... 1352–1383, Nr. 605 (Publications de la section historique de l'Institut 24, Luxemburg 1869, S. 122). Friedrich von Lutrait, „den man nennt von Junkrode“, wird am 24. Juni 1370 von Burchard Herrn von Vinstingen und Schönecken als Burgmann daselbst gegen 100 Goldgulden angenommen, wofür jährlich ein Fuder Wein zu Merriche angewiesen wird; im Fall von Mißwachs sind zehn Gulden zu entrichten (Slg. Oidtman). Als Aftervasall der Herrschaft Schönecken besiegelt F. v. J. 1384 deren Kauf durch Erzbischof Kuno von Trier (Schannat-Bärsch I., S. 993). – Sein Sohn Philipp von Luiteradt erwirbt 1393 ein Burglehn zu Blankenheim, das 1419 an dessen Sohn Arnold von Luiteradt übergeht (ebd. II, 1, S. 22). – Philipp von L. nimmt mit Pawin von L. 1402 an der Kölner Fehde teil. Ein anderer Friedrich – Neffe des vorhin genannten? – wird in einer Urkunde von 1404 als ehelicher Sohn Dederichs von Lutroit – eines dritten Sohnes von Richard? – genannt (StA. Koblenz Abt. 54 N Nr. 309, S. 19). Diesem Diedrich von Leutherath hatte 1351 Arnold von Schmidtheim den achten Teil eines Jünkerather Lehens verpfändet (Schannat-Bärsch II, 2, S. 267). In dem genannten Jahre 1404 tauschen nun D. v. L. und sein Sohn Friedrich mit ihrem Neffen und Oheim Johann von Schmidtheim und dessen Frau Sweynholt Burglehen zu Blankenheim; Zeuge ist Arnolt von L., den man nennt v. Nechtersheim. Derselbe Arnold, diesmal Oheim Friedrichs von L., besiegelt 1418 nochmals einen Vertrag, und zwar mit dem nämlichen Wappen der sechs Seerosenblätter wie Friedrich, den dieser, auch Neffe der Gebrüder Johann und Friedrich von Blankenheim, nach dem Tode Johanns mit Friedrich wegen eines Hauses im Blankenheimer Tale schloß (Schannat-Bärsch II, 1, S. 249; II, 2, S. 129). – Erwähnt seien noch nach Straßer: Girtgen von L. Otto von Münstereifel und Sofia von L. Johann von Enschringen, beide 1428 genannt. Ferner Schannat-Bärsch II, 1, S. 106: Anna von Lutzenraid, genannt v. J. Laudolf von Enschringen. Vgl. auch unten Anm. 57.

16a)

Verkooren II, Brüssel 1911, S. 427, Nr. 1152; III, S. 115, Nr. 1464; ebd. S. 255, Nr. 1715.

16b)

Ebd. IV, S. 91, Nr. 2172.

17)

Schannat-Bärsch II, 2, S. 267. – Leutheradt ist nicht zu verwechseln mit Lückerath bei Mechernich (Kr. Schleiden) und mit Lutzerath (Kr. Kochem).

18)

StA. Koblenz, Abt. 54 L 616a; vgl. Schannat-Bärsch II, 3, S. 126. Es siegeln Wilhelm von Dalbenden und Dietrich von Jünkerath.

19)

StA. Düsseldorf, Manderscheid-Blankenheim, Urk. 10a. Das Siegel zeigt hier sechs Seerosenblätter ohne Turnierkragen.

20)

StA. Koblenz, Abt. 54 L 616; vgl. Schannat-Bärsch III, 3, S. 126.

21)

StA. Düsseldorf, Manderscheid-Blankenheim, Urk. 4, 8, 10, 11.

22)

1365 war sein Schloß Jünkerath von Erzbischof Kuno von Trier und Herzog Wenzel von Luxemburg erobert worden.

23)

StA. Düsseldorf, Jülichsche Lehen, Nr. 170, S. 33. Die Belehnungsurkunde, ebenda, Herzogtum Jülich, Urk. B I 2, Nr. 909; vgl. unten S. 18, A. 97.

24)

Redinghovensche Sammlung, Bd. 65, S. 125 – StA. Koblenz 231, 57, Nr. 38a, S. 78.

25)

Schannat-Bärsch I, S. 273.

26)

StA. Düsseldorf, Kölnische Lehen, Manngelder, Nr. 3; Jülich-Berg I, Nr. 1295.

27)

StA. Koblenz, Abt. 54 N 129. – Nach v. Oidtman siegeln Arnold 1433 und Dietrich Krummel 1482 mit gebogenem (geringeltem) Elefantenrüssel über einer Krone; er schreibt diese Helmzier besonders der Linie Weyer zu. Doch spricht er an anderer Stelle auch von einem wachsenden, seitwärts gewandten Drachenkopf mit widerhaariger Zunge (Sammlung v. Oidtman). Eltester bezeichnet in einer Vorbemerkung zu den Archivalien der Krummel von Nechtersheim im Findbuch der Abt. 54 K des StA. Koblenz die Helmzier als Schwanenhals. So siegelt wenigstens Joh. Reinhard Krummel; s. unten S. 47, A. 76.









Zu Arnold [S. 7]
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Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein, Heft 139, 1941, S. 1–75.


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