Leben und Werk von Nikolaus Reinartz,
Pfarrer und Heimatforscher - Ein Projekt von Nikola-reinartz.de und Nikolaus-reinartz.de



Annalen des Historischen Vereins 139 für den Niederrhein 1941.
Die „Krummel“ von Nechtersheim, ein Eifeler Rittergeschlecht.
Von Nikola Reinartz.





II. Die jüngere Generation der Ritter von Nechtersheim genannt Krummel.

Der Ahnherr: Dietrich Krummel von Nechtersheim (um 1500).

Dietrich Krummel der Ältere von Nechtersheim ist der Stammvater der neuen Generation des Eifeler Rittergeschlechtes geworden, das von da ab den Beinamen Krummel geführt hat, der vorher ständig bei den jüngern Rittern von Eynatten bezeugt ist. 1) Über dieses zu Raaff, Neuenhof und Merols im Eupener Lande begüterte Geschlecht haben Quix, Macco und Fahne genealogische Nachrichten gegeben. Als ältestes Vorkommen kennt Quix 1a) zum Jahre 1369 die Nennung eines Crümmel (!) von Eynatten mit seinem Sohne Rickalt als Mitglieder des Landfriedensverbundes zwischen dem Herzog von Luxemburg, Lothringen, Limburg, dem Herzog von Jülich u. a. Nach Macco 2) siegelt Rickalt mit Schrägbalken, Vöglein, darüber Turnierkragen; den Namen Crümmel (!) nimmt er als Eigennamen. Verkooren 3) nennt jedoch noch früher, 1353 und 1355, einen Dietrich Crumpvuys d'Enatten, der im Auftrag des Herzogs von Limburg Buschlose erwirbt. Dieser könnte der Vater der drei Brüder Johann († etwa 1439), Dietrich († 1421) und Peter Crummel von Eynatten gewesen sein, die Güter vom Aachener Münster zu Lehen erhielten. 4) Die Namen Johann von Eynatten, Peter Crummelgin v. Eynatten und noch mal Johann Crummel v. Eynatten kehren wieder in einem Urfehdebriefe des Herzogs von Jülich vom 7. August 1377. 5) Beide Johann von Eynatten und Peter von Eynatten quittieren auch 1374 über Entschädigungsgelder für Baestwylre im Dienste Wenzels von Böhmen, Herzogs von Luxemburg und Brabant. Das Siegel Peters trägt den Namen Peter Krummel und zeigt nach Verkooren ein Kreuz, das in einen Schlangenkopf endet und in der Tiefe mit einer Rose bedeckt ist, somit Verwandtschaft mit der Helmzier Arnolds und Pawins von Nechtersheim aufweist. Die eigentliche, dem Namen angepaßte Helmzier der Krummel-Krummfuß zeigt aber 1463 das Wappen Reynold Krummels von Eynatten: ein gekrümmtes Bein mit gesporntem Stiefel, während das des Johann Krummel von Eynatten 1472 ein gerade gestrecktes Bein mit dem Sporenfuß als Helmzier trägt – ein lucus a non lucendo! 6) Es wäre nun gewiß denkbar, daß sowohl die Ritter von Eynatten wie die von Nettersheim den Zunamen Krummel = Krummfuß unabhängig voneinander erhalten haben, aber aus den nahen persönlichen und verwandtschaftlichen Beziehungen, in denen beide Familien zueinander standen, läßt sich mit Gewißheit auf eine Übertragung des Namens von der einen auf die andere schließen. Bei der Eheberedung Reiner Krummels von Eynatten mit Maria Tochter Goswins von Zievel, im Jahr 1461 ist auch Dietrich Krummel von Nechtersheim anwesend. 7) 1470 stellen beide gemeinsam Johann von Burtscheyt, Herrn zu Büllesheim, der sich für sie bei Johann Gebuyrghyn, genannt von Brandtscheidt, für 500 Goldgulden verbürgt hat, einen Schadlosbrief aus. 8) Im gleichen Jahre tauscht der von Eynatten seine Schuldforderung von 800 Goldgulden an Graf Johann von Nassau mit dem Nechtersheimer gegen eine Schuldverschreibung Johanns von Reifferscheid über 300 Gulden. 9) Hierbei wird nach Fahne Dietrich als Neffe Reiners, an anderer Stelle Reiner als Neffe Dietrichs bezeichnet. 10) Jedenfalls liegt Verwandtschaft (Vetternschaft) vor. Dazu stimmen auch die Vornamen in beiden Häusern überein. Die Schwester von Reinolds Vater (oder Reinolds selber) ist die Gattin Pawins und Mutter Dietrichs gewesen, dieser dann auch ein Nachkomme (Urenkel ?) von Dietrich Crumpfuys.





Anmerkungen




1)

Die heute allgemein übliche Schreibweise Krümmel ist weder etymologisch richtig noch authentisch. Die Träger des Namens unterschrieben sich durchweg Crummel oder Krummel. Die Schreibweise mit ü scheint durch Quix und Bärsch in die Literatur eingeführt worden zu sein. Strevesdorff, Descriptio archidioecesis Coloniensis, Köln 1740, schreibt noch Crummel. Dort übrigens ein ganz vereinzeltes Wappenbild: geteilter Schild mit leerem hellem und dunklem Feld, Helmzier ein Hund.

1a)

Quix, S. 260.

2)

Macco I, S. 126; Schrägbalken auf uneheliche Abkommenschaft hinweisend?

3)

Verkooren II, Nr. 860, 895.

4)

Quix, S. 181 ff. Dort auch die weitere Genealogie der Krummel von Eynatten zu Raaff, Neuenhof und Merols; vgl. dazu Fahne I, S. 72.

5)

Verkooren VII, Nr. 5128, weiterhin ebd. V, Nr. 3563, 3564; Quix, S. 171.

6)

Macco I, S. 244. Das letztgenannte Wappen findet sich auch bei Alfter, Genealogisches Lexikon, Bd. K, S. 337. Er erwähnt dort unter Berufung auf das Archiv der Mariengradenkirche (vgl. auch Fahne I, S. 50) einen Johann Krummel a Raff (Eynatten) im Besitz von Gütern zu Flamersheim im Jahr 1418. Verehelicht mit Sofia von Brent der Ältern, ist er 1429 im Besitz der Burg zu Flamersheim und eines Hofes zu Klein-Vernich, welcher früher Giselbert von Brempt gehört hatte. 1461 teilten noch zu Lebzeiten des Vaters die beiden Söhne Johann und Reimar das Erbe, wobei Johann Flamersheim erhielt. Dieser Reimar ist vermutlich mit dem genannten Reinold (Reiner) identisch. Über die Krummel von Eynatten zu Flamersheim vgl. noch Schannat-Bärsch II, 1, S. 18.

7)

Schloßarchiv Frentz, Kr. Düren (nach Straßer).

8)

Tille-Krudewig II, S. 269.

9)

StA. Düsseldorf, Heinsberg-Diest, Urk. Nr. 746, 722. Fahne, Salm-Reifferscheid I, 1, S. 111.

10)

StA. Düsseldorf, Jülich-Berg I, Nr. 1275.





Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein, Heft 139, 1941, S. 1–75.



Zu Pawins Sohn Dietrich Krummel [S. 34]
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