Leben und Werk von Nikolaus Reinartz,
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Annalen des Historischen Vereins 139 für den Niederrhein 1941.
Die „Krummel“ von Nechtersheim, ein Eifeler Rittergeschlecht.
Von Nikola Reinartz.





Vier Jahrhunderte Eifeler Rittertums sind in genealogisch gesicherter Abfolge an uns vorübergezogen. Aus einfachen Burgmannen sind die von Nechtersheim hervorgegangen. Durch Arnold und Pawin besonders gelangten sie in den Fehden des 14. und 15. Jahrhunderts zu Bedeutung und umfangreichem Besitz. Diesen haben die fünf Söhne Dietrich Krummels von Nechtersheim unter sich geteilt und durch ihre Heiraten dann das Geschlecht auf neuen Stammsitzen weiterverzweigt. Alle diese Zweige sind jedoch in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts im Mannesstamm ausgestorben, nachdem der Letzte der Familie dem Geschlecht die Erhebung in den Freiherrnstand gebracht hatte. Dagegen zählen noch manche heute blühende rheinische Adelshäuser die Töchter des Hauses zu ihren Ahnfrauen. 172) Die verwickelte Familiengeschichte der Krummel von Nechtersheim bestätigt anscheinend das Urteil, das J. Becker vor fünfzig Jahren mit den Worten aussprach: „Die zahlreichen kleinen Herren, welche die Eifelterritorien besaßen, taten nicht viel mehr als heiraten und erben, wobei es an größeren und kleineren Fehden nicht fehlte, die wiederum Verschuldung und Armut im Gefolge ... hatten; ... der Kirche meist treu ergeben, gründeten und beschenkten sie allenthalben Kirchen und Klöster.“ 173) Hinzuzufügen wäre, daß sich die alte Kampflust in späteren Jahrhunderten weniger in blutigen Fehden als durch endlose Prozesse am Reichskammergericht erwies. Bei alledem ist jedoch nicht außer acht zu lassen, daß die Prozeßakten, die Hauptquelle unseres Wissens, nur ein sehr einseitiges Bild vom Leben dieser Menschen vermitteln. Unter den Nachkommen Arnolds und Pawins finden wir einige Amtmänner und einen Schützenmeister; und so wie sie durch diese an der Verwaltung und dem Leben der größeren rheinischen Territorien teilnahmen, so versagten sie sich auch dem Ruf des Reiches nicht, wie die Gestalten der beiden Brüder bezeugen, die – der eine im Kapuzinerhabit, der andere als kaiserlicher Hauptmann – an den Türkenkriegen teilnahmen. Das mögen freilich, verglichen mit der Zahl der übrigen, Ausnahmen gewesen sein; im allgemeinen wird das unter großen Aspekten idyllisch zu nennende Bild, das das Buch Nechtersheim von der landwirtschaftlichen Tätigkeit Jakobs von Nechtersheim überliefert, nicht wenig typisch für diese Landadligen des 16.–18. Jahrhunderts gewesen sein. Das poetische Familienalbum im Archiv Bell bezeugt, daß dabei die Pflege modisch-höfischen Wesens nicht ausgeschlossen blieb.





Anmerkungen




172)

Nach Fahne I, S. 73, gehören die Krummel zu Raaff und Merols heute dem Bauernstande an. Auch sonst finden wir bürgerliche Träger des Namens da, wo die Krummel ansässig waren, z. B. in Gartzem, Münstereifel, Sinzig. Es handelt sich wohl meisten um unebenbürtige oder illegitime Verbindungen. So siegelt Melchior Krummel (vgl. oben S. 47, Anm. Nr. 76), 1631 Münstereifeler Bürger, später Rentmeister auf Haus Rath, mit den sechs Seerosenblättern, ohne Helmzier; desgleichen sein Sohn Valentin, Schleidener Schultheiß zu Kall. – Auch in Mayen gab es 1717 einen Glockengießer Engelbert Krömmel; es ist nicht ausgeschlossen, daß er von den Krummel zu Bell abstammt. – Die Ausführungen von Dr. med. A. Keusen in Nr. 177 der Köln. Zeitung vom 4.3.1940, welche über diese Glockengießerfamilie einen Zusammenhang zwischen dem Verfasser des Simplicissimus, Christoph v. Grimmelshausen, und dem Geschlecht der Krummel konstruieren möchten, halte ich für durchaus unbewiesen, um nicht zu sagen, ganz unwahrscheinlich.

173)

Geschichte der Eifel. Sonderdruck aus des Verfassers Geschichte des Dekanates Blankenheim, Köln 1893, S. 127.





Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein, Heft 139, 1941, S. 1–75.



Zu Bemerkungen zu den genealogischen Tafeln (S. 72)
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