Leben und Werk von Nikolaus Reinartz, |
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Paul Heusgen NIKOLA REINARTZ ZUM GEDACHTNIS Nikolaus Reinartz, geboren zu Kall-Heistert am 6. Dezember 1874 als Sohn der Eheleute Adam Heinrich Reinartz und Gertrud Sibylla Pünder, verbrachte seine Gymnasialjahre zu Münstereifel und Neuß. Nach Vollendung seiner theologischen Studien zu Innsbruck, Freiburg i. Br. und Bonn empfing er am 15. August 1899 durch den damaligen Weihbischof Fischer in der Hohen Domkirche zu Köln die hl. Priesterweihe. Schon in seiner frühen Jugend hatte Nikola Reinartz die Mutter und seine Geschwister verloren, auch sein Vater erlebte den Tag der Priesterweihe seines Sohnes nicht mehr. Nach kurzen Kaplansjahren in Brühl befiel den jungen Priester die Erbkrankheit seiner Mutter, so daß er im sonnigen Süden Heilung und Genesung suchen mußte. Längere Zeit war er Kurgeistlicher am Gardasee. In die Heimat zurückgekehrt, mußte er immer noch auf seine vollständige Gesundung bedacht sein und konnte nur kleinere Seelsorgestellen übernehmen. Zunächst wurde er Rektor in Eiserfey, dann 1904 Rektor an der Volksheilstätte in Mönchengladbach. Von 1905 ab war er dann zehn Jahre Rektor am Raphaels-Institut in Laurensberg, anschließend vier Jahre Rektor in Mühleip. Im Jahre 1919 übernahm er die Pfarre Kreuzweingarten, der er 30 Jahre lang als guter Hirte bis zu seiner Versetzung in den Ruhestand zu Ende des Jahres 1949 vorstand. Hier verbrachte er auch seinen Lebensabend bis zu seinem Tode am 4. August 1954. Oberhalb seines Pfarrwäldchens in Kreuzweingarten führte der Römerkanal entlang. In diesem Wäldchen entdeckte Reinartz die Substruktion einer römischen Tempelanlage, in seinem Pfarrhof eine Abzweigung des Römerkanals. Er veranlaßte auch die Leitung des Provinzialmuseums in Bonn, auf dem Burgberge östlich von Kreuzweingarten Grabungen an dem vorgeschichtlichen Ringwall zu unternehmen, der heute das älteste Baudenkmal des Kreises Euskirchen darstellt. Die von Bonn hierzu entsandten Erdarbeiter beherbergte Reinartz in seinem Pfarrhaus. Museumsdirektor Dr. Lehner erkannte mehrmals in den Bonner Jahrbüchern die Verdienste des Kreuzweingartener Pfarrers um die Ausgrabung des Ringwalles an. In der Zeit der Franzosenherrschaft (1794-1814) konnten französische Katasterbeamte in Euskirchen die Namen mancher Parzellen nicht richtig lesen, so daß Unklarheiten im Grundbuch entstanden. Nikola Reinartz, ein weitgeschätzter Kenner der Flurnamen der Nordeifel, zeigte in einem Aufsatz, wie die einzelnen Parzellen in den verschiedenen Jahrhunderten genannt worden waren. Schon früh hatte sich Reinartz mit der Geschichte seiner Heimat beschäftigt. Besonders wandte er sein Interesse der Vergangenheit der Klöster seiner Heimat, Steinfeld und Mariawald, zu. Als er 1908 zum Eucharistischen Kongreß in London weilte, hatte er im Sinne, in St. Stephan in Norwich die kunstvollen Fenster zu besichtigen, die aus dem Kreuzgang von Mariawald stammten und um die gleiche Zeit wie die Kreuzgangsfenster von Steinfeld angefertigt worden waren. Durch eine seltsame Fügung lernte er den Rektor des King's-College in Cambridge, Dr. James, kennen, der die Steinfelder Fenster in der Schloßkapelle des Earl Brownlow zu Ashridge Park inventarisiert hatte. Dieser verschaffte Reinartz Zutritt zu der Schloßkapelle, dessen Herz aufging, als er die herrlichen Glasgemälde sah. Die Steinfelder Fenster gingen später in das Eigentum des Viktoria- und Albert-Museums in London über, das dem rheinischen Geistlichen und Heimatforscher bereitwillig die Photos der Fenster zu weiterem Studium übersandte. Auch in seiner Pfarre Kreuzweingarten suchte Reinartz die Liebe zur Heimat wach zu erhalten. Daher gründete er in Verbindung mit Lehrer Müller den Heimatbund von Kreuzweingarten. - 1927 feierte er die siebenhundertjährige Wiederkehr des Tages, da der Altar des hl. Kreuzes in seiner Pfarrkirche seine Weihe erhalten hatte. Aus diesem Anlaß gab er eine Festschrift heraus, die neben anderen historischen Aufsätzen auch eine Geschichte seiner Pfarre enthielt. Nikola Reinartz war auch ein geschätzter Mitarbeiter der Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein. Hier veröffentlichte er Beiträge über die Beziehungen des Jülichschen Herzogshauses zu Mariawald, über die Glocken von Kreuzweingarten, über das Leichenbegängnis des Grafen Dietrich IV. von Manderscheid-Schleiden, über die alte Kirche von Hellenthal (eine Gründung der Abtei Steinfeld von 1097), über das Eifeler Rittergeschlecht der Krummel von Nechtersheim, über Orts- und Flurnamen vom südwestlichen Bleiberg, über zwei Eifeler Bergweistümer des Jülicher Wildbanns Kall und der Grafschaft Schleiden. Auf der Hauptversammlung des Historischen Vereins für den Niederrhein, am 17. Mai 1926 zu Euskirchen, hielt Reinartz einen Vortrag über: Daniel Schwan von Wichterich, ein rheinischer Prälat aus der Zeit des Avignoneser Exils, der Karmeliter und Bischof von Verden gewesen war. In den Mitteilungen der Westdeutschen Gesellschaft für Familienkunde schrieb Reinartz über den Schleidener Stadtschreiber P. Petri (+ 1586) und seine Verschronik, über die Jülicher Bergbeamten im Wildbann Kall, über Stolzenburg und Dalbenden; hier legte er auch die Ergebnisse seiner Forschungen über seine Familie Reinartz-Pünder nieder (Oberdirektor Hermann Pünder ist ein Vetter von Nikola Reinartz). Im Rheinischen Jahrbuch für Volkskunde 1951 teilte er die Steinfelder Gründungssage des Bonschariant mit. In den Veröffentlichungen des Bischöflichen Diözesanarchivs zu Aachen brachte er eine Biographie des reformeifrigen Eifelpfarrers Matthias Pfleumer zu Zingsheim. Im Eifelvereinsblatt schrieb er über den Römerkanal bei Kreuzweingarten und seine Erforschung. Im Eifelkalender und im Heimatkalender des Kreises Schleiden veröffentlichte er seine Studien über die Fenster des Steinfelder Kreuzgangs. Das Euskirchener Volksblatt brachte von ihm Beiträge über die von ihm erweiterte und verschönerte Pfarrkirche von Kreuzweingarten, über die Geschichte von Kalkar, und Rheder, über Weistümer des Amtes Hardt, über ein Jülichsches Weistum von Arloff, über Schloß und Stadt Münstereifel. Im Heimatkalender des Kreises Euskirchen 1953 veröffentlichte er eine Geschichte von Billig. Nikola Reinartz war auch ein eifriger Sammler von Altertümern. Infolge bedeutender Funde, die er teils selbst, teils andere gemacht hatten, glich sein stilles Studierzimmer mehr einem kleinen Museum. Seine Altertümer hat er den Heimatmuseen in Münstereifel und Schleiden geschenkt, seine wertvolle Bibliothek heimatkundlicher Werke dem Kreise Euskirchen, seine Münzsammlung einem Fabrikanten zu Euskirchen verkauft. Den Erlös aus diesen Verkäufen schenkte er zur Hälfte dem Päpstlichen Werk der Glaubensverbreitung und zur Hälfte dem Bonifatiusverein. Mit besonderem Interesse hat Nikola Reinartz die Drucklegung des in dieser Jahresgabe veröffentlichten Aufsatzes über die Steinfelder Glasgemälde und ihre Stifter verfolgt. Die Korrektur las er noch mit kritischen Augen und innerer Anteilnahme, aber auch mit großer Freude über die bevorstehende Veröffentlichung seiner Forschungen, denen er Jahrzehnte hindurch manche Mußestunde gewidmet hatte. Die Veröffentlichung selbst aber sollte er nicht mehr erleben. Mit Nikola Reinartz ist ein Mann dahingeschieden, der sich als frommer Priester und eifriger Seelsorger in den Herzen seiner Pfarrangehörigen ein bleibendes Denkmal gesetzt hat. Darüber hinaus wird auch sein Andenken im Kreise der rheinischen Heimatforscher und Geschichtsfreunde sobald nicht vergessen werden. |
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Kunstgabe des Vereins für
christliche Kunst im Erzbistum Köln und Bistum Aachen für
das Jahr 1955, herausgegeben von Wilhelm Neuss, |
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Zu den
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(Startseite) | Kreuzweingartener
Veröffentlichungen | Abtei
Steinfeld und die Steinfelder Fenster
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