Leben und Werk von Nikolaus Reinartz,
Pfarrer und Heimatforscher - Ein Projekt von Nikola-reinartz.de und Nikolaus-reinartz.de





Neue Dokumente zur Geschichte Dietrichs IV. von Manderscheid-Schleiden.

Der im Jahre 1938 auf der Hauptversammlung in Münstereifel gehaltene Vortrag von Dr. Neu über das Herzogtum Arenberg ruft das seit dem Weltkriege im Ausland befindlich Herzogliche Arenbergische Archiv wieder in Erinnerung. Im Jahre 1909 hat Dr. Krudewig dieses „äußerst reichhaltige" Archiv, das sich damals in 21 Kisten, nach Fächern und Nummern geordnet, auf Schloß Schleiden befand, zwecks Bestandsaufnahme der Privatarchive der Rheinprovinz eingesehen. Obgleich er nur das Wichtigste an Urkunden und Akten von 1125 an verzeichnet hat, füllt dieses Verzeichnis doch die Seiten 54–71 des ersten Heftes des dritten Bandes der Übersicht über die kleineren Archive der Rheinprovinz, welche auch als Beiheft IX zu den Annalen erschien. Bedauerlicherweise hatte nun der Herzog vor Kriegsbeginn das Archiv in sein Palais nach Brüssel überführen lassen, wo dann die belgische Regierung es teilweise unter Sequester legen ließ, bis es schließlich ganz dem Staatsarchiv in Brüssel als Fonds d'Arenberg einverleibt wurde. Bei der Translozierung, welche durch Militär geschah, waren die Bestände in die größte Unordnung geraten. Seit Jahren hat dann der belgische Staatsarchivar Edmund Laloire, früher in Arenbergischen Diensten, sich um die Neuordnung bemüht. Diese war bis Mai 1935 auf 10 300 Aktennummern gediehen und dürfte heute wohl abgeschlossen sein. Das Archiv enthält natürlich auch die Nachrichten über die belgischen Besitzungen der Arenberger, ist jedoch zum größten Teil deutscher Provenienz, insbesondere ist das ehemalig Manderscheid-Schleiden'sche Archiv in ihm aufgegangen. Zum Glück jedoch waren noch erhaltene Akten, welche sich auf die kirchlichen Verhältnisse der Herrschaft Schleiden bezogen, ins dortige katholische Pfarrarchiv gekommen. Krudewig hat sie in seiner Archiv-Übersicht unter den Beständen des Pfarrarchivs Nr. 24 u. Nr. 32 erwähnt, ohne genauer auf ihren Inhalt einzugehen.

Sie enthalten zur Geschichte der schon mehrfach beschriebenen kirchlichen Reformbestrebungen des XVI. u. XVII. Jahrhunderts in der Herrschaft Schleiden noch vieles unbenutztes Material, 1) welches nicht nur lokalgeschichtliche Bedeutung hat. So erscheint in den hier erstmalig veröffentlichten Dokumenten die Gestalt des bedeutenden Schleidener Grafen Dietrich IV., der ein halbes Jahrhundert, 1501–1551, einen Großteil der Eifel beherrscht, aber auch an dem kirchenpolitischen Geschehen im Reiche hervorragenden Anteil genommen hat, in hellem Lichte. Die vorliegende Arbeit bildet eine Ergänzung zu meiner früheren Veröffentlichung in den Annalen Heft 125, S. 111 ff. über das Leichenbegängnis des Grafen.

In welchem Ansehen nah und fern der Eifeler Graf stand, sehen wir zunächst aus den beiden Briefen – Nr. 1 und Nr. 11 –, in denen der Passauer Domdechant Ruprecht von Mosham sich eifrig um die Unterstützung des Grafen für seine Vorschläge 2) zur Wiederherstellung der Einheit der Kirche auf dem Reichstage zu Regensburg 1541 bemüht. Belangreicher ist Nr. III, das Schreiben des Kaiserlichen Vizekanzlers Johann von Naves, der im Auftrag Karls V. mit Erzbischof Herman von Wied über die Klagen der Untertanen, daß er sie zur Neuerung der Religion zwingen wolle, November 1544 unterhandeln sollte. Er hofft, den Grafen beim Erzbischof zu finden und empfiehlt sich ihm angelegentlichst. Sein Wunsch ist, einmal in der Nähe Dietrichs ein ruhiges „Sitzlein" zu erhalten – Naves war geborener Luxemburger –, um sich dessen ausschließlichem Dienste bis zu seinem Lebensende zu widmen.

Nr. IV enthält die Stiftung einer Jahresrente von 25 Malter Weizen an das Armenhaus zum hl. Eligius in Neuerburg aus den Gefällen von Oberweiß, Kreis Bitburg, die der Graf von Philipp von Schönberg eingelöst hat. Das in lateinischer Sprache abgefaßte Aktenstück ist ähnlich gehalten wie die Urkunde über die Stiftung einer jährlichen Rente von 35 Malter Korn an das Spital zu Schleiden vom Jahre 1535. 3) Wir geben die einleitenden Sätze des umfangreichen Schriftstückes wieder wegen der edlen Gesinnung, die daraus spricht, und auch zur Klärung der angezweifelten Stellung des älteren Dietrich zum katholischen Bekenntnis. Die dort entwickelten Gedanken über die Verdienstlichkeit der guten Werke, das fromme Gedenken für die Verstorbenen, die Beibehaltung der Seelenmessen – man beachte die energischen Ausdrücke „minime" und „omnino" – sind zweifelsohne altes katholisches Erbgut.

Über das Verhältnis des Grafen zur Abtei Steinfeld, in deren Pfarrbezirk Schleiden lag, gibt Nr. V Aufschluß. 4) Sein Vorfahr, Konrad von Schleiden, hatte 1214 bei der Burg eine Kapelle erbaut. Als nun das Kloster dort für die Insassen und die ganze Umgebung in Anbetracht der weiten Entfernung regelmäßigen Gottesdienst einrichtete, wurden ihm von Erzbischof Heinrich ausdrücklich die Pfarrechte und auch der Novalzehnte vorbehalten: „in cultis et colendis, in erutis et eruendis". 5) Da nun der Berg- und Hüttenbetrieb in der Grafschaft, der eine große Menge Holz erforderte, die Entforstung und Urbarmachung der Wälder verbot, standen sich die Interessen der Abtei, welche von dem Umbruch Vorteil hatte, und des gräflichen Fiskus, der die Gewerbesteuer bezog, entgegen. Deshalb versuchte Dietrich durch den päpstlichen Nuntius Joh. Morone, 6) den Verzicht des Klosters auf den ihm zustehenden Rottzehnten zu erreichen. Zu diesem Zweck führt er, außer allgemein wirtschaftlichen Gründen auch kirchliche Interessen ins Feld. Es könnte bei dieser Sachlage leicht zwischen der Herrschaft Schleiden und den Mönchen Zwietracht entstehen, die den Bewohnern Anlaß gäbe, sich vom Gehorsam gegen ihre Obrigkeit abzuwenden, ja, zum Hasse gegen die ganze kirchliche Ordnung drängen könnte, wozu das Volk zur Zeit leicht geneigt sei. Es könnte sogar der Fall sein, daß die Angelegenheit vor die Reichsstände käme und noch größere Unruhe und Zwist mit der Kirche hervorrufe, was er jedoch perhorresziere. Die Abtei habe ohnehin großen Nutzen aus dem Zehnten. Damit aber auch die Pfarrkirche (zu Schleiden) zu ihrem Rechte käme, sei er bereit, irgendein Personat, dessen Patronat ihm zustehe, mit derselben zu verbinden, so daß diese Einkünfte dem Gottesdienst und der Geistlichkeit der Pfarrkirche, die bisher nicht genügend besoldet gewesen sei, zufielen. Zum Schlusse erklärt der Schleidener Graf noch, daß er sich durch Ergebenheit und Gehorsam gegen den Heiligen Stuhl dankbar erweisen werde. Es war sicher richtig und klug in dieser ernsten Zeit, daß man kirchlicherseits den Wünschen des Grafen entgegenkam. Noch unter Abt Simon Diepenbach wurde der Vergleich von 1539 geschlossen, 7) der nicht nur diesen Anstoß, sondern auch den ganzen, jahrhundertalten Zwist beseitigte und den Grund zu den freundschaftlichen Beziehungen zwischen Schleiden und Steinfeld legte, die, wie wir sehen werden, auch noch unter dem Sohne und Nachfolger des ältern Dietrich fortdauerten. Man einigte sich dahin, daß Schleiden „allen und yden zehenden, es sei in veld, busch oder hohen welder, wie die gewonnen sein oder gerodt, oder hernachmals gerodt oder gewonnen mochten werden" links der Olef und der Preth, Steinfeld rechts derselben erhielt. Wichtiger war noch die Vereinbarung betreffs des Besetzungsrechtes an der Pfarrkirche zu Schleiden, welches unter Vorbehalt der Archidiakonalgewalt des Abtes dem Grafen und seinen Nachfolgern gegen das bisher diesem zustehende Patronat der Kirche zu Erp übertragen wurde. Wohl um dieselbe Zeit übertrug der Graf mit päpstlicher Genehmigung einen Altar aus dem Schlosse Kasselburg mit seinen Einkünften an die Pfarrkirche Schleiden.

Der Brief des Grafen Wilhelm von Neuenahr und Moers aus Hülchrath vom 12. Oktober 1548 an Dietrich, Nr. VI, ist ein Meinungsaustausch der beiden untereinander und mit Hermann von Wied verwandten Freunde 8) über die Zeitereignisse, an denen dieselben, obwohl schon von den Beschwerden des Alters heimgesucht, noch lebhaften Anteil nehmen. Es kommen zur Sprache die günstigen Aussichten für den abgesetzten Erzbischof auf eine finanzielle Abfindung, sodann die beim Aussterben des Virneburg'schen Hauses infolge der Lehnsansprüche des Erzbischofes von Trier mit demselben entstandenen Differenzen, ferner die Ansichten Karls V. über den englischen Feldzug 1548 in Frankreich, endlich Besorgnisse über die Gerüchte einer Verbindung protestantischer Reichsfürsten mit den nordischen Mächten gegen das Augsburger Interim. In einer Nachschrift erwähnt der Graf noch, daß sein Sohn Hermann von Neuenahr sich bei dem kaiserlichen General Graf Büren befinde.

Nr. VII ist eine persönliche Anweisung des alten Grafen aus dessen letzten Lebenstagen an seinen Sohn und Nachfolger Dietrich V., gemäß den Reichsmandaten die Wiedertäufer nicht zu dulden und dem Herrn zu Dreiborn die Verhaftung eines solchen, der auf Schleidener Gebiet ausgewichen war, zu gestatten.

In Nr. VIII bittet ein Schleidener Beamter einen Ungenannten, sich an einem gemeinsamen Schritt zu beteiligen, der den im August 1551 zum Konzil nach Trient reisenden Erzbischof Adolf von Schaumburg veranlassen sollte, von der (für die Reise?) geforderten Steuer Abstand zu nehmen und sich möglichst in Neuerungen nicht einzulassen. Der Schreiber ist wohl der frühere Rentmeister und Rat Dietrichs IV., der Lehrer seines Sohnes und Johann Sturms, Anton von Dalbenden.

Als Abschluß – Nr. IX und Nr. X– möge dienen ein freundschaftlicher Briefwechsel zwischen dem Abt von Steinfeld, Jakob Panhausen, 1540–1582, und Graf Dietrich dem Jüngern, 1551–1560, der unter anderm das kirchliche Fastengebot berührt, das auch in der gräflichen Familie noch Übung zu sein scheint. Charakteristisch ist die bissige Randglosse des Registrators! Das Lob des Chronisten, daß Abt Jakob, eine Zierde des Ordens, nicht nur bei den Brüdern und Untergebenen, sondern auch bei Fürsten, Grafen und bei allen Gutgesinnten bis in sein hohes Alter beliebt gewesen sei, findet hier eine schöne Bestätigung.

I.

Der erste Brief Ruprechts von Mosham ist aus Pforzheim, 10. Mai 1541, gerichtet an „Herren Dietrichen, Graven zue Manderschied, Churfürstlichem Colnieschen Rath und gesanndten auff jetzigen Reichtstag zue Regenspurg" usw.

In demselben schreibt Mosham, daß er einen eignen Boten mit Briefen an den Kaiser, den Päpstlichen Legaten, die Churfürsten, Fürsten und gemeine Stände schicke mit der Bitte, daß ihm eine „redliche, unparteische, nottürfftige Audientz in der religion und glaubenssachen verwilligt werde". Auch habe er besonders an den Gnädigsten Herrn von Coln, Churfürsten, zwei gedruckte Büchlein, nämlich Das New Hierusalem und den Microsynodus Nurnbergensis gesandt. „Daneben so schick icch aucch der R. Kay. M. sambt auch gemainen stenden mitler zeit, bis auff mein ankhunfft ein christliche ermanung, warnung und ratschlag der religion und des Turkhen halben." „Dem allem nach an E. G. mein sonnder fleißig und diemutig bitt, E. G. wellen mich der billigkheit nach und aus allerlai anndern redlichen ursachen sambt derselben mitgesandten in dem gemelten Reichs und Religionsrat zu ainer christlichen audientz befürdern und verholffen sein. Post scripta mues ich E. G. bitten, damit diselb von meinen wegen auff Doctor H. Gropper ain auffmerkhen haben wollen und sich an ine nit kern noch von meinem redlichen furnemen und begern abwenden lassen. Dann er ist aus ettlichen ungegrundten ursachen wider mein leer und furnemen, wie E. G. villeicht etwas von m. G. H. v. Coln derhalben verstannden haben ... Dy warhait hat vill feindt und sonderlich Gotteswarhait, darob die blind unwissend wellt anyetz also tobt und wuetet, aber nichts destweniger sollen E. G. woll getrost sein: quia super omnia vincit veritas, Dei potentia et virtus in secula Amen."

II.

Der zweite Brief ist von Straßburg datiert 14. Juli 1541.

In demselben bedankt Mosham sich weitläufig beim Grafen, daß derselbe „sich unter sovil geschäfften ihm zu schreiben nicht haben verdrießen lassen". Andererseits besorgt er „nicht on ursach", daß sein brief und schreiben sambt der ermanung, warnung und ratschlag an gemaine stend lauttend, bis hieher nicht were geantwortet worden. „So schickh ich derhalben yetz abermal ainen aignen pottn und sollicitator mit newen und frischen briefen an dy Ro. Kay. M., an gemaine stend, an den Bäpstlichen Legaten und ettlich annder untertheniglich bittend, damit mir auff forige und yetzige schreiben der begerten audientz in der religion und glaubenssachen an yetzigen reichstag stat gethan und dyselb khaineswegs gewegert werde." Er bittet zum Schluß um die Empfehlung des Grafen bei Erzbischof Hermann und dessen Vermittlung bei Kaiser und Ständen.

III.

Schreiben Johan von Naves, Kai. Matt. Gantzlers – ni fallor – darin er sich zu dem Graven zu Manderscheidtt sonderlich gantz vertrawlich erpietett. Statum religionis im Stifft Cöln undt I. Churf. Gd. vorhabende reformation betreffendtt. De dato Worms 24. October 1544.

Wolgeporner gnediger Hrl E. G. synt meyn gantz willig unverdrossen Dienst zuvor. Gnedigr Her, was E. G. mir geschrieben auch bey Irem Diener und secretario lassen berichten, hab ich verstanden und ime darauff meyn gut bedunken anzaigt, wie E. G. von ime verstendigt werden, und bit E. G. wollen gwyszlich darfur halten, das ich in allem dem mir möglich E. G. so gern und trewlich dienen, rathen und in allen iren sachen das best thun will, als wer es vur mynen aignen vatter. Den ich eynmall gedenck, E. G. und deren söne diener zu seyn und blyben und also sterbn. Ich hoff auch, ob Got will, mit der zeyt mich in row zu setzen und sonsten mit niemandts zu thon, den E. G., myn gnedigsten Hrn graffen Wilhelm von Nassaw und Newenar zu dienen, und dernhalben wolt ich gern eyn sitzlen haben, etwan in der nehe bey E. G. und tagligs bey derselbigen seyn.

Sovil myn gnedigsten Hrn von Coln berurt, wissen E. G. meyn gemut und wie gern ich die sachn gut sehe, und wolt Got, das seyn Churf. Gnaden wenig gemachtt thetten und mit den mandaten und bevelch stel gestanden, und eyn yedern frey gelassen bis uff diesem reichstag. Es werden Sr. Mt. vill clagen anbracht, das seyn Churf. G. vill neuwerong anfahn und die underthon zu nuwerong der relligion zwyngen wolln, des ich nicht glauben khan. Wolt gern E. G. wyters darauff schreibn, dan ich bevelch hab, mit synr Churf. Gnadn daruff zu handln. Hoff E. G. werden etwan dieser tag sich bey irn Churf. G. finden und den sachn und sonderlich synr Churf. G. und dem stiff zu gutem helffn rathn. Dan wan also eyn zwytracht und uffrur im landt sollt werdn, wer zu besorgn, das nichts guts darauß entstehn wurde. Hiemit will ich mich E. G. gantz dienstlich bevolhen habn. Datum Worms am 24. octobris 1544 E. G. dienstwilligr Johan von Naves.

Nachschrift: „Ich danck E. Gn. der zugeschickten Messer" – Schleidener Fabrikatl – „Hoff E. Gn. sollen sie brauchen uff diesem Reichstag."

IV.

Nos Theodricus, comes in Manderscheid, et Blanckenheim, notum facimus atque fatemur:

Cum ex miseratione et gracia divina in animo nostro reputaverimus graviter atque serio, nos prout ceteros mortales a Deo Opt. Max. ea lege constitutos atque positos in hanc miserandum et erumnosam vallem hujus terrarum orbis, ut jubente rerum omnium moderatore deposito hoc vili corpusculo relictisque facultatibus universis hinc emigremus et nihil adeo nos comitari eorum, que hic possederimus preter id solum, quantum quisque boni perfecit in vita – qua quidem in re fatemur et agnoscimus, officio nostro minus satisfecisse nos, quam aequum fuerit, presertim cum deus pater pro nostra vel mediocritate vel tenuitate satis nos alioqui bearit –, cumque proprium sit et peculiare cujusque hominis christiäni officium, eaque lege sit natus et vivat, ut proximum suum in necessitate et inopia positum quacumque re possit adjuvet, – his adeo similibusque de causis, tum ut nostrae et illustri Elizabethe de Novocastro ac Margarethe de Sombreff, conjugum nostrarum aliquando et liberorum nostrorum, qui sunt inde procreati, deinde majorum atque posterorum perpetua et pia obtineatur animarum recordatio, – ad hoc cum ex evangelico prescripto cognoscamus et reputemus, nihil esse deo patri magis gratum, quam ut subveniatur miseris et egenis, – deinde cum juxta Salomonis authoritatem atque testimonium firmiter atque constanter credamus, quemadmodum ignis extinguatur aqua, sie illam que erogatur in egenos et inopes eleemosinam, delere peccata coram deo, – ut interim nihil dicatur de compluribus allis probabilibus atque scripture testimonio confirmatis testimoniis: his inquam et id genus aliis permoti rationibus, presertim cum nos deceat veluti bonum aliquem pastorem laudatis et honestis exemplis preire suis, atque id nostri muneris esse credamus itaque velut obligatos coram deo, libere et omnino propter deum cessimus atque dedimus in ptochodochium nostri oppidi Novocastri, quod vocatur ad sanctum Logium, ex nostris decimis in pago qui dicitur Wysz viginti quinque modios tritici ex illis inquam proventibus, quos quidem nos ibidem ex manibus quondam Philippi de Schönberg, ad quem ista per eos qui dicuntur „die Bitschen" devenerunt, relusimus. . . . item fundationes ille et misse in hoc ptochodochio prout ordinata sunt, ita quoque permanebunt juxta veterem institutionem, immutate et minime abrogate et omnino fiet de istis quod de aliis plerisque rebus, juxta decreta et constituta concilü, cujus authoritatem in his similibusque rebus sequi moris atque receptum est. ...

V.

Instructio in causa exemptionis a Jure decimarum quoad silvas aut novalia concernens D. Theodoricum, Comitem de Manderscheit.

Primo attendendum, quod Domini oppidi ac dominii Sleidae olim de suo patrimonio fundarint Ecclesiam in praefato oppido suo constitutam; quae tamen postea incorporata est Monasterio Steynfeldensi, quod monasterium reservatis sibi maioribus decimis plebanum ex suis fratribus illuc ponere consuevit, illi vitae tantum competentiam dando.

Item quod dictum dominium in locis asperis, montosis et silvestribus situm est, cuius potissimi proventus in lignis ferri atque plombi fodinis, quamvis stricti et angusti spatü consistunt,

Item quod ad sustentationem praefatarum fodinarum, magna lignorum copia requiritur, quam ipsius dominii angustia ad ultimum suppeditare non poterit,

Item quod abscisis et devastatis lignis ea loca ad nihil valent amplius, nisi ut extirpatis radicibus in agros seu novalia magnis sudoribus pauperum subditorum deducantur,

Item quod si huiusmodi novalia paulatim latius atque latius propagari contingeret, ex eo utilitas eorum locorum, quae prius apud dominos fuit, tum ratione lignorum, tum etiam glandium ad ipsos colonos redigeretur, quorum sudoribus illa loca culturae aptata fuerunt, per quod ipsum dominium in suis proventibus graviter laederetur,

Item quod timendum ne monasterium praedictum, cui ad silvas et ligna dicti domini nihil prorsus iuris competit, deductis ibi novalibus ins sibi decimarum usurpet, et sie dominus bei dupliciter gravetur primo amissis proventibus lignorum, deinde et gravamine decimarum,

Item quod ad Ecclesiam in Sleida, ratione cuius monasterium antedictum maiores ibi decimas percipit, sufficienter et bene esset provisa, ita ut aptiores reditus minime requireret, si maiores decimae, quae communibus annis ad valorem 200 aut 150 flor. auri se extendunt, in usum dictae Ecclesiae aut plebani, ibidem residentis converterentur, grave foret, monasterio praefato huiusmodi decimas admittere, ad maximum damnum atque gravamen, non solum domini loci, verum etiam subditorum, qui tamen alias satis gravati existunt,

Item quod ex eo in futurum gravis dissentio inter Dominum Sleidae et dictum monasterium oriri posset, cuius occasione incolae ipsius domini ab obedientia suorum superiorum versi et in odium totius ecclesiastici ordinis perurgerentur, sicut his temporibus vulgus pronum esse videmus,

Item quod dictum dominium est feudum Imperiale, timendum, ne si hoc pacto gravari contingeret, ipsi domino feudi sua nequeat praestare servitia et ob id ad status Imperii recurrendum foret, quae res maiorem posset excitare tumultum et discordiae cum Ecclesiasticis semitam latiorem praebere, a quo tamen abhorruit Comes antedietus,

Item quod in omnibus ac adiacentibus dominiis novalia quae ex silvis deducantur a iure decimarum exempta esse comperiuntur,

Idcirco petitur, ut etiam in dominio Sleidae sic observandum Apostolica authoritate declaretur, et si quae novalia deduci contingat, ea a Jure decimandi censeantur immunia, attento quod monasterium antedictum de maioribus decimis magnam et ingentem percipiat quotannis utilitatem, unde subditi satis se conqueruntur gravari, cum tamen nihil huiusmodi ab eis vel Sedi apostolicae, vel Imperio Romano proveniat, cum dominus Sleidae cogatur cum aliis vasallis Imperi onera supportare, et pro defensione subditorum suorum quoties necessitas exigat suis sumptibus militare, corpus et bona sua pro illorum defensione exponere.

Item ne Ecclesiae parochiali aliquid de suo Jure tolli videatur, offert se dictus Theodoricus Comes paratum consentire in unionem cuiusdam personatus sui, cuius praesentatio ad eum de iure patronatus spectat, ut ille in recompensum dictorum uniatur parochiali Ecclesiae in Sleida ea condicione, ut proventus dicti personatus cum consilio plebani pro tempore existentis et ipsius dni loci, convertantur in augmentum divini cultus et sustentationem sacerdotum in eadem Ecclesia ministrantium, qui hactenus non satis bene provisi extiterunt et nequaquam in alium usum.

Et quamvis haec petitio ab equitate et honestate non discedat, ut facile per Reverendissimum D. Legatum admitti speretur, tamen idipsum dictus Comes erga Reverendissimum D. legatum [et] S. Sedem apostolicam omni devotione et obedientia promeriturum se offert.

VI.

Graf Wilhelm v. Neuenahr an Dietrich IV. v. Manderscheid „vornemblich Zeitungen undt Religionssachen betreffendtt". 1548.

Meyn freundtlichen dienst und was ich allezeit liebs und guts vermag zuvor! Wolgeborner freundtlicher lieber Ohem, ich hab vergangenes tags zwen brieff van E. L. an mich haltend empfangen, sampt ettlichen inliegenden zeittungen van irem renthmeister zu der Schleidenn. Dainn ich befunden, das E. L. mich uff myn vorig und letst schrybenn beantwort, auch was E. L. durch Trier in den Vyrnenburgischen Gütern und sonst begegnet, da ich mich inn warheit viel eynes besseren zu ihr Churf. G. vertröszt. Gleichefals hab ich auch verstanden, das E. L. wider wandelbar, 9) welches ein von den besten zeittungen, die ich syndt dem reichsztag gehort, das aber E. L. der unruh halber, darinn Trier E. L. fürett, und auch das M. G. H. van Collenn hynüber in Westphalen verritten, noch sobald nit ettwan uff gelegene und fürernante malstatt ein by mir erscheynenn mugenn, als sy sichs gewilligett, – und doch folgentz unszer samenkunfft für nit undienlich erachtenn und des auch nach wie für willigh.

Uff disz alles soll ich E. L. nit verhaltenn, das ich mich anfenchlich der mhüe, das E. L. mir in der lengde mit eygener handt geschryben und die zeittungen und verlauff der Vyrnenburgischen hendell sampt dem uberigenn, so M. alten H. van Collen belangett, mitgetheilt, zum allerfreundlichsten thun bedanken, und wolt E. L. gern auch selbst was langer geschryben habenn, dan ich itzo thun kan usz ursachen dasz ich ettwas harth van mynem podage und auch dem stein angegriffen gewessenn und zum theil noch bin, so das ich in den nechsten acht ader zehn dagenn van der kamern nit hab können komen, und hett E. L. unser samenkhunfft doch mussen abschrybenn. Ich hoffen aber zu Gott, es soll sich wie es zimblich angefangenn mit der zeit zur besserung schicken, dan dis russchende Wetter und dicke kaldenn lufft ist meyner complexien und kranckheit gantz zuwider. Sobald ich aber ichts vermag, will ich E. L. besuchenn, es sy zu Zulph oder der Schleidenn. Dan ich hatt mich am nechsten mit mynem H. und neven, dem archidiakon, verglichen, das wir E. L. zu Cronenburg woltenn besucht haben, hatt aber nit gedacht, das ich sobald der faulest Reutter wider wordenn sollt sein. Ich wolt, das M. G. H. van Trier auch was schoff 10) genomen, damit ich desto balder wider ins Veldt komen möcht, dan ich befindt dannoch, das E. L. byneben aller unruog nit desto unvermuglich hievon worden sein.

Sovil M. alt H. betrifft, will ich E. L. nit verhalten, das S. G. sachen nach der gelegenheit ganz wol stehenn, so das ich zu Gott hoffen, es werd by Key. Mai. und auch M. itzigen H. zu gnedigsten auch freuntlichen güter vergleichung und underhaltung komen. Es hat mir sonst Omphalius 11) gesteren anzeigen lassen, es hab ime der alt H. bevolhen, sich zu mir zu fugenn; sobald sollichs geschieht, will ich mit ime der Vyrnenburgischen sachenn halbenn sovil mich da usz underreden, als sollichs durch mich zu thun uns allen dienlich und füglich.

E. L. zeittung und die mein sein vaszt gleich; doch hat mir gestern der Provincal 12) und folgentz Hackkorth angezeigt, das der hauff 13) disser stundt in 80000 starck sein solt und sollen meh dan 1200 vom adell zu inen sich gedaen habenn. Es meinth es aber der Provincal Keye. Mai. hielth es für ein spiegelfechten, die weil es noch alles des Konigs undderthonen, so solt man villeicht gern dermossen von den beiden nationen, als den mannhafftigsten die Frankreich hett, eynen gewaltigen hauffen ins veldt bringen und wan es am argisten schynn, so würdt der Konig doch synen vertrag mit inn wissen und folgentz eynen zug thun, wo im der best gelegen und man sichs am wenigsten versehe. Wiewol sollichs nhu nit gar zu verachtenn, so scheint es ime doch nit gleich, dieweil sy den mannlichen erbenn usz Britanien im feld habenn, brantschatzen ein groszen orth ires gefallens und haben La Rochelle, Bordeaux, Blesz und villeicht mhe disser zeit ingenomen.

Dan disz ist itzo gantz gassenruchtig zu Collen und allenthalbenn, zu dem hörth man und ist auch am Keyn. hoff die zeittung, das sich die Nidersachssische und die Sehestett mit vielen vam adell auch Bremen mit synem Daemcapittell wider uffs neuw zusamen vereynigett und verschworen habenn, das Interim keineswegs antzunemen, sonder dafür die Kaye. Mai. zu bitten, wo aber sollichs nit statt gewynnen möcht, so gedencken sy byein zu pliebenn, und alle zusamen zu setzen was inn Gott uberiges bescherth. In disser Verstendtnisz und bundtnisz sollen die Konigenn van Polen, Dennemarck, Schweden, auch Prüssen mitbegriffenn sein, sampt mhe anderen so noch nit namhafft. Der barmhertzige Gott wöll genad verliehen, das es alles zum selligen guten end komen mög. Ich schicken E. L. hiemit ettliche gedruckten bücher gegen das Interim uszgangen deren sich worlich zu verwunderen. E. L, wollen sy mir noh der verlesung widerschickenn. Wan unsz der Her eynmol zusammen hulfft were usz vielen vil langer und besser zu reden dan zu schryben. Will daruff das uberig verhalten und E. L. mir allezeit zu gebieten dem Almechtigen bevelhen, der well sy in freuden und aller selliger wolfarth lang gnediglich gefristen! Datum Hulchrade den 12, octobris anno 1548.

Wylhelm Graff zu Neuwenar und Moersz.

Von mynem soen hab ich noch gar nichts vernomen, dan das er mir auch geschryben, das er mit Büren und Horn noh Langey gerittenn, werd aber nit uber 4 ader 5 tag uszpliebenn und werd mir alsdan van allem langer schryben ; was mir begegent van unden und oben, das guth gewuszt, soll E. L. alles unverhalten pliebenn.

VII.

Graf Dietrich IV. „dem wolgeborn Dieterichenn Junggrafen zu Manderscheidtt und Blanckenheim etc., meinem freuntlichen lieben sone – einen beziegenenn widerteuffer zu Trimborn seszhafft belangenn."

Wolgeborner freuntlicher lieber sun! Wesz der von Drymborn desz widderteuffrischen menschen halber, von ime hinder mich gewichen sein soll, wolmeinender warnungsweisz auf die bei ime beschehene Visitation 14) anzeigen lassen, bin ich von Johan Rorichen allhie bericht. Dhweill nun auf denn reichstagen wieder soliche widerteufferische sect ausztruckliche masz verorndet und dieselbige leuth hinder mir widder wissen noch dulden kan, so dan derselb mensch derselbigen einer were und one wissen von dem von Trimborn abgezogen und sich auch one bescheidt meiner befelhaber, wie es meinthalben one mein wissen beschehen, hinder mich niddergeschlagen het, hettest du dem von Drymborn auf solich sein dir beschen anzeigen widderumb zu erkennen geben, dasz ich alsdan wol leyden mögt, er demselbigen nachfolgt, und sich seiner sicher macht, um weittern unrath zuverkomen. – [Anmerkung am Rande:] „Disem ist anstunt also beschehenn." – Doch mit solichem zulassen in gleichem und andern fellen hiedurch meiner oberkheit gerechtigkeit unbegeben, sonder ime dem von Drymborn solichs fur diszmal in diesem fall und nit weitters zugelassen haben wult. Datum Cronenburgh auf donnstag nach Bartholomei anno 1550.

Dieterich Graf zu Manderscheit und Blankm., Heer zur Schleidenn.

VIII.

Ein Schleidener Beamter an einen Ungenannten, „die geforderte Steure von M. Gst. H. v. Colnn belangend. 1551".

Besonder gutt freundt! Uff dasz nehest durch mich ain dich beschehenes schreibenn, die geforderte steure vonn m. gsten. Hernn vonn Colnn belangend, und dasz mich vur bequeme aingesehenn, ehe man m. gstn. H. derhalben ersoecht, die underthaenen aus der herrschaft desz orts supplicerend ersoecht hettenn, auch wie die hernn zuvoren zusamen kommen ader geschicktt hettenn sich zu underreden, wie m. gsten her zu ersoechen, habe ich bysz (jetzt) noch (nichts) vonn dir daruff, wie und wasz darinn geschehen und zu thunn, vernomenn. Dweill ich dann verstendigett, die drey churf. sich einhelligenn entschlossen habenn moegen umb Laurentzy nach dem concilio zu ziehenn, und dasz churf. G. zu Straeszburgh bey eynander zu kommenn gemeintt, so will noettigh synn m. gsten. Hen. zu beantwortenn. Wasz du nhu seitheren denn Quadenn 15) und den underthanenn verhandlett und und obe dasz beykommen geworden, wollest hieher wissen thunn, umb eynhelliglich und mit gleichem beschickenn m. gsten. H. zu ersoechenn pitten und ainzuhalten, sulcher newerungh gnediglichhen uberhabenn zu blieben, ader wie dannochst U. chfst. G. zu beantworten syn moegen, sich in newerung so vill zu geschehen moeglich nit inzu lassen, und dannochst M. Gsten. H. der gepur nach mit antwortt gesettigett werde.

Schleidenn 21. July ao 1551.

IX.

Dem edelnn wolgebornn Hernn Dietherichenn Grafenn zu Manderscheit, Blankenheim und Virnenburgh, Hernn zur Schleidenn, Kerpenn, Cronenburgh, Newerburgh, Saffenburgh und Gelsdorff, meinem G. Hernn und groszgunstigen Nachparnn.

Edell wolgeborenn myn fruntlich grutz sampt allem vermoegen zuvor. G. H. ich schicken V. G. und meyner gnedigen Ffrauwen und Mutter ein wenig soesser appell und braittenbirren van den besten, ich itzonder haeffen. Die postappell sinnt diss jair neit geraden. Sonst hab ich nysst sonderlichen dasz ich weisz van nuwer tzeidongen V. G. mitzodeilen; allein dasz by unsz in kurzen tagen ein groessz metamorphosz und veränderongen gescheen, schon gleich vurmals in Egypten by moyses tziden ergangen, als die roid zur slangen und wasser in bloidt verandert, also ist ouch allhie gescheen, allerley fleisz ist in vischeren, botter in olich, eier in kreiptz, da sy doch weren verwandelt, dasz man itzonder der speiszen swerlich brauchen moesz. Gott will es besseren und eynen froelichen Oestertag verleihenn, isz moecht besser alsdan geraeden. Hyemit V. G. und gantzenn huysgesyn vill gutter taegen und nacht, Gott dem Heren befolhen. Dat. Steynvelt uff Mathisz dach Ao 58. Jacobus vann Panhuysz, abt zo Steynvelt.

Am Rande von späterer Hand die Bemerkung des Registrators: „Geistliche schertzen selbst mitt irer fasten."

X.

Dem Erwirdigen Hern Jacob Panhausz, abdt zu Steinfelt, meinem besondern lieben Freunde und Nachparn.

Mein freuntlich Grusz mit gunstigen geneigten Willen zuvor. Erwirdiger Hr. Nachpar und guter freund! Ich und meine Hausfr. thun unsz semptlich gantz hochlich bedancken der zugeschickten sueszen epfel und bratbirren, bei welchen wir der andern, so uff der post darvon geranth, 16) wol entperen konnen und wollen. Und hab vernhomen vor newe zeittung, dasz sich soliche metamorphosis oder wunderbarlich veranderung der gestalten bei euch zugetragen haben sol, als nemlich dasz sich allerlev fleisch in vischerei, botter in öly, eyer in krefftz verkhert – darab is ungezweifelt in geheim sowol ein grosz miszfallen alsz wir alhie tragen. 17) – Und will glauben, dasz das widderspil uff vil örtten, wie dan die weit numehe verkhert ist, zugangen, also dasz sich vischerey in fleisch, öly in botter und kreffts in eyer verwandert haben. Die welt hat iren lauf und veranderung alle hundert jar, wie man spricht. Es hat sich zwar auch eine veranderung, welche ich euch hinwidder nit pergen wil, zwischen euch und mir zugetragen, als nämlich, das da ir hieher zu uns komen sein solt diese vasznacht, wir nu zu eüch uffs frundlichst in diesen vasten gehn Steinfeldt zu komen vorhabens seint; ir aber der pot sein wolt, hieher kemet und mir die potschafft brecht, an welchem tag ir dahem sein kunt, wer mir am liebsten. Dat. Schleiden, den 24. Feb. Anno 1558. Dieterich, Graf zu Manderscheidt, Blanckh. und Virnenburgh.

Kreuzweingarten. Nikola Reinartz.





Anmerkungen

  1. Der Verdacht, den bereits 1664 P. Wildenrath, der frühere Rektor der .Jesuiten-Niederlassung, in einem Briefe an den kathol. Pfarrer Curtius aussprach, „res catholicas in archivio Sleidano asservatas esse subductas vel suppressas" wird durch den lückenhaften Befund bestätigt. Die gräflichen Registratoren waren auch nach der katholischen Restauration, soweit sie mir bekannt geworden sind, sämtlich Protestanten. Franz Rosenkranz unter Graf Philipp v. d. Mark wird charakterisiert als „pertinacissimus haereticus et a catholica religione alienissimus". Ähnlich Michael Hellenthal 1664–1683 unter Graf Franz Anton. Sogar der „fanatische" Graf Ernst ließ den alten Registrator Johann Schmitz, der der lutherischen Religion treu ergeben blieb, in seinem Amte.

  2. Über diese Vorschläge, die von den Protestanten ebenso abgelehnt wurden wie von Katholiken, siehe Pastor, Reunionsbestrebungen (Freiburg 1879) 5.488, und Varrentrapp, Hermann von Wied (Leipzig 1878) S. 120.

  3. Abgedruckt bei Peters, Aus Schleidens Vergangenheit (Schleiden 1914, Selbstverlag) S. 53. In der Neuerburger Urkunde fehlt das Datum; ich möchte dieselbe früher ansetzen als die Schleidener. Bei beiden ergibt sich aber die gleiche Schwierigkeit aus dem Text, da die zweite Gattin Dietrichs auch bereits als verstorben bezeichnet wird, Elisabeth von Neuerburg aber nach Bärsch, Eiflia illustrata, I, Stammtafel XXIII, erst 1543 starb. Die beiden Söhne Dietrichs, die Junggrafen Dietrich und Franz, verpflichten sich mit „per fidem et honorem nostrum". Außer diesen beiden wird noch ein natürlicher Sohn, Dietrich, Bastard von Manderscheid, mit seiner Gattin Maria in der Kronenburger Urkunde Nr. 169a von 1549 genannt (Staatsarchiv Koblenz).

  4. Das auch wirtschaftsgeschichtlich beachtenswerte Aktenstück befindet sich noch im Fonds d'Arenberg ui Brüssel, Châsse 4185, Nr. 59.

  5. Knipping, Regesten der Kölner Erzbischöfe, III Nr. 710, abgedruckt bei Peters, a. a. O. S. 51.

  6. Dessen Name ergibt sich durch Heranziehung von Urkunde 21 des Schleidener Pfarrarchivs, vgl. Krudewig a. a. O. III S. 45. Daraus auch das nicht angeführte Datum 1536/39.

  7. Über die Vorverhandlungen s. Boos, Eufalia IlI, S. 56. Über diese seit Ende des XII. Jahrhunderts immer wieder aufflammenden Zwistigkeiten, welche ihre Erklärung in dem Gegensatz der bergbaulichen Interessen finden, in denen Schleiden aber stets den kürzeren gezogen hatte, vgl. Paas, Annalen Heft 99, S. 196, Anm. 1. – Der Vertrag von 1539 liegt vor im Fonds d'Arenberg Nr. 5103 b Blatt 95 ff. Über den Austausch der Patronate heißt es daselbst:

    „Und diweil vorgemelte hern Abt, Prior und Convent bisz anher die Kirch zur Schleiden, die dan mit selensorg beladen, zu konferiren, und aber wolgedachter Graff Dietherich dar auff eyn thugentliche person aus dem convent zu Steynfelt, so offt es von noten und seyner gnaden gefellig – welches auch dem benanten gotzhausz nit eyn geringe beswernis gewesen – zu nominieren gehapt, haben die vurgeschr. A. P. & C. mit hoester zeitiger vorbetrachtung sembtlich erwogen und befonden, das das Personat zu Eirep, so wolgemeltem Graff Dietherichen zu presentiren geburt, dem gotzhausz zu Steynfelt vill gelegener, bequemer, und nutzlicher dan die collation der kirche zur Sleiden jetzo und auch kunftiger seyn wurd, und derohalben soliche ire collation mit aller anhangender notzung, beswerung und gerechtigkeit mit wolgedachtem gr. D, gegen das personat zu Eirep umb ires bessern notz willen comutiert.... Also dasz der A. & C. desz (der Kirche zu Schleiden) nun hinfurter keine weitere last oder beswernus haben und leiden sollen, doch dem abt jederzeit in dem sein recht und gerechtigkeit alsz archidiakon mit investituren und dergleichen uff geburliche presentation vorbehalten." Etwa aus diesem Tausch „bei bepstlicher heiligkeit" oder sonst entstehende Kosten, sollen von jedem Teile zur Hälfte getragen werden. – Damals wurde auch der links der Olef liegende, von Kaiser Konrad III. dem Kloster Steinfeld geschenkte Hof Walberen – Walebure, Waleburc – heute zur Burg Vogelsang gehörend – an Schleiden abgetreten. Die in der Folgezeit zerfallene dortige Kapelle, eine der ältesten der Gegend, soll der hl. Walpurgis geweiht gewesen sein und dem Hofe den Namen gegeben haben. B. J. Alfter, dessen Vorfahren mütterlicherseits aus der Nähe, von Kall, stammten, erwähnt in seiner Descriptio christianitatis Eifflensis dieselbe als „pene collapsa incerti sancti". Sollte nicht Walebure, Waleburc auch als wallonische Siedlung zu erklären sein?

  8. Wilhelm von Neuenahr war durch seine Mutter Walpurgis von Manderscheid, die Schwester Dietrichs, dessen Neffe und durch seine Gattin, Anna von Wied, die Nichte des Erzbischofs, auch Neffe Hermanns von Wied. Außerdem war Dietrich durch seine Mutter Mechtild von Virneburg, die gleich Hermann von Wied Enkelkind Philipps von Virneburg war, mit jenem verwandt.

  9. „wieder auf den Beinen".

  10. Land und Leute annektiert.

  11. Dr. Jakob Omphalius aus Andernach, kurkölnischer Rat und Professor der Rechte an der Universität.

  12. Everhard Billik, Provinzial der Karmeliter und Vorkämpfer der Katholiken im Erzbistum.

  13. Der Haufe der Engländer, die nach dem Tode der Könige der beiden Länder, Franz I. und Heinrichs VIII., in Frankreich eingefallen waren und obiger Nachricht zufolge von einem Teile des französischen Adels unterstützt wurden.

  14. Bereits 1540 hatte der Herr von Dreiborn Friedrich von Eltz an den Grafen Dietrich eine Beschwerde gerichtet, daß der Rentmeister desselben entgegen der Vereinbarung von Schleiden, Reiferscheid und Dreiborn die Wiedertäufer „passieren, hausen und herbergen" ließe. Archiv von Harff zu Gemünd 1, LXIX. – Über die Herzoglich-Jülichsche Kirchenvisitation zu Dreiborn 1550 Juli 23 siehe Redlich, Jül.-Berg. Kirchenpolitik II, 1, S.813.

  15. Lutter und Hermann Quade, Gebrüder, Herren zu Tomburg und Miel.

  16. Wortspiel! Postäpfel = durch Pfropfen veredeltes Obst.

  17. Die Antwort liegt im Konzept vor; die in Parenthese stehenden Worte wurden wieder gestrichen.





Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein, Heft 135, 1939, S. 82-93.


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