Leben und Werk von Nikolaus Reinartz,
Pfarrer und Heimatforscher - Ein Projekt von Nikola-reinartz.de und Nikolaus-reinartz.de









Beilage zum Euskirchener Volksblatt Nr. 217 vom 17. September 1932

Wandgemälde in der Pfarrkirche zu Kreuzweingarten
Das Kreuz in der Himmelsglorie, umgeben von rheinischen Heiligen

Zu dem Aufsatz „Die Pfarrkirche zu Kreuzweingarten“ in unserer heutigen Illustrierten Beilage





Die Pfarrkirche von Kreuz-Weingarten
In Ihrer Erneuerung 1922-1932
Photos: C. Brandt

Mehr als sechseinhalb Jahrhundert hatte das zur nämlichen Zeit, da der Dom zu Köln sich aus seinen Fundamenten erhob, auf dem Kalvarienberge in Weingarten des hl. Kreuzes erstandene Gotteshaus bereits die Zeitenstürme überdauert - ein Jahrhundert später etwa war der Turm, halb Glockenstube, halb Bollwerk, angebaut worden, zur Blütezeit der Wallfahrt zum Berge des hl. Kreuzes auf der Nordseite der 'Dechantsgang' angelegt und auf der Südseite die schmalen Lichtöffnungen durch breite Fenster ersetzt worden - sonst stand es noch, wie die Frömmigkeit der Vorfahren mit nicht eben großen Mitteln gebaut hatte, ein schlichter, wenn man will kunstloser Bau, aber überaus ehrwürdig durch die Andacht der Jahrhunderte, welche hier hinauf gepilgert waren. Ringsum waren in dem baufreudigen 19. Jahrhundert in Billig, Stotzheim, Kirspenich, Kirchheim allenthalben neue ragende Kirchen, kleine Dome, entstanden, da sollte endlich auch Kreuz=Weingarten, der gesteigerten Seelenzahl und dem damaligen Wohlstand entsprechend, zunächst einen Erweiterungsbau dann einen vollständigen Neubau erhalten. Mit großer Opferfreudigkeit war ein Baukapital von 30 000 Mark nach und nach zusammengebracht worden, die Pläne lagen endlich fertig vor: da kam als Retter, der das altehrwürdige Gotteshaus vor dem Abbruch bewahrt hat, - die Inflation!

Die angesammelten Gelder wurden von Tag zu Tag mehr entwertet; an einen Neubau war nicht zu denken, so begann man das Projekt von andern Gesichtspunkten aus zu überprüfen, und wurde die Lösung gefunden in einem Ausbau im Innern und einem Erweiterungsbau im Aeußern. Energischem Zugreifen, ehe das Baukapital ganz entwertet, gelang es mit Unterstützung einer Kirchenkollekte und der Mithilfe treuer Pfarrgenossen, während der Gottesdienst im Jugendheim stattfand, den Umbau in den Jahren 1922/23 schuldenfrei fertig zu stellen. Der Dechantsgang, wie das Volk mit plastischem Ausdruck den niedern flachgedeckten Anbau nannte, der neben der alten Außenmauer herlief und nur drei Durchbrüche sich nach dem Schiffe öffnete, war organisch in die Kirche einbezogen und dadurch für die Beiwohnung des Gottesdienstes nutzbar gemach, außerdem durch einen Chorabschluß verschönert worden. Durch Abänderung der Nebenaltäre und der Kanzel wurde Platz für Kinderbänke geschaffen, die Mensa des Hauptaltares und die Kommunionbank ganz erneuert, durch den Ausbau des Turmes und den Neubau der Empore unten und oben Raum gewonnen, dort eine Beichtkapelle eingerichtet, durch einen Anbau an der Nordwestecke eine Vorhalle mit Windfang geschaffen, der frühere Eingang glücklich als Taufnische verwertet, alles in allem eine Summe kleiner und großer Aenderungen, wodurch ein harmonisch gegliederter, abwechslungsreich gestalteter Innenraum, der allen praktischen Anforderungen des Gottesdienstes entspricht, ohne allzu großen Kostenaufwand geschaffen wurde; und die Hauptsache, Kreuz=Weingarten hatte seine altgeheiligte Gebets- und Opferstätte, Jahrhunderte hindurch die Wallfahrtskirche der ganzen Umgebung, behalten. Es ist das Verdienst des Architekten Karl Colombo, Köln, diese Lösung, welche die einzig mögliche war, glücklich zur Vollendung gebracht zu haben. Bauleiter war Johann Weber, Rheder.





Aber weitere Aufgaben drängten in den folgenden Jahren nach. Verständlicherweise war für die Erhaltung eines durch einen Neubau zu ersetzenden Gebäudes in den vergangenen Jahren nur das Notdürftigste geschehen. Es ergab sich alsbald die dringende Notwendigkeit, den Turmhelm, dessen Tragbalken im Laufe der Zeit angefault waren, was schließlich zu einer Katastrophe hätte fhren können, neu zu festigen, eine schwierige Arbeit, die aber von den hiesigen Zimmerleuten Jonas, Vater und Sohn, gut ausgeführt wurde. Ferner ließ sich eine vollständige Neueindeckung des Kirchendaches, über das bei seinen Lebzeiten der alte Weingartner Dachdeckermeister Trimborn, man möchte sagen mit einer väterlichen Sorge gewachth atte, nicht länger mehr hinaus schieben. Diese wurde 1929 von der Firma Gebr. Düster - Euskirchen zur Zufriedenheit der Pfarrgemeinde unternommen. Die dazu erforderliche Summe von 4000 Mark wurde mit Genehmigung der Aufsichtsbehörde durch eine langfristige Anleihe bei den kirchlichen Fonds der Pfarrgemeinde aufgebracht.

Aber noch immer war der Wunsch der Pfarrgemeinde nach einer würdigen Instandsetzung und Ausschmückung des Kircheninnern unerfüllt geblieben. Eine Ermutigung erhielt sie von der Staatsregierung im Jahre 1930 durch eine Beihilfe von 2000 Mark in Anerkennung der Verluste, die das kirchliche Vermögen durch Entwertung der gezeichneten Kriegsanleihe erlitten hatte. So wurde dann auch ganze Arbeit gemacht: das gesamte Innere der Kirche nebst Altären und Statuen wurde in frischen Farbenton gesetzt und, wo es anging, mit figürlichem Schmucke belebt, eine Aufgabe, der sich der bekannte Kirchenmaler Vinzenz Hertel unter Assistenz des akademischen Malers Seidl, beide von Köln, mit Liebe und großer Hingabe unterzog. Von der Firma H. Krämer = Euskirchen wurde ein neuer Fußboden gelegt, welcher sehr gefällt. Ludiwg Preckel =Köln fertigte für die Fenster die schönen Glasgemälde, von denen noch die Rede sein wird. Endlich Endlich wurde die bereits 1931 bei den Arbeiten im Innern vorgesehene Heizung nach dem bewährten System Mahr = Aachen zu guterletzt im August dieses Jahres durch Meister Joseph Straßer, Rheder, fertig gestellt.

So ist in aller Stille im letzten Jahrzehnt ein Werk der Vollendung entgegengereift, das über die Grenzen der Pfarrgemeinde hinaus fast Tag für Tag neue Besucher anzieht, ohne daß bisher in der Lokalpresse besonders darauf aufmerksam gemacht worden wäre. Die von dem Friedhofe mit seinen hier zu Lande einzigartigen Denkmälern umgebene Pfarrkirche Kreuz-Weingarten ist wieder zur Wallfahrtskirche geworden, wo der Besucher zur Freude und Bewunderung, der Beter zur Andacht und Erbauung gestimmt wird. Ihnen ein Wegweiser und Führer zum besseren Verständnis zu werden, ist der Zweck dieser Zeilen.


Wallfahrts- und Pfarrkirche Kreuzweingarten






Himmelskönigin mit dem Kinde


Bild der schmerzhaften Mutter (um 1550)

Beim Aufstieg zur Kirche

nimmt gleich vorn das * Steinrelief, kreuztragender Christus, ein Meisterwerk von W. Albermann = Köln Auge und Herz müder Pilger gefangen, - Das niedere romanische Portal aus rotem Sandstein erinnert an das ehemalige Jesuitenkolleg in Münstereifel; der Schlußstein, heraldische Lilie, wohl ein Findling irgendwoher. Ursprünglich war der Eingang vor Anbau des Turmes an der Westseite; 1922 von der Stelle der jetzigen Taufnische hierher verlegt. - Ueber dem Portal, Lichtgehäuse, Kreuz im Rebenhag, gefertigt von W. Schmitz = Weingarten. -

Beim Eintritt

auf der Wand rechts kurzgefaßte Chronik des Ortes und der Kirche. - In dem abgeschlossenen Raum unter der Treppe in die ursprüngliche Nordwestecke eingemauert, * römischer Inschriftstein, vermutlich von der im Pfarrgarten gefundenen Tempelanlage; man beachte auch die mehrfach im Mauerwerk des Turmes sichtbaren römischen Ziegel. Im Vorraum (Atrium) nach altchristlicher Sitte das Weihwasserbecken; auf demselben in Kreuzform P(ater), F(ilius), S(piritus), S(anctus); darüber ein Taufbild, wohl von einer Taufe Christi, Gott Vater als ehrwürdiger Greis mit jugendfrischen Zügen! - Ueber der inneren Tür: Christus am Kreuz in dörflicher Landschaft, wie das vorige naive Kunst des 18. Jhd.; zu beiden Seiten das alte Kreuz=Weingartner Pilgergebet.

Das reich gegliederte

Innere

mit malerisch schönen Durchblicken ist sinn= und zweckentsprechend durch die Farbengebung dreifach aufgeteilt. Das Allerheiligste, die Stätte des Opfers und der Anbetung, zeigt ein tiefes Weinrot nach oben goldig ansteigend; es ist ein wundervoller Anblick, wenn bei der heiligen Messe die Morgensonne hineinleuchtet und der sonst etwas ernstschwere, majestätisch feierliche Farbenton sich in Rotglut und Flammengold auflöst: „Fulget crucis mysterium“ „Des Kreuzes Wunder strahlend glüh'n“, wie in der Laibung des Triumphbogens zu lesen steht. Haupt= und Nebenschiff, die Versammlung der Gemeinde, der Weingarten des Herrn, sind in ein freundliches Lichtgrün gekleidet, das in sparsames Gold eingefaßt ist. Beichtkapelle und Taufnische endlich tragen ein mildes Violett, das ohne düster zu werden, die Stätte der Läuterung und der Buße anzeigt.

Das Chor

wird beherrscht von dem großen säulengeschmückten Barockaltar in Weißgold mit der aus dem * prachtvoll gemusterten Marmorsinter des Römerkanals gebauten Mensa. Inmitten des Hochaltars das von der Strahlensonnne A und O Gott aller Dinge Anfang und Ende gekrönte lebensgroße ** Bild des gekreuzigten Erlösers, ein unvergeßlicher Anblick: der heilige Leib sich krümmend in höchster Todesnot, die Glieder verschwollen und ausgerenkt, das blutende Haupt hilfesuchend himmelwärts gewandt, Gott, mein Gott, wie hast Du mich verlassen'! Das künstlerisch wertvolle Bild ist van Dyk'scher Art vor 1700. - Unter dem Kreuze das Tabernakel hervorleuchtend in Zinnoberrot mit der in einander spielenden Inschrift: 'Panis vitae - Lux mundi = Ich bin das Brot des Lebens - Das Licht der Welt bin Ich“. - Alle Sprüche des Chores sind in der geheiligten Sprache des göttlichen Mysteriums gehalten; so auch die beiden Haupttexte in monumentaler Schrift auf der Rückwand des Chores: 'VENI SI AMAS - VE NISI AMAS, Komm wenn du liebst - Weh' liebst du nicht'. Die verschiedene Wortteilung der nämlichen Buchstaben im Lateinischen gibt den ganz entgegengesetzten Sinn, so in aller Schärfe den Gegensatz der Stellungnahme zu den Wundern der göttlichen Liebe, Kreuz und Tabernakel, bezeichnend, auf der einen Seite hinüberleitend zum Paradies der seligen, auf der anderen Seite hinweisend auf die Stammeltern, die in der Liebe nicht blieben und darum das Paradies verloren. So wird das Kreuz in den Mittelpunkt der Welt= und Heilsgeschichte hineingestellt, Anfang und Ende derselben zeigen triptychonartig die großen Wandbilder der Chorseiten.





Auf der Fensterseite

die Vorbilder des Baumes der Erlösung, die beiden Paradiesbäume des Lebens und der Erkenntnis des Bösen. Jenem, der mit seinem frisch grünenden Laube und den goldnen Früchten, von dem Wächter des Heiligtums, dem * majestätischen Engel mit dem Flammenschwerte behütet wird, dürfen die unglücklichen Stammeltern nicht mehr nahen, nachdem sie von den Sodomsäpfeln des verbotenen Baumes, der in der welkenden Pracht herbstlichen Laubes gegenübersteht, genommen hatten. Aber Hoffnung wird ihnen gelassen. Im Fenster (dem Andenken Pfr. Böhmers gewidmet) erscheint das Bild der Gottesmutter mit dem Heilandskinde, der Schlange den Kopf zertretend. Zu ihr hält Adam, während Eva beschämt zu Boden sieht, flehentlich die Arme ausgebreitet: sie wird die Frucht des Lebens und bessere Erkenntnis am Kreuz uns wieder schenken. Darunter aus dem berühmten Kreuzeshymnus des Venantius die Verse: 'Als der Mensch vom Baum der Sünde / kostend sich dem Tod geweiht / ward der Paradiesbaum des Lebens / in dem Kreuzesholz erneut.' - In dem großartigen

Wandgemälde rechts vom Altar

hat der Künstler versucht, etwas zu schildern, was kein sterbliches Auge erblickt, das was die Geheime Offenbarung über den Lobpreis des am Kreuze für unsere Sünden geschlachteten Lammes von den Völkern aller Nationen und Sprachen im himmlischen Paradiese erzählt, ausschnittsweise wiederzugeben, indem er einen Kranz bekannter und unbekannter Heiligen der rheinischen Erde droben in der himmlischen Heimat, wo der Baum des Lebens und der Unsterblichkeit wieder seine Früchte spendet, vereinigt. 'Freue dich du Schar der Frommen / derer die vom Rheine kommen / Dir des Kreuzes Kleinod ward / Wehr und Stab zur Pilgerfahrt' (nach einem alten Hymnus des Kölner Breviers). Die Namen (auf *seelische Durchbildung der Gestalten hat der Künstler großen Wert gelegt) seien kurz genannt.

Die Gruppe der männlichen Heiligen, angeführt von St. Michael, dem Schirmherrn des deutschen Volkes: Gereon, Blutzeuge der Thebaischen Legion zu Köln; Bruno, der mächtige Erzbischof von Köln, Bruder Kaiser Otto I.; Leo IX., es hat einen heiligen deutschen Papst gegeben! aus dem Geschlechte der Grafen von Dagsburg am Oberrhein + 1054; Aldericus, der hl. Hirte von Füssenich, unser nächster Nachbar! aus dem 12. Jhd.; der sel. Hermann Josef, als jugendlicher Heiliger, 1235; Werner von Bacharach, der deutsche Tharcisius, + 1287; endlich die beiden neu aufgegangenen Sterne am Himmel unserer Heiligen, Albert der Große von Köln, + 1280 und Petrus Canisius, + 1597. - Die weiblichen Heiligen um die Mutter des Herrn: Ursula, die jungfräuliche Märtyrin und Schutzheilige von Köln, + um 300; Helena, die Kaiserin=Mutter, die große Verehrerin des hl. Kreuzes und der rheinischen Märtyrer, + 326; Gertrud von Nivelles, Tochter Pipin I., die vielverehrte, + als Aebtissin 659; Lüftildis, die Heilige von Lüftelberg, lebte wohl zur Zeit Karl d. Gr.; Hildegard von Bingen, die Seherin, + 1179; Juliana von Lüttich (gehörte zur Metropole Köln), die Heilige des Fronleichnamsfestes, + 1258; Christine von Stommeln, die selige, Christi Leidensbraut, + 1312, beigesetzt in Nideggen, jetzt zu Jülich.

Auf der Abschlußwand des Chores zum Schiffe oben getreue Nachbildung des Constantinkreuzes mit der griechischen Inschrift: 'in diesem (Zeichen) siege'; in der späteren lateinischen Form auf der Altarmensa: Kreuz über den Buchstaben I (n) H (oc) S (igno) darunter aus Nägeln V (ince).

Das Schiff

ist die lichte Anmut des Gottesgarten dieser Erde, zu welchem das Schiefergrau und Geld des Bodenbelags trefflich abgestimmt ist, gekleidet, durch ein an den Wänden fortlaufendes Ornament von Reben, die sich ums Kreuz schlingen, näher charakterisiert, von einem großen leuchtenden Kreuz mit Lorberzweigen an der Decke überstrahlt, ist zu der Darstellung des Chores in Beziehung gesetzt durch das den ganzen obern Teil des Triumphbogens füllende





Der säulengeschmückte Hochaltar in Barock mit dem künstlerisch wertvollen Altarkreuz. Am Chor-Stirnbogen das Bild des Weltgerichts.





Bild des Weltgerichtes.

Dort der Gekreuzigte einsam in der Nacht des Leidens, hier auf den Wolken des Himmels kommend in großer Macht und Herrlichkeit, umgeben von seinen Engeln. Vor seinem blutgefärbten Kreuze stehend breitet der Heiland voll Huld und Liebe die Arme aus zu der * Familie seiner Auserwählten, die in seligem Entzücken niederfallend und anbetend den erkennen, dem sie einst in seiner Erniedrigung treu gedient haben. Aber auch hier wieder der packende Gegensatz zu dem 'Veni si amas', das 'Ve nisi amas' in der Gruppe der Verdammten zur Linken des Herrn. Ohne die Zuhilfenahme von größbern Darstellungsmitteln, wie höllische Rachegeister und Flammenschlünde, hat der Künstler es verstanden, in durchaus überzeugender Weise die lähmende Angst, die entsetzliche Verzweiflung derjenigen zu schildern, die dann zu spät erkennen werden, wie sei von irdischer Luft und Hoffart verblendet, die größte Liebe, die sich der Welt geoffenbart, verachtet, ja gehaßt und bekämpft haben. Christus hat sich von ihnen abgewandt, das ist genug; sie wissen, daß sie mit Recht verdammt sind. - Sein Wort 'Ich bin der Weinstock, ihr die Reben, wer in mir bleibt, bringt viele Frucht / Jede Rebe an mir die keine Frucht bringt, wird weggenommen und ins Feuer geworfen werden' steht in großen Kapitalbuchstaben als Wandabschluß gegen die Decke, spricht dich persönlich an aus dem Bilde des göttlichen Weingärtners (in dem mittlern großen Fenster). Immer wieder weisen Bild und Spruch in der Kirche auf den großen Ernst, aber auch die ganze Lebensfülle der Lehre vom Kreuze Christi hin. - So auf der

Kanzel

das Wort Pauli von der Predigt des Gekreuzigten, I Kor. 23, und die hübschen in die vier Felder passend eingefügten Allegorien aus dem Gleichnis vom Sämann. - Die Bänke der Kirche fertige Herr Dederichs = Weingarten an, die Kommunionbank Lückerath = Nöthen.

Als Vorbilder und Fürbitter grüßen dann

von den Wänden im Schiff

Ihre Brüder und Schwestern unsre lieben Heiligen. Es sind ausdrucksvolle gute Arbeiten alter und neuer Zeit, wertloser Kitsch ist nicht darunter. Besonders zu beachten: an dem Pfeiler in der Mitte - Himmelskönigin mit Lilienkrone, das * segnende Jesuskind mit großer Kaiserkrone, köstliche Darstellung, wohl 17 Jhd.; aus gleicher Zeit über der Eingangstür wachend - St. Margareta, die 'Drachenheilige', das Gegenstück - St. Michael an der Brüstung der Empore, 1854 für die Pfarrkirche erworben (woher?), 1922 ergänzt. Nicht zu übersehen: - St. Joseph, der Mann des gläubigen Vertrauens neben dem Altar der ** Schmerzhaften Mutter. Hier das Kleinod der Pfarrkirche, wohl ihr ältestes Kunstwerk, 1922 derselben geschenkt, das ergreifende Mahn= und Trostbild für alle Zeiten! - Von den vorzüglichen neuen





Glasgemälden

wurde das eine und andere schon erwähnt; im Zusammenhange sei hier die ganze Folge genannt, rechts auf dem Chor beginnend Darstellungen Christi; 1) der verheißene Erlöser auf den Armen der Mutter, 2) der jugendliche Christus, der Führer und König unserer Jugend, in dem zerfallenen Heidenwalle über Weingarten das Kreuz erhebend und zu seiner Nachfolge einladend, 3) *Christus als göttlicher Weingärtner seine Reben ans Kreuz bindend, während ein Engel dürres Gezweig ins Feuer wirft, 4) David der königliche Sänger, erschaut im Geiste den gekreuzigten Welterlöser, ein Geschenk des Kirchenchores zu seinem 50jährigen Jubiläum. Die Bilder vor dem Altar des Schmerzhaften Mutter ergänzen das Marienleben durch die Darstellungen der allerseligsten Jungfrau und der *Schirmfrau der Christen. - Neben dem Fenster in der Wand neuer Gedenkstein des hier beigesetzten, um die Erweiterung der Kirche durch den Altar der Schmerzhaften Mutter hochverdienten Zülpicher Landdechanten, Everhard Boßhammer aus Weingarten, 1594 - 1672; über ihn schreib Corsten in Geschichtliche Landeskunde, Bonn 1929.

In der Sakristei ein * prachtvoll gearbeitetes Rokoko=Messingkreuz. - Unser Heiligtum, die Partikel vom Kreuzholze Christi, wird (mit anderen hl. Reliquien) im Pfarrhause aufbewahrt und in der Oktav des Festes Kreuz-Auffindung und am Feste Kreuz-Erhöhung zur öffentlichen Verehrung ausgestellt. - Am Vorabende Beleuchtung des Kreuzwes auf dem Burgberge! In der

Beichtkapelle

ein ernstes Bußbild, die armen Seelen im Fegfeuer; ehemals Altarvorsatzbild. Zu beachten das alte wohl seit Jahrhunderten verehrte - * Missionskreuz, (siehe Festschrift Kreuz=Weingarten, Seite 7), der tote Christus ganz von Frieden umflossen. Sein Opfergeschenk, die Einsetzung des Bußsakramentes, nach Joh. 20, 22 - 23 über dem Eingang genannt.

In der

* Taufnische

Taufstein aus Eifelmarmor von Urft; vergleiche den Marmorsarkophag des sel. Hermann Josef zu Steinfeld. Deckel Holzschnitzerei: der Hl. Geist schwebt über den Wassern, Gen. 1, 2; Evgl. Joh. 3, 5. In dem Zierfenster: drei ineinandergefügte Ringe, Symbol der Dreieinigkeit; oben: das Vaterauge Gottes wacht über seinem Kinde. Kruzifix und Osterkerze, Erinnerung an Kreuzestod und Auferstehung Christi, die Quelle der Taufgnade. Schrifttext in der Laibung: Apg. II. Das Leben der ersten Christen das Vorbild aller Getauften.


Taufnische





Nebenan in der Ecke - auch nicht zu übersehen! - der von einem dörflichen Künstler mit vielem Geschick angefertigte, sehr aufnahmefähige Opferstock: 'Herr ich liebe die Zierde deines Hauses ...' Der

Friedhof

mit dem alten Friedhofskreuz von 1782 unter drei mächtigen Kastanienbäumen. Vielbeachtete von Weingartner Handwerksmeistern individuell geprägte - *Grabkreuze aus heimischem Material. Künstlerischer Gestalter Bernhard Becker. Schönste Uebersicht unten in der Mitte gegenüber dem - * Kriegerdenkmal. Dies von Pfr. Grasegger und Walter Korde: der auferstehende Christus und das absterbende Heidentum! Nebenbilder: Die Krieger im Felde und die Lieben daheim. Auf zwei Sintertafeln die Namen der zahlreichen Gefallenen der Pfarrgemeinde. Schöne Weiheschrift: 'Den Brüdern, die fürs Vaterland ihr Blut hingaben, zum Gedächtnis'! Indem wir in dieselbe den größten Toten, den Gottessohn, der für die ganze Welt sein Leben gab, einschließen, nehmen wir mit ihr Abschied vom heiligen Berg des Kreuzes zu Weingarten:

... ein kostbar Gut
ist ihr Vermächtnis, ein heiliges Gebot
der Treue und der Pflicht bis in den Tod,
damit wir glorreich einst sie wiedersehn,
wenn alles Fleisch wird auferstehn.





Euskirchener Volksblatt, Nr. 217, 17.9.1932.





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