Leben und Werk von Nikolaus Reinartz,
Pfarrer und Heimatforscher - Ein Projekt von Nikola-reinartz.de und Nikolaus-reinartz.de





Beziehungen des Jülichschen Herzogshauses zum Kloster Mariawald.
Von Nikola Reinartz.

Mariawald verdankt seine Blüte und Bedeutung gewiß auch der Gunst der Herzoge von Jülich, die das Kloster U. L. Frau auf dem Kermeter von Anfang an unter den besonderen Schutz ihres Hauses gestellt haben.

Es war in den Tagen, wo diese Fürsten noch gern ihren Sommeraufenthalt auf dem Schlosse zu Heimbach nahmen. Die Rechnungen des dortigen Burggrafenamtes, die das Düsseldorfer Staatsarchiv in fast lückenloser Folge von 1500 an aufbewahrt, haben uns darüber manch interessante und intime Züge erhalten. So hielt sich 1504 Herzog Wilhelm mit seinem Gefolge von 50 Pferden nach Maria Himmelfahrt dort 14 Tage lang auf. Und wieder 1505 Dienstag nach Maria Himmelfahrt, trat die Herzogin Sibilla von Brandenburg mit der gnädigen Jungfer, der Erbtochter Maria, und dem gemeinen Hausgesinde mit 76 Pferden in Heimbach ein. Mittwoch kam der Herzog nach, und an diesem Abend wurden 120 Pferde gefüttert. Die Herrschaften, sicher die Herzogin, verblieben bis zum Ende der dritten Woche. Am Montag nach ihrer Ankunft besuchten sie zusammen Mariawald, die Fürstin mit ihrer Tochter außerdem noch zweimal.

Bemerkenswert ist nun, in den Rechnungen des Burggrafenamtes genau mit Tag und Betrag gebucht zu lesen, was dabei an Opfer und Spenden für die Mönche abgefallen ist. Zunächst ersehen wir aus den Aufzeichnungen, daß die hohe Familie die gute Gewohnheit hatte, täglich der hl. Messe meist in der Schloßkapelle beizuwohnen und jedesmal ein Opfer zu spenden. „Guedestach myner gnedigen Frawen zo offergeld gegeven 1 alb“ beginnen die Angaben.



Ein albus, das war nun für eine Herzogin nicht eben viel; dafür kaufte man im Sommer 1505 in Heimbach ein halb Pfund frische Butter oder ein Dutzend Eier. Die Sache bessert sich denn auch sofort, als der Herzog selbst dabei ist. „Donerstach mynen gnedigen Hern ind Frawen zo offergeld gegeven 4 alb“; Vrydach sind es sogar 6, Saterdach 3, Sondach wieder 6 alb. „Mayndach“, wo der Besuch des Gottesdienst in Mariawald erfolgt, heißt es „mynen gnedigen Hern & Frawen zo offergeld gegeven zo unserer lieven Frawen zo Berscheit 7 alb“, es folgt aber der Zusatz: „myner gnedigen Frawen unser lieven Frawen overmitz des hayssmeister 1 honnischen Gulden gegeven“ 1); dafür konnte das Kloster sich schon ungefähr einen fetten Hammel kaufen oder 100 „hölze Schotteln“ 2) machen lassen. Mittwoch ritt dann der Herzog mit 26 Pferden zum Besuche Dietrichs von Manderscheid nach Schleiden, wo er bis Donnerstag blieb; das Offergeld war hier auch nicht mehr als 6 alb; allerdings erhielten die Schüler, an denen wohl der hohe Gast seine besondere Freude gehabt haben wird – man denkt an die freilich spätern Sturm und Sleidanus, dessen Vater übrigens aus Heimbach stammte – „zo speilgelde 1 honnisch gulden“. Von Spenden für Mariawald finden wir noch aufgezeichnet: „als U. Vr. Gnaden ind Junffer zu uns lieven Vrawen geynken 1 enkell 3), 2 honnisch gld. 6 alb“; das war nun schon ein fürstliches Geschenk wie auch die Abschiedsgabe von einem enkeln und einem honnisch gulden, die die Damen, als sie am Tage vor ihrer Abreise die Gnadenstätte nochmals besuchten, hinterließen, nachdem sie auch zwischendurch von ihrem Hausmeister noch drei honnisch Gulden dort hatten opfern lassen.

Herzog Wilhelm war aber nicht hinter ihnen zurückgeblieben. Bereits in der Fasten d. J. 1505 hatte er den Burggrafen angewiesen „den eirbaren unsen lieven andechtigen Prior & Convent unss (!) cloistern zu Marienwald up Berscheit van unsen wegen gelaiss vynsten zu machen 25 enklen gulden zu geben“, hatte aber zu Pfingsten folgendes Bitt- und Mahnschreiben erhalten: „Durchluychtige hochgeborne Furst, alre gnedichste leifste Her! So uyns F. Gn. haent gegeve de 3 fynstern zu uns lieven frawen chore eyn yeder van 25 goultgulden, der nyet me dan eyn betzalt en is, und der meister nu tzo etlichen tzielen umb dat gelt van den zween andern uns vast gemaent hat ind laisen maenen, bidden wir arme kynder U. F. Gn., arme ind willige dyener, dat U. F. Gn. bevelen willen, dat dem meister genoich geschee. Willen wir arme kynder von U. F. Gn. bidden den almechtigen, ast billig ist, dach ind nacht.“ Jedenfalls hat der Besuch im August auch der Besichtigung der Fenster gegolten, deren Bildnisse 4) die Namen der drei fürstlichen Personen tragen; daß sie verdienten Beifall gefunden haben, geht daraus hervor, daß Herzog Wilhelm vor seiner Abreise die Auszahlung der 50 goltgulden anwies. Auch das hohe, gotische Fenster, das sein Nachfolger Herzog Johann von Cleve 1513 stiftete 5), ist in den Rechnungen mit 30 Goltgulden = 60 Malter Roggen angeführt, ein unglaublich geringer Preis!

Die Dankbarkeit der Brüder kommt in dem Nachrufe zum Ausdruck, den sie ihren fürstlichen Gönnern in den heute unter den Beständen der Preußischen Staatsbibliothek in Berlin befindlichen Totenbüchern gewidmet haben, darin sie deren Wohltaten in umfassender Weise gedenken. Unter dem 5. September heißt es: Anno 1511 obiit illustris et generosus, devotus et in armis strenuus, pacificus et prudentissimus dominus Wilhelmus, dux Juliacensis etc., primus huius domus fundator, qui singularis amoris affectu erga Dei Genitricim tractus locum istum cum suis attinentiis et argis hic circumiacentibus dei Genitrici et huic loco libere donavit absque omni gravamine, et singularis semper fautor in multis et largis elemosinis ad subsidium fabricae nostrae com tribus fenestris in choro et clenodiis semper exstitit. – Es ist zu beachten, daß hier von den Brüdern der Herzog ausdrücklich „Gründer des Klosters“ genannt wird, wie er selber oben von „unserem Kloster“ spricht. An gleicher Stelle wird auch das große Jahrgedächtinis erwähnt, das der Nachfolger und Schwiegersohn des Verstorbenen, Herzog Johann von Cleve, auf Bitten und Drängen der Herzogin-Witwe Sibilla, von Brandenburg, für seine Schwiegereltern, sich selbst und seine Gemahlin, sowie ihre gesamten Vorfahren dem Kloster mit einer jährlichen Rente von vierzehn Malter Hafer an der herzoglichen Bannmühle zu Sötenich und zwei Ohm Weins von Heimbach und Ginnick stiftete.

Der geistige Einfluß, den das Kloster Mariawald in den religiösen Wirren des 16. und 17. Jahrhunderts ausgeübt hat, könnte wohl durch die Familienforschung weitere Aufklärung erfahren. In Heimbach ist der um das Jahr 1600 von Schleiden und Gemünd her stark bedrohte alte Glaube siegreich geblieben, und mancher Neuerer ist dort zu ihm zurückgekehrt. Die frommen Mönche auf dem Kermeter werden auch auf die religiöse Haltung des Jülichschen Herzoghauses nicht ohne Einfluß geblieben sein.

Kreuz-Weingarten.

Nikolaus Reinartz.





  1. Wohl der Hornische Postulatusgulden vgl. Scotti, Jülische Gesetze und Verordnungen I, 10, berechnet mit 3 mark oder 20 alb.

  2. Der billige Preis läßt auf eine schon damals in Heimbach entwickelte Holzindustrie schließen.

  3. Ein enkell Gulden wird mit 42 alb berechnet.

  4. Im Besitz des früheren Kaisers Wilhelm II.

  5. Jetzt in der St.-Stephans-Kirche in Norwich (England).





Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein, Heft 121, 1932, S. 135–136.


Annalen Stadtarchiv Düren

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