Leben und Werk von Nikolaus Reinartz, |
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Eifeler Kunstschätze und
ihre Schicksale Die Eifel, als das Land der Burgen und Schlösser und bis 1000 Jahre alter Kirchen, ist immer reich an wertvollen Kunstschätzen gewesen. Kulturkämpfe und Kriegswirren haben im Laufe der Jahrhunderte wohl manches Kunstwerk abhanden kommen lassen, trotzdem sind aber heute noch Kunstschätze von ungeheurem Wert vorhanden. Man bewundere nur die wertvollen Reliquienbehälter, gemalte Glasfenster, Paramente, Altäre, Bibliotheken aus der Zeit des frühen Mittelalters und noch früher. Erfreulicherweise konnten, besonders aus Museen, zahlreiche Kunstschätze vor Verlust geschützt werden. Sehr groß ist aber auch die Zahl der in Privatbesitz befindlichen Kunstschätze. Sehr reich an Kunstschätzen waren die Klöster Mariawald und Steinfeld im Kreise Schleiden. Als Mariawald im Jahre 1794 der Franzoseninvasion zum Opfer fiel, gingen viele Kunstwerke verloren. Die mehr als 1000 Bände starke Bibliothek verschwand. Teile davon befinden sich in Amerika, England, Spanien und Belgien. Die Stefanskirche in Norwich (England) hat ein Fenster, das aus Teilen von zwei Kirchenfenstern aus Mariawald zusammengesetzt ist. Der rechte Teil des Fensters war eine Stiftung des Johann von Gottes Gnaden, ältester Sohn von Cleve, Herzog zu Jülich und Berg, Graf zu der Mark, Ravensburg und Katzenellenbogen, 1513. Die Stifter des anderen Teiles des Fensters waren die beiden Dietrich von Manderscheid. Das Fenster ist geziert mit dem Manderscheider Wappen und der Jahreszahl 1506. Mit ganz wenigen Ausnahmen fielen auch die Kunstschätze der früheren Prämonstratenserabtei Steinfeld in fremde Hände oder der Vernichtung anheim. Während der Säkularisation im Jahre 1802 warfen die Franzosen die wertvolle Bibliothek auf den Klosterhof, wo sie dann allgemeines Raubgut wurde. Von den mittelalterlichen Foliobänden wurden die Lederdeckel abgeschnitten, um damit Stiefel und Schuhe zu besohlen. Der übrige Teil der Bücher wurde mit nach Hause genommen, um damit die Oefen zu heizen. Ein harter Verlust für die Abtei war das Verschwinden der 26 dreigeteilten Glasfenster aus dem Kreuzgang des Hauses. Die Fenster zeigten eine farbenreiche Bilderbibel mit 60 Hauptbildern. Bis 1908 galten die wunderbaren Glasfenster als verschwunden. Pfarrer Reinartz (Kreuzweingarten) entdeckte dann einen großen Teil der Fensterscheiben der Kirchen von Steinfeld und Mariawald im Victoria-Albert-Museum in London. Wie groß der kunsthistorische Wert dieser Glasgemälde ist, ergibt sich schon daraus, daß bei der Londoner Versteigerung eines der Steinfelder Fenster 540000 Mark einbrachte. Nach Paris kam der kostbare Schrein des hl. Potentius, dessen Gebeine am 18. Juni 920 nach Steinfeld übertragen wurden. Von den vielen guten Gemälden der Abtei war das wertvollste eine Kreuzigung von Schorel (signiert 1530), das sich im Rheinischen Provinzialmuseum in Bonn befindet. Ein Belgier erwarb das kunstreiche Getäfel des Refektoriums für 600 Taler und verkaufte es nachher an einen Engländer für 1600 Taler. Das gleiche Schicksal erlebten auch die Kunstgegenstände der Benediktinerabtei Prüm. Auch hier ist ein großer Teil der Gold- und Silberschätze verschwunden; auch Altäre und kostbare Gewänder. In der Trierer Stadtbibliothek befinden sich das Chariular und die alte Kopie des Cäsarius aus dem 17. Jahrhundert. Das Koblenzer Staats-Archiv verwahrt das Autographon des Cäsarius. Die Franzoseninvasion ließ auch das wertvolle rote Buch des Niederprümer Nonnenklosters, ein mit vielen Wappen geziertes Urkundenbuch, nach Paris wandern. Das Schicksal hat auch manchen Kunstschatz aus Eifeler Burgen und Schlössern ins Ausland gehen lassen. So nahm die gräfliche Familie von Blankenheim auf ihrer Flucht nach Böhmen im Jahre 1794 mehr als 30 Reliquiare mit, darunter auch die Büste des hl. Georg. Letztere kam 1821 jedoch wieder nach Blankenheim zurück, die anderen wurden unter die Mitglieder der Familie des Fürsten Lobkowitz verteilt. Auch eine vergoldete und mit vielen Edelsteinen verzierte Monstranz fand den Weg zu dem böhmischen Grafen Sternberg, dem Gatten der letzten Blankenheimer Gräfin Auguste. Unter den regierenden Grafen von Blankenheim zeichneten einige sich durch eine eifrige Sammeltätigkeit aus. Kunstschätze und Altertümer füllten mehrere Säle der weiten Burg. Um 1570 ließ Graf Hermann von Blankenheim im Schloß ein Museum errichten, das sehr reich war an Gegenständen römischen, heidnischen und christlichen Ursprungs. Die Sammlung war so groß, daß eine Beschreibung davon 40 Folioseiten umfaßte. Nach und nach schwand das Interesse für diese Sammlung, bis sie später dem Kölner Professor Wallraf zum Geschenk gemacht wurde. Die Blankenheimer Gegenstände gehörten auch zu den ersten Anfängen des Kölner Wallraf-Richartz-Museums. Auch die Bevölkerung der Blankenheimer Gegend erwarb einen Teil der Kunstgegenstände, von denen Ende des Jahrhunderts ein großer Teil wieder aufgekauft und nach Böhmen geschickt wurde. Die berühmte Bibliothek des Blankenheimer Schlosses wurde auch in viele Länder zerstreut. Die Pariser Nationalbibliothek zeigt einen Teil der Werke unter der Ueberschrift Blankenheimensia; der größte Teil der Bibliothek ging an den Hof des böhmischen Grafen Sternberg. Aber auch viele geistliche Stiftungen fielen dem Wandel der Zeiten zum Opfer. Viele Kunstschätze wurden jedoch noch für die Nachwelt gerettet, sie zieren heute deutsche Museen, wieder andere befinden sich in Privatbesitz, und ein nicht geringer Teil machte wieder den Weg ins Ausland. Handgeschriebene Bücher des Alten und Neuen Testaments aus Eifeler Klöstern finden wir in Maria Lyskirchen in Köln, im Münster in Essen und in den Staatsbibliotheken Trier und Gotha. Viele Kunstschätze haben auch in die Eifeler Heimatmuseen Eingang gefunden. Die letzten Jahrzehnte brachten nämlich eine bedeutende Zahl neuer Museen und eine Bereicherung der vorhandenen Museen. Man findet dort Gegenstände von hohem Wert und Alter, und manches wertvolle Stück hat bei der Erforschung uralter Bräuche und Sippen Pate gestanden. Die Aufklärung der Bevölkerung über diese Kunstschätze, von denen viele noch in Privathänden sind und dadurch der Allgemeinheit und Wissenschaft unbekannt bleiben, läßt hoffen, daß doch noch mancher Gegenstand seinen Weg in ein Museum finden wird. Esser |
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Zwischen Eifel und Ville, Heimatblätter für die Kreise Euskirchen und Schleiden, Nr. 14, S. 53-54, Dezember 1951. |
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Veröffentlichungen | Abtei
Steinfeld und die Steinfelder Fenster
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