Leben und Werk von Nikolaus Reinartz,
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Die Gründung Mariawalds
und der Sagenkranz um das Heimbacher Gnadenbild
Eine Untersuchung aus dem Grenzgebiet von Sage und Geschichte
Von Dr. Reinhold Heinen (Berg vor Nideggen)

D. Radermächers Gründungsgeschichte ist eine Gründungssage

D. 1. Fast jedes Gnadenbild und jedes Kloster hat seine Gründungssage.

Unser Volk hat alle Erscheinungen von besonderer Bedeutung, aber auch unendlich viele kleine Dinge mit einem reichen Kranz von Sagen umgeben, in denen seine gesunde Phantasie sich auswirkt. Sie gehören zu den wertvollsten Schätzen unseres Volkstums und gerade unsere Gegend ist auch heute noch daran besonders reich. Dabei spielen die Sagen um Klostergründungen und Gnadenbilder eine besondere Rolle. Es wäre auffallend, wenn Mariawald dabei eine Ausnahme machen würde.


Klostergründungssagen

Um fast jede Klostergründung – auch unserer Heimat rankt sich irgend eine Sage, wie folgende knappe Auslese aus einer großen Anzahl zeigt:

Schwarzenbroich (untergegangen): Der heilige Matthias gibt dem Grafen von Wenau im Traum auf einer Jagdrast den Befehl zum Bau des Klosters. (Hoffmann, Zur Volkskunde des Jülicher Landes, 2. Bd.; Sagen aus dem Indegebiet, 1914, S. 57ff.; Zaunert, Rheinlands Sagen, 1924, 1. Bd., S. 127; J. Schwarz in den Heimatblättern der Dürener Zeitung, 1925, S. 211).

Wenau (untergegangen): Ein Edelfräulein und ein junger Ritter, die wegen des Widerstandes der Eltern nicht heiraten können, beschließen den Bau je eines Frauen- und Männerklosters, um dort ihre Tage in Frömmigkeit zu verbringen. (Hoffmann, Bd. 2, S. 799ff.; Zaunert, Bd. 1, S. 127).

Hoven bei Zülpich: Ein Schäfer findet in einem hohlen Baumstamm ein aus Wurzeln zusammengewachsenes heilige Kreuz. (Hellen im Führer durch Zülpich), 1909, S. 51; Heusgen, Geschichte des Dorfes und Klosters Hoven bei Zülpich, 1930, S. 44).

Schillingskapellen bei Heimerzheim (untergegangen): Ein Ritter findet auf der Jagd in einer Hecke ein Muttergottesbild zwischen zwei brennenden Kerzen und baut dort eine Kapelle, die Anlaß zu Gründung des Klosters wird. (Schorn, Eiflia Sacra, Bd. 2. S. 499).

Heisterbach (untergegangen): Die Muttergottes gibt dem Abt im Traum den Befehl, das Kloster dort zu bauen, wo er im Schnee einen blühenden Rosenstock finden wird. (Zaunert, Bd. 2, S. 12f).

Tönisstein bei Brohl (untergegangen): Hirten finden in einem brennenden Dornbusch ein Bild der Schmerzhaften Muttergottes. Das Bild kehrt aus der Kirche zu Kell, wohin es gebracht wird, in den Dornenstrauch zurück. Dort wird eine Kapelle und später ein Kloster errichtet. (Schorn, 2. Bd., S. 641 f.).

Disibodenberg an der Nahe (untergegangen): Disobodus steckt auf der Flucht seinen Wanderstab in die Erde, der zu grünen beginnt. Das ist die Stelle, die ihm ein Traum als Bauplatz des neuen Klosters gezeigt hat. (Zaunert, Bd. 2, S. 89).


Gnadenbildersagen

Mit den Gnadenbildern, die immer etwas Geheimnisvolles an sich haben, beschäftigt sich die Phantasie unseres Volkes besonders lebhaft. „Sehr häufig findet sich ... die Legende, daß man ... in einem Baum ein Muttergottesbild fand, oder eine Maria „Zur Stauden“ im dichten Gebüsch ... An derartigen Stellen wurden sehr oft Bildstöcke, Kapellen, Kirchen errichtet. Um die Entstehung solcher Heiligtümer webt das Wunder, und Legenden dieser Art haben sich bis auf den heutigen Tag im Rheinland sehr zahlreich erhalten ... Der Ort, wo ein Gotteshaus oder Kloster stehen soll, wird oft durch ein Wunder gewiesen ... Solche Sagen hat auch das rheinische Volk noch heute in Hülle und Fülle“, stellt Zaunert (Bd. 1, S. 19ff.) fest. Eine Reihe von Belegen dazu aus unserer Gegend wird später (siehe Nr. 4 dieses Kapitals) mitgeteilt werden, die Zaunerts Ausführungen in vollem Umfange bestätigen.

Hier kommt es zunächst nur auf die Feststellung an, daß sich an die Gründung von Klöstern und an das Auftauchen von Gnadenbildern auch in unserer Gegend fast regelmäßig zahlreiche Sagen anknüpfen und daß infolgedessen alle Nachrichten darüber von den Historikern mit Vorsicht aufgenommen werden müssen, soweit sie nicht durch einwandfreie Urkunden bewiesen sind. Solche einwandfreien Unterlagen sind für die Vorgänge vor der Gründung des Klosters Mariawald und für die Herkunft des Heimbacher Gnadenbildes nicht vorhanden, wie die obigen Erörterungen bewiesen haben, die ernste Zweifel an der Zuverlässigkeit der einzigen Quelle, nämlich der Niederschrift Radermächers, begründet erscheinen lassen.





Heimatblätter, Beilage zur Dürener Zeitung, Nr. 19, S. 145-149, 20.9.1934; Nr. 20, S. 153-156, 4.10.1934; Nr. 21, S. 162-165, 18.10.1934; Nr. 22, S. 170-172, 31.10.1934; Nr. 23, S. 181-183, 15.11.1934.


D. 2. Radermächers „Urkunde“ die Aufzeichnung einer Gründungssage?


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