Leben und Werk von Nikolaus Reinartz,
Pfarrer und Heimatforscher - Ein Projekt von Nikola-reinartz.de und Nikolaus-reinartz.de

Die Gründung Mariawalds
und der Sagenkranz um das Heimbacher Gnadenbild
Eine Untersuchung aus dem Grenzgebiet von Sage und Geschichte
Von Dr. Reinhold Heinen (Berg vor Nideggen)

D. 2. Radermächers „Urkunde“ die Aufzeichnung einer Gründungssage?

Die Schilderung Radermächers liegt ganz in dem Rahmen, in dem sich diese häufigen Gründungs- und Gnadenbild-Sagen bewegen. Das ergibt sich noch klarer bei einer Einordnung auch der anderen Sagen, die sich um die Gründung von Mariawald und die Herkunft des Gnadenbildes gebildet haben, in das von Radermächer gezeichnete Bild (Vergleiche Nr. 4 dieses Kapitels: Der Kauf eines Marienbildes durch einen armen Strohdachdecker, der sich das Geld dazu erst leihen muß, die Aufstellung des Bildes an einer einsamen Stelle im Wald, der Wechsel seines Standortes (bei Radermächer nach dem Willen Fluitters, in den anderen Heimbacher Sagen nach dem Willen des Bildes), die Wunderzeichen, das Weinen und Wimmern des Bildes, die Niederlassung Fluitters als Klausner bei seinem Bild, Mißtrauen und Schwierigkeiten bei kirchlichen Stellen – das alles sind Motive, die in zahlreichen Sagen wiederkehren und die daher keineswegs nur der Mariawalder Gründungsgeschichte eigen sind. Diese Motive leben in unserem Volke, lebten zweifellos noch stärker vor 400 Jahren, und sind von ihm in wechselnder Auswahl, Reihenfolge und Verknüpfung zu Gründungssagen verarbeitet worden.

Man könnte sich also mit der einfachen Feststellung begnügen, daß die Aufzeichnungen Radermächers, soweit sie die Vorgänge vor dem Einsetzen der urkundlichen Nachweise – also vor dem Kapellenbau Duimgens – betrifft, lediglich die Niederschrift dessen ist, was das Volk sich in den bis zu diesem Zeitpunkt verflossenen rund 50 Jahren als Gründungssage für Mariawald und als Herkunftssage für das Gnadenbild zusammengedichtet hatte. Es scheint jedoch eine andere Unterlage für Radermächers Aufzeichnungen benutzt worden zu sein und das ist die Gründungsgeschichte des Klosters Eberhardsklausen bei Piesport an der Mosel.

Heimatblätter, Beilage zur Dürener Zeitung, Nr. 19, S. 145-149, 20.9.1934; Nr. 20, S. 153-156, 4.10.1934; Nr. 21, S. 162-165, 18.10.1934; Nr. 22, S. 170-172, 31.10.1934; Nr. 23, S. 181-183, 15.11.1934.

D. 3. Radermächers Aufzeichnung überträgt die Gründungsgeschichte von Eberhardsklausen auf Mariawald

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